Klitschko-Sieg in der Rundenkritik:Nur einmal taumelt Klitschko kurz

Wladimir Klitschko trifft und trifft und trifft, doch der Pole Mariusz Wach fällt einfach nicht um. Der Punktsieg für den Weltmeister fällt deutlich aus - danach lobt Klitschko die Wikinger-Qualitäten seines Gegners. Der Kampf in der Rundenkritik.

Carsten Eberts

9 Bilder

Wladimir Klitschko vs. Mariusz Wach

Quelle: dapd

1 / 9

Wladimir Klitscho trifft und trifft und trifft, doch der Pole Mariusz Wach fällt einfach nicht um. Der Punktsieg für den Weltmeister fällt deutlich aus - danach lobt Klitschko die Wikinger-Qualitäten seines Gegners. Der Kampf in der Rundenkritik.

Aus Hamburg von Carsten Eberts

Vor dem Kampf: Der 25. Oktober war für Wladimir Klitschko ein trauriger Tag. In den USA verstarb sein langjähriger Trainer Emanuel Steward. Ganze 16 Tage ist das her, Klitschko hat Steward diesen Kampf gewidmet. Vor dem Kampf wird Steward gedacht, mit zehn Glockenschlägen, wie es in den USA üblich ist. Die ganze Arena in Hamburg erhebt sich. Vielleicht ging es auch wegen des Trauerfalls ausgesprochen freundlich zu: Große Provokationen vor dem Kampf blieben aus, beide Boxer versicherten sich ihren gegenseitigen Respekt, Mariusz Wach schenkte Klitschko gar ein Bild aus gemeinsamen Sparringstagen.

Boxen WM - Klitschko - Wach

Quelle: dpa

2 / 9

Die Gegenüberstellung: Die Werbung für diesen Kampf hatte sich auf vier Zentimeter konzentriert - jene vier Zentimeter, die Wach (2,02 Meter) größer ist als Klitschko (1,98 Meter). "Seine Körpergröße ist die Herausforderung für mich", betonte Klitschko, allerdings müsse Wach beweisen, dass er seine Körpergröße auch einsetzen kann. Der Pole kommt mit einer Bilanz von 27 Siegen (15 durch K.o.) nach Hamburg, er boxte allerdings gegen großteils unbekannte Gegner. Klitschko holte in 61 Kämpfen 58 Siege (51 durch K.o.). Für den Ukrainer ist es bereits die 14. Titelverteidigung nacheinander. Im Juni hatte er zuletzt den Amerikaner Tony Thompson besiegt.

Neben dem Ring: Kurz vor dem Kampf wird es laut. Die Darsteller des "Rocky"-Musicals trällern ein Liedchen, machen Werbung für das neue Singfestspiel, das in Hamburg künftig aufgeführt wird. Musik: typisch Musical. Texte: ganz große Lyrik. Immerhin auch da: Sylvester Stallone, der legendäre Rocky-Darsteller. Ansonsten tummelt sich die bekannte Box-B-Prominenz um den Ring. Luan Krasniqi und Tim Mälzer sind da. Nicht gesichtet: Hamburgs Stadtheilige Sylvie van der Vaart.

Wladimir Klitschko vs. Mariusz Wach

Quelle: dapd

3 / 9

Einmarsch Mariusz Wach: Seine Größe mag furchterregend sein, seine Mimik ist es nicht wirklich. Der Pole schlendert in die Hamburger Arena, legt den Kopf nach links und rechts, zeigt kurz seinen Mundschutz, senkt den Blick dann starr nach unten. Ob er schon weiß, was auf ihn zu kommt? Früher ließ sich Wach "der polnische Riese" rufen, benannte sich dann in "The Viking", der Wikinger, um. Seine Einlaufmusik: Viking von Prime Prophecy. Derber polnischer Metal.

Einmarsch Wladimir Klitschko: Sekunden danach ist Wladimir Klitschko dran. Die Musik ist freundlicher, wie immer wird Can't Stop von den Red Hot Chili Peppers gespielt, auch Klitschko zeigt kaum Regung. Sein Bruder Vitali sing die ukrainische Nationalhymne mit, Wladimirs Lippen bleiben verschlossen.

Wladimir Klitschko vs. Mariusz Wach

Quelle: dapd

4 / 9

1. Runde: Wach ist die Ehrfurcht von der ersten Sekunde an anzumerken. Der erste Doppeltreffer gehört Klitschko - Wach versucht, sich seinen Gegner mit ausgestrecktem linkem Arm vom Leib zu halten. Der zweite Doppeltreffer gehört ebenfalls Klitschko. Der dritte auch. Wach sehnt den Gong herbei. Schon in der ersten Runde.

2. Runde: Kurze Schrecksekunde für Klitschko zu Beginn, als er stolpert und Wach einen kräftigen Schlag hinterher schickt. Der Ukrainer kontert mit einer harten Linken. Wach klammert bereits, zieht die Pfiffe des Hamburger Publikums auf sich. Dann verliert er seinen Mundschutz. Auch die zweite Runde geht an Klitschko.

Wladimir Klitschko, Mariusz Wach

Quelle: AP

5 / 9

3. Runde: Die "Mariusz"-Rufe des polnischen Publikums werden leiser. Wach taumelt bereits, bevor der erste Treffer kommt. Klitschko nutzt die Schwäche seines Gegners zunächst nicht, wird erst gegen Rundenende aktiver. Wach haut dem Ukrainer immerhin einmal hart in den Bauch.

4. Runde: Trotz seiner Größe agiert der Pole geduckt, ist weder sonderlich schnell auf den Beinen, noch sehr beweglich. Klitschko nutzt diese Umstände wenig, erst kurz vor dem Gong trifft eine harte Rechte ungehindert ihr Ziel. Das Publikum johlt. Wie viele Runden wird es hier noch geben?

Boxen WM - Klitschko - Wach

Quelle: dpa

6 / 9

5. Runde: Klitschko stellt sich seinen Gegner anfangs erfolgreich, seine Rechte findet ihren Weg. Wach ruht sich zurückgelehnt in den Seilen aus, dann stürmt er nach vorne. Seine Ringecke brüllt, so schnell will sich der Pole nicht geschlagen geben. Am Ende ein Überraschungsangriff: Klitschko wird getroffen, er taumelt kurz, Wach setzt wie wild zwei, drei Schläge hinterher, Klitschko befreit sich wieder. Kurzes, starkes Comeback des Polen.

6. Runde: Doch das Aufbäumen hält nur kurz an. Ungehindert bringt Klitschko vier, fünf Schläge mit seiner Linken ins Ziel, es bleiben nicht die einzigen Treffer. Wachs Ecke brüllt nicht mehr, sondern blickt besorgt. Klitschkos bislang stärkste Runde.

Wladimir Klitschko v Mariusz Wach - IBF IBO WBA WBO World Championship

Quelle: Bongarts/Getty Images

7 / 9

7. Runde: Wach hat sich in Runde sieben gerettet, das haben nicht viele Experten vor dem Kampf erwartet. Und das, obwohl er bereits viele Treffer hinnehmen musste. Klitschko macht weiter, wie er aufgehört hat: Bei einer Serie von fünf Schlägen treffen vier ins Ziel, Wach bleibt immer noch stehen.

8. Runde: Für die Kräfteverhältnisse sind acht Runden schon ein langer Kampf. Wach flüchtet sich nun von Ringseil zu Ringseil, Klitschko trifft, Wach fängt sich Treffer um Treffer. Mit letzter Kraft rettet er sich bis zum Gong. Es gab wohl auch schon Ringrichter, die den Kampf hier bereits abgebrochen hätten.

Wladimir Klitschko vs. Mariusz Wach

Quelle: dapd

8 / 9

9. Runde: Wach haben die wenigen Pausensekunden genügt, um sich zu erholen. Er steht wieder fester auf den Beinen, Klitschko nimmt jedoch merklich Tempo raus. Hat er auch nicht damit gerechnet, dass der Kampf so lange dauert? Die Aktionen gehören erneut dem Ukrainer, einen echten Wach-Treffer gab es gefühlt seit Runden nicht mehr.

10. Runde: Ein K.o.-Sieg scheint allmählich fern, es deutet sich ein Erfolg nach Punkten an. Neben Wachs Auge schwillt ein dickes Ei, doch der Pole hält sich weiter auf den Beinen. Klitschko nimmt weiterhin Tempo und Risiko raus, will Wach keine Chance auf einen Lucky Punch geben. So verliert das Duell merklich an Dramatik.

Wladimir Klitschko

Quelle: AP

9 / 9

11. Runde: Der Punktsieg ist Klitschko längst sicher. Er ist weiter der bessere Boxer, Wach stapft im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter nach vorne. Will er noch gewinnen, muss er Klitschko zu Boden schicken, dafür genügt bekanntlich ein einziger Schlag. In Runde elf ist er davon jedoch weit entfernt.

12. Runde: Der Kampf geht über zwölf Runden, das allein ist als Lob für Mariusz Wach zu verstehen. Schafft der Pole noch den entscheidenden Schlag? Schafft er nicht. Klitschko geht zwar zu Boden, jedoch nur, weil Wach ihn nach unten drückt, als der Ringrichter den Kampf längst unterbrochen hat. Wieder Pfiffe. Klitschko verwaltet die Runde erfolgreich. Das Urteil der Ringrichter fällt eindeutig aus - Klitschko umarmt seinen Kontrahenten und sagt: "Ich hatte gedacht, dass Mariusz früher aufgibt. Aber er ist wirklich ein Wikinger."

© Süddeutsche.de/cag
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: