Süddeutsche Zeitung

SZ-Rubrik "Formsache":"Glubb im Herzen, Färdd im Kopf"

Klaus Karl-Kraus fühlt sich in den Fußballstadien an Kasperl-Theater erinnert - und hat den Einkehrschwung ab Erfindung der Carving-Ski eingestellt.

SZ: Sport ist...

Klaus Karl-Kraus: ...längst nicht mehr die schönste Nebensache der Welt - leider! Event, Show, Geschäft, Social Media, Clicks und Likes - und der Frisör bei den Fußball-Profis in der Kabine vor dem Spiel ist mit dabei.

Ihr aktueller Fitnesszustand?

Bin zufrieden. Arbeite daran, nicht zu denen zu gehören, die nach dem Motto leben: Wenn ich mich schon mal bücke, überlege ich mir gleich, was kann ich hier unten sonst noch erledigen!

Felgaufschwung oder Einkehrschwung?

Beides weckt interessante Erinnerungen bei mir. Felgaufschwung, das Reck, war der Horror; medizinisch grenzt es an ein Wunder, dass ich trotz der vielen Unterleibs-Crashs mit der Eisenstange zwei Kinder habe. Und den Einkehrschwung habe ich ab Erfindung der Carving-Ski und der Achter-Gondel eingestellt.

Sportunterricht war für Sie?

Teilweise militärischer Drill und ein ewiger Kampf um eine dieser Urkunden bei den Bundesjugendspielen.

Ihr persönlicher Rekord?

Eine 150-Gramm-Packung Salzletten in zwei Minuten und 58 Sekunden.

Stadionbesucher oder Fernsehsportler?

Schwierige Frage! Im Stadion fühle ich mich immer öfter an das "Kasperl-Theater" meiner Kindheit erinnert. Da brüllt der Stadion-Vorturner durchs Mikro, dass das Trommelfell vibriert: Gebt mir ein F, gebt mir ein C, gebt mir ein N, und dann brüllen die Stadion-Lemminge: FCN. Und im Fernsehen nerven oft die Reporter, die sich wichtiger nehmen als das Spiel selbst. Und wo wird der Kick übertragen, und an welchem Tag, zu welcher Uhrzeit? Um alles zu sehen, bräuchtest du einen Geldscheißer! Falls der DFB das liest: bitte alle Spiele an einem Tag, Anstoß zur gleichen Zeit!

Club oder Kleeblatt?

Beide! Glubb im Herzen, Färdd in meim fränkischen Kopf. Frag bloß net, wie es mir bei den Derbys geht.

Ihr ewiges Sport-Idol?

Max Morlock. Der spielte immer beim Glubb. In seiner Anfangszeit arbeitete er noch an den Samstagen, ging dann in den Zabo (Zerzabelshof, Nürnberger Stadtteil) und spielte die Gegner schwindlig. Übrigens: ohne Mental-Trainer, ohne Physio-Therapeuten, ohne Ernährungswissenschaftler, ohne Frisör, ohne Fußpflegerin - der hat seine Nägel selber geschnitten!

Ein prägendes Erlebnis?

Das Phantom-Tor von Helmer im April 1994 im Olympiastadion München. Den Ball hat er einen Meter an Andy Köpkes Tor vorbeigestolpert. Das Bayern-Team hat gejubelt, der Schiri entschied - Tor. Und der Helmer? Mitgejubelt!! Und nix gsagt ...

In welcher Disziplin wären Sie Olympiasieger?

Im Kirsch-Kern-Weitspotzen. Bin seit Geburt im permanenten Training.

Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler würden Sie gerne das Trikot tauschen?

Lewandowski. Ich würde dann sofort zum Glubb wechseln. Mit meinen Toren den 1. FC Nürnberg in die Bundesliga schießen und dann, in der nächsten Saison, gegen die Bayern den Siegtreffer erzielen. Wunschergebnis: 7:3, wie weiland am 2.12.1967. Der 2. Dezember wäre übrigens genau das richtige Datum für den Tag der Franken!

Unter der Rubrik "Formsache" fragt die SZ jede Woche Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künstler, Politiker, Wirtschaftskapitäne - bloß keine Sportler. Wäre ja langweilig.

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