Süddeutsche Zeitung

Klopp und Zorc verlängern in Dortmund:Ein Signal an die Bundesliga

Borussia Dortmund verlängert die Verträge mit Trainer Jürgen Klopp und Sportdirektor Michael Zorc vorzeitig bis 2016, für Klopp war die Entscheidung pro BVB "wirklich sehr einfach". Besonders der neue Kontrakt mit dem Trainer soll in den Verhandlungen mit einigen Spielern Signalwirkung haben - ein Stürmer könnte den Verein trotzdem noch verlassen.

Freddie Röckenhaus, Dortmund

Für den jüngsten Coup an der Vertragsfront durfte es ein wenig Wiedervereinigungs-Rhetorik sein - allerdings ganz ohne vorherige Trennung: "Es bleibt zusammen, was zusammengehört", sagte Borussia Dortmunds Vorstands-Boss Hans-Joachim Watzke. Bis 2016 laufen ab sofort die Arbeitsverträge von Trainer Jürgen Klopp und Sportdirektor Michael Zorc, die beide bislang bis 2014 gebunden waren.

"Sich für Dortmund zu entscheiden, ist wirklich sehr einfach", sagte Klopp am Montag bei Bekanntgabe: "Es gibt wohl keine zehn Trainer auf der Welt, die diese Gelegenheit nicht ergriffen hätten."

Mit Klopp verlängern auch seine Assistenten Zeljko Buvac und Peter Krawietz. Der Zeitpunkt der Vertragsverlängerung kommt überraschend, offenbar auch für Klopp: "2014 ist ja auch nicht gerade übermorgen. Aber wir nehmen es als riesigen Vertrauensvorschuss des Vereins. So etwas ist in diesem Trainergeschäft ja nun wirklich außergewöhnlich, wo es Klubs meist eher darum geht, sich bei den Laufzeiten Türchen offen zu halten."

Für Dortmund dürfte die Verlängerung von und mit Klopp eine ähnliche Signalwirkung nach innen und außen haben wie jüngst die Nachricht des 17-Millionen-Euro-Transfers von Marco Reus im Sommer 2012 aus Gladbach zurück zu seinem Heimatklub. Immer wieder hatte zum Beispiel der FC Bayern den Trainer Klopp, 43, als möglichen Nachfolger von Jupp Heynckes, 66, im Gerüchte-Spiel gehalten.

So vernehmlich, dass eine Fortsetzung des Flirts für Unruhe bei Borussia hätte sorgen können. Dem scheint nun ein Riegel vorgeschoben worden zu sein. Klopps Vertrag enthält keine Ausstiegsklausel. Offenbar war das oft lancierte Thema, Klopp könne nach der WM 2014 nach München wechseln, ein Grund, die Vertragslaufzeit früh zu erweitern.

Dortmunds sportlicher Manager Michael Zorc, dem eine Serie gelungener Transfers glückte - beispielsweise die Verpflichtung des Japaners Shinji Kagawa für vergleichsweise lächerliche 350 000 Euro Ablöse - wertete vor allem die Verlängerung mit Klopp als Signal. "Gerade für junge Spieler ist es wichtig zu sehen: Es lohnt sich, auch über 2014 hinaus in Dortmund dabei zu sein. Wir arbeiten hier kontinuierlich weiter."

Zorc, Klopp und Vorstandschef Watzke gelten auch privat als gut befreundet. "Wir werden in den kommenden viereinhalb Jahren sicher auch mal Probleme haben", meinte Klopp, "aber die werden wir dann gemeinsam lösen. Es gibt hier eine wunderbare Verbindung aus so etwas wie freundschaftlicher Verbundenheit und großer inhaltlicher Qualität."

Watzke kommentierte die Verlängerung trocken: "Der BVB ist der beste Klub für Jürgen. Und Jürgen ist sowieso der beste Trainer von allen." In jedem Fall stimmt die Chronologie: Klopp kam 2008 aus Mainz zum BVB. Im ersten Jahr erreichte er Platz sechs, im zweiten Platz fünf und die Qualifikation zur Europa League, 2011 wurde Dortmund Meister.

"Wir wollen einen Punkt erreichen, an dem kein junger Spieler mehr den BVB verlassen muss, um Erfolg zu haben", hatte Klopp bereits im Winter 2009 als Parole ausgegeben. Jetzt sagt er: "Wir stehen hier in Dortmund erst am Anfang unserer Entwicklung." Seine Vertragsverlängerung dürfte auf mehrere junge Spieler, mit denen Zorc gerade über Verlängerungen spricht, große Wirkung haben. Das sollte vor allem für die jungen Mittelfeldspieler Mario Götze und Shinji Kagawa gelten. "Ich nehme mich nicht so wichtig", sagt Klopp allerdings, "dass ich das wichtigste Argument für einen Spieler bin, in Dortmund zu spielen."

Es komme immer darauf an, das "Gesamtpaket Dortmund" zu sehen; damit meint Klopp nicht nur die Stadion-Atmosphäre, "mit 80 000 Leuten, die mächtig Spaß in den Backen haben", sondern auch, "dass es auch sehr ansehnlich ist, was ein Spieler bei uns verdienen kann, auch wenn es woanders vielleicht mehr gibt."

Trotzdem muss sich Michael Zorc derzeit mit einem Transfergeschäft befassen. Stürmer Lucas Barrios will weg, weil er weiterhin keine realistischen Chancen sieht, an Robert Lewandowski vorbei zu kommen. "Es gibt mehrere Interessenten, aber keiner ist bisher bereit, die von uns vorgesehene Ablösesumme zu bezahlen. Es bewegt sich etwas - es kann aber durchaus sein, dass wir Lucas behalten."

Zehn Millionen Euro fordert Dortmund als Minimum. Der FC Fulham und Queens Park Rangers aus der Premier League sollen mit Geboten bisher nur bei etwa sieben Millionen liegen. Die Transferphase endet an diesem Dienstag um Mitternacht.

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SZ vom 31.01.2012/mkoh
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