Klub-WM:Die MSN-Frage

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Barcelona bangt um den Besten: Lionel Messi leidet an einer Nierenkolik (Foto: Juan Medina/Reuters)

Im Finale um die Klub-Weltmeisterschaft fordert River Plate Buenos Aires den großen Favoriten FC Barcelona heraus. Die Spanier bangen noch um Messi und Neymar.

Seinen berühmten Spitznamen hat der Club Atlético River Plate, der Gegner des großen FC Barcelona im Finale der Klub-WM (Sonntag, 11.30 Uhr), bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verliehen bekommen: Los Millionarios. Die Millionäre also. Das lag an einem Einkaufsrausch des Teams aus Buenos Aires in dieser Zeit - auch wenn der heute eher als Räuschchen anmuten mag: Carlos Peucelle wechselte für 10 000 Dollar von Sportivo Buenos Aires zu River, Bernabre Ferreyra kam für 35 000 Dollar von Tigre - damals eben viel Geld.

Auch wenn in der Folge andere berühmte Spieler wie Alfredo di Stefano oder Hernan Crespo für River kickten und der Klub mit dem roten Diagonalstreifen auf dem weißen Trikot in diesem Jahr die südamerikanische Champions League Copa Libertadores gewann, die Zeiten haben sich geändert: Die Millionarios des Weltfußballs verdienen inzwischen alle in Europa ihr Geld.

Unter anderem eben beim Finalgegner, dem FC Barcelona, der sich als Champions-League-Sieger für die Klub-WM qualifiziert hat. Er besitzt das wohl stärkste Angreifertrio der Welt, das sie in Spanien "MSN" getauft haben: Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar da Silva Santos Júnior. Ein Grund, siegessicher zu sein, ist das für deren Mitspieler Andrés Iniesta aber noch nicht: "Wir sind zwei gute Teams und treffen uns im Finale - das ist nie einfach."

Besonders, wenn das Sturmtrio "MSN" auf dem Weg zum möglichen dritten Triumph der Katalanen bei der Klub-WM Sorgen macht. Die drei Musketiere werden in diesen Tagen in Yokohama, wo die Spiele um den Weltpokal stattfinden, zu den drei Fragezeichen: Lionel Messi leidet an einer Nierenkolik, Neymar hat Leistenprobleme. Ob die beiden im Finale mitwirken können, steht nicht fest. Einzig Luis Suárez verbreitet Hoffnung: Im Halbfinale schoss er Asien-Vertreter Guangzhou Evergrande mit einem Dreierpack aus dem Turnier (3:0).

Messi selbst kennt seine Nieren vermutlich am besten, und so hat er seinen Fans auf Facebook unter der Woche seine Zuversicht auf einen Einsatz gegen die Argentinier vermittelt: "Ich hoffe, dass es mir besser geht und ich im Finale helfen kann." Wie Neymar verpasste er das Halbfinale. "Wir wissen es noch nicht, ob sie für das Finale fit sind. Niemand weiß es, weder ich noch sie", sagte Barca-Coach Luis Enrique direkt nach der Partie. Am Samstag hörte er sich schon optimistischer an: "Beiden geht es besser." Eines dürfte dennoch feststehen: Sollte auch nur ein kleines Restrisiko bestehen, wird Enrique seine Stars schonen.

Zumal Barca ja ohne Messi und Neymar ungefährdet gegen die vom ehemaligen brasilianischen Nationalcoach Felipe Scolari trainierten Chinesen ins Endspiel einzog. Suárez gelang dabei der erste Dreierpack in der Geschichte der Klub-WM. Im bis 2004 ausgetragenen Weltpokal hatte dies nur Pelé 1962 geschafft.

Finalgegner River Plate jedenfalls hatte viel mehr Mühe in der Vorschlussrunde gegen die Japaner von Sanfrecce Hiroshima. Angreifer Lucas Alario stellte in der 72. Minute den 1:0-Sieg klar. Vor 29 Jahren gewannen die Argentinier bisher zum einzigen Mal in ihrer Vereinsgeschichte den Weltpokal gegen Steaua Bukarest. Barcelona ist also klarer Favorit gegen das Team, das erst seit drei Jahren wieder in der ersten argentinischen Liga spielt, nachdem es 2011 erstmals in 110 Jahren Vereinsbeständigkeit abgestiegen war.

Dass die Bezeichnung Millionarios inzwischen nicht mehr viel mehr ist als ein Vereinsspitzname, merkten sie bei River Plate nach dem Gewinn der Copa Libertadores im Sommer. Die Leistungsträger zog es alle nach Europa: Der vormalige Abwehrchef Ramiro Funes Mori verteidigt inzwischen beim FC Everton, die Stürmer Teófilo Gutierrez (Sporting Lissabon) und Fernando Cavenaghi (Apoel Nikosia) schießen ihre Tore ebenfalls jenseits des Atlantiks. Und Rivers großes Talent im defensiven Mittelfeld, der 22-jährige Matías Kranevitter, ist zwar noch da. Allerdings nur noch bis zum 31. Dezember: Ab dem nächsten Jahr kickt er für Atlético Madrid. Den stärksten Gegner um die Meisterschaft kennt er dann schon. Vielleicht sogar als Besieger.

© SZ vom 20.12.2015 / SZ/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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