Liverpool gegen City in der Premier League:Guardiola und Klopp sticheln sich warm

Premier League: Die Trainer Jürgen Klopp (FC Liverpool) und Pep Guardiola (Manchester City)

Guardiola (rechts) gegen Klopp, City gegen Liverpool - es gibt derzeit nichts Größeres auf der Insel.

(Foto: Phil Noble/Reuters)
  • Am Sonntag steigt in der Premier League das große Duell zwischen Liverpool und ManCity.
  • City liegt derzeit weit hinter Klopps Team zurück, weshalb Pep Guardiola schon Pychotricks anwenden muss.

Von Jonas Beckenkamp

Ein kleines bisschen hat sich Jürgen Klopp doch locken lassen, als es im Vorlauf auf das Super-Riesen-Mega-Duell am Sonntag zwischen Liverpool und ManCity um die Gepflogenheiten auf dem Fußballfeld ging. Pep Guardiola, sein Widersacher und Schäkerfreund, hatte über Klopps Stürmer Sadio Mané ein paar verbale Nickligkeiten in die Welt gesetzt. Sein Versuch, das größtmögliche Duell auf der Insel vorab anzuheizen, war gelungen. Es reichten ein paar Sätze, in denen er nach dem vergangenen Spieltag den Angreifer aus dem Senegal dezent der Schauspielerei bezichtigte.

Kontaktarme Purzelsucht ist in England so gerne gesehen wie alkoholfreie Pints, deshalb saß Guardiolas Spitze: "Manchmal macht er Schwalben, manchmal hat er das Talent, unglaubliche Tore in der letzten Minute zu erzielen", zündelte der Katalane Richtung Mané, der zuletzt tatsächlich einmal Gelb sah, weil er gegen Aston Villa etwas zu auffällig dahinsank. Jürgen Klopp antwortete prompt, er finde solche Vorwürfe "nicht besonders nett, um ehrlich zu sein", und dann schickte er Guardiola noch einen Gruß, der in eine ähnliche Kerbe schlug. "Ich verspreche, nicht die taktischen Fouls zu erwähnen." Ein Satz voller Ironie, den Return über so manch absichtlichen Zupfer in der Rückwärtsbewegung bei City konnte er sich nicht verkneifen.

Klopp und Guardiola im Rededuell

Man muss diese Frotzeleien nicht überbewerten, die gehören vor solch bedeutsamen Partien samt medialem Hochfahren dazu. Trotzdem liefern sie Einblicke in die Angespanntheit der beiden Trainer vor dem Showdown am Sonntagabend (17.30 Uhr, Liveticker SZ.de). Klopp gegen Guardiola, dieser Schwergewichtsfight der Emotionsmenschen, elektrisiert die Premier League und es wäre ja schade, wenn vorab gar nichts los wäre. Insbesondere für den Gäste-Trainer aus Manchester ist die Lage verzwickt, denn City hat sich mit einigen Schlampigkeiten zu Saisonbeginn in eine gewisse Schieflage manövriert. Sechs Punkte liegt der Meister bereits hinter Liverpool, das seinerseits so wirkt, als wolle es schlicht alle Spiele dieser Saison gewinnen.

31 Punkte aus elf Partien hat Klopp mit seiner Elf geholt, es sind beeindruckende Zahlen. Besser geht ja kaum. Aber eine ähnliche Ausbeute erreichte man auch in der Vor-Saison - und trotzdem reichte es gegen Guardiolas 98-Punkte-City nicht zur Meisterschaft. Mittlerweile haben die "Reds" saisonübergeifend seit 28 Ligaspielen nicht mehr verloren. Die letzte Niederlage gab es am 3. Januar, damals kostete ein 1:2 bei ManCity Klopp vermutlich den Titel. An der Anfield Road ist Liverpool in der Liga gar seit dem 23. April 2017 unbesiegt. Kein Wunder, dass Klopps Klub derzeit über den Dingen schwebt. "Wir müssen unser bestes Spiel spielen. Jeder im Stadion muss in absoluter Topform sein", sagte Klopp mit Blick auf Sonntag und er meinte wirklich ganz Liverpool: "Die Jungs, die die Hot-Dogs verkaufen, müssen in Topform sein."

Der LFC-Coach hatte also auch Zeit für Scherze, dabei geht es doch um so viel. "Wir müssen auf keinen Fall die Besonderheit des Spiels betonen, weil die ist offensichtlich", fand Klopp: "Aber es auf ein Normalmaß zurechtzustutzen, wäre auch irgendwie doof. Du kannst dich nicht auf das nächste Level hieven, um eins der besten Teams der Welt zu schlagen, ohne dass man sich komplett darauf einlässt. Und das hat mit Emotion zu tun."

Klopp hat Liverpool auf ein neues Niveau gehievt

Fußball für alle Sinne, den gibt es unter Klopp eigentlich fast immer, zum Beispiel auch vergangene Woche, als gegen Villa wieder einmal ein Comeback nach kloppscher Art gelang. Das 2:1 durch eben jenen Grenzgänger Sadio Mané fiel in der Nachspielzeit. Klopp fand das Spiel "richtig zufriedenstellend", auch wenn man bis kurz vor Schluss noch zurückgelegen hatte. "Wenn Liverpool so weitermacht und nach drei Jahrzehnten endlich den Titel holt, dann wird dieses Spiel sicher bei den Highlights gezeigt werden", schrieb die Zeitung Guardian. Und der Telegraph kam zu dem Schluss: "Große Mannschaften gewinnen Spiele wie diese, sie entscheiden die knappen Szenen für sich - es ist immer noch gerade genug Zeit."

Nach dem Champions-League-Triumph hat Klopp seine Liverpooler noch einmal auf ein neues Niveau gehievt. Liverpool liefert einfach ab, Woche für Woche, zuletzt auch gegen Genk in der Champions League (2:1). Dem deutschen Coach ist klar, dass Liverpools erste Meisterschaft seit 30 Jahren nur dann möglich ist, wenn sein Team die ohnehin überragende vergangene Saison (97 Punkte) toppt. So schaukelt sich das Duell Rot gegen Himmelblau hoch zu einer Angelegenheit im exklusiven Kreis der Erlauchten - und kein Mensch bei vollem Verstand glaubt aktuell ernsthaft an eine Chance für andere Konkurrenten. Chelsea ist unter Frank Lampard Vierter, spielt aber selten glanzvoll. Arsenal ist wie seit Jahren mit sich selbst beschäftigt und ManUnited und Tottenham sind tatsächlich nur Zehnter bzw. Elfter.

Guardiola, der sich mit Klopp eigentlich gut versteht (er rief ihn zum Beispiel nach dem gewonnenen Champions-League-Finale an), muss also schon Psychospielchen anwenden, um bei Liverpool etwas Nervosität zu stiften. Seine eigenen Spieler haben gleichzeitig gut zu tun, die letzten Ergebnisse zu verdauen. Weder beim 2:1 gegen Southampton in der Liga, noch beim 1:1 gegen Bergamo in der Champions League (wo Hobby-Keeper Kyle Walker im Kasten aushelfen musste) gelangen zuletzt überzeugende Auftritte. Zudem ist fraglich, wie schwer der Ausfall von Torwart Ederson wiegt - den an der Hüfte verletzten Brasilianer ersetzt wie gegen Bergamo der Chilene Claudio Bravo. Guardiola sagte: "Warum sollte ich ihm nicht vertrauen?" - dabei hatte er Bravo einst höchstselbst mit Ederson ersetzt.

Sadio Mané übrigens reagierte unter der Woche gelassen auf Guardiolas Giftpfeile. Er erklärte, es sei "schon klug von ihm, die Aufmerksamkeit des Schiedsrichters auf mich zu lenken, aber ich werde einfach meinen Fußball spielen, wie ich es immer tue." Und auch Klopp gab sich im Interview mit Sky versöhnlich. Guardiola? Den schätze er doch in Wahrheit über alles. "Für mich ist er der beste Trainer der Welt", sagte Klopp mit der Erhabenheit des amtierenden Welttrainers des Jahres. "Ich könnte nicht mehr Respekt vor Pep Guardiola haben. Ich kenne ihn schon so lange. Für mich ist es immer noch eine große Sache, sein Konkurrent oder was auch immer zu sein." Aber ein weiteres Mal besiegen würde er ihn dann doch ganz gerne.

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