Die Überraschung war geglückt. Um 8.02 Uhr hatte die Nürnberger Geschäftsstelle zur „Vorstellung des neuen Cheftrainers“ eingeladen. Und nicht einmal zwei Stunden später saß den herbeigeeilten Journalisten ein Mann gegenüber, der 34 Länderspiele mehr als Franz Beckenbauer für die Nationalelf im Lebenslauf stehen hat und mit 71 Toren ihr Rekordschütze ist: Miroslav Klose ist also tatsächlich der neue Trainer des FCN. Der Club hat recht flott einen Nachfolger für Cristian Fiél (jetzt Hertha BSC Berlin) gefunden.
„Ich kenne ihn schon viele Jahre“, sagte der ebenfalls neue Sportvorstand Joti Chatzialexiou und lobte nicht nur die „Menschlichkeit“ und „Bodenständigkeit“ Kloses, sondern auch dessen fachliche Eignung. Klose mache mit „großer Leidenschaft junge Spieler“ besser und sei mithin der richtige Mann, um den Club als Ausbildungsverein weiterzuentwickeln: „Er bringt alles mit, um national und international ein toller Trainer zu werden.“

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Belgiens deutscher Coach Domenico Tedesco spricht vor dem EM-Start über besondere Fähigkeiten seines besten Spielers, er weist Vorurteile über seinen Arbeitsstil von sich – und äußert sich positiv über Nagelsmann.
Gefragt, für welche Spielidee er stehe, referierte Klose („Es hat sofort gepasst“) dann selbst so manches – Ballbesitzfußball, attraktive Spielweise –, was zuvor schon als Anforderungsprofil für jeden Club-Trainer definiert worden war. Zudem stehe er für „Dynamik“ und damit das Attribut, das dem Club-Fußball zuletzt abging. Im Übrigen habe jeder junge Spieler, der mitziehe, „meine beiden Arme auf der Schulter“, sagte Klose. Für ihn selbst sei ein wichtiger Grund für den anstehenden Umzug ins Fränkische gewesen, dass dort ein Stadion steht, in dem es „so laut ist, dass man sein eigenes Wort“ nicht vernehmen könne. Klose hat das früher offenbar nicht nur als Spieler des FC Bayern erlebt, die in Nürnberg traditionell laute und weniger freundliche 90 Minuten erwarten, sondern auch im Dress von Werder und Kaiserslautern, für die Klose ebenfalls spielte.
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Man darf davon ausgehen, dass auch Klose gerne wieder in die Liga zurückkehren würde, in der er damals spielte und die Chatzialexiou am Dienstag mit der Wendung umkreiste, man wolle „Anlauf nehmen, um größere Dinge zu erreichen“. Klose selbst hält den Wunsch nach einem Aufstieg schon in der kommenden Saison einstweilen für „vermessen“ und hat in Nürnberg einen Zweijahresvertrag unterschrieben. In den kommenden Tagen will er Gespräche mit möglichen neuen Spielern führen, besonders im zuletzt so oft harmlosen Angriff sind Planstellen offen.
Der frühere Weltklassestürmer Klose soll auch den harmlosen Club-Angriff in Form kriegen
Viel mehr war nicht zu erfahren vom freundlichen Klose, der ja schon als Spieler eher durch schöne und viele Tore auffiel als durch Statements, die im Gedächtnis geblieben wären. Das finden allerdings Journalisten möglicherweise beklagenswerter als die Fußballfans, bei denen Klose im Gegensatz zu manchem Lautsprecher seiner Generation immer sehr beliebt war. 2018 startete der 137-malige Nationalspieler schließlich seine Trainerkarriere bei der U17 des FC Bayern, wo er zusammen mit Hermann Gerland in der Saison 2020/2021 Co-Trainer von Hansi Flick wurde.
Mindestens so karrierefördernd wie die anschließenden neun Monate beim Vorarlberger Erstligisten SCR Altach dürften derweil Kloses erste Schritte als Trainer gewesen sein. Von 2016 an leistete der heute 46-Jährige beim DFB ein individuelles Ausbildungsprogramm, um später Lizenzen als Trainer und Fußballlehrer zu erwerben. Dabei fiel er dem damaligen sportlichen Leiter des DFB auf: Joti Chatzialexiou. Der 48-Jährige hat Klose nun zum Club geholt.