Klaus Allofs bei Werder Bremen:Rückkehr auf der anderen Seite

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Erstmals in Bremen zu Gast: Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor seinem Abschied als Manager bei Werder Bremen hatte Klaus Allofs erklärt, er hinterlasse ein Team mit Zukunft. Bei seiner Rückkehr mit dem VfL Wolfsburg erwarten ihn nun jedoch Pfiffe - denn die Mannschaft, die er mitplante, ist vom Abstieg bedroht.

Von Jörg Marwedel

Womöglich ist das wieder so ein klassisches Thomas-Schaaf-Wort, mit dem er verhindern will, dass man ihm in die Seele schaut. Vielleicht ist er aber auch so nüchtern, wie er rüberkommt, wenn er auf die Erinnerungen an die 13 Jahre Seite an Seite mit Manager Klaus Allofs angesprochen wird. Das Wiedersehen im Weserstadion sei ja "schön und gut", entfuhr es dem Trainer des SV Werder Bremen, aber darüber mache er sich "absolut keine Gedanken".

Er konzentriere sich lieber auf "unsere Aufgabe". Die Aufgabe, die sich dem SV Werder Bremen am Samstagabend im Spiel gegen den VfL Wolfsburg mit dessen neuem Geschäftsführer Klaus Allofs stellt, ist ja auch schwer genug: Sollte es für die Bremer in diesem Nord-Derby wieder keinen Heimsieg geben, sind sie plötzlich mitten drin im Kampf gegen den Abstieg.

Auch der im November bei Werder ausgestiegene Klaus Allofs hat seine erste Anwesenheit in dem Stadion, "das ich mitgeplant habe" als "Randnotiz" abzutun versucht. Doch für die Fans wird das anders sein, weil mit dem alten Werder-Macher Allofs noch zwei VfL-Profis zurückkehren, die für eine bessere Werder-Zeit stehen: Diego und Naldo. Während Diego schon vier Jahre fort ist, wird es für Naldo, der immerhin sieben Jahre lang Publikumsliebling in Bremen war und erst im Sommer 2012 nach Wolfsburg entschwand, eine emotionale Begegnung sein.

"Es wird seltsam sein, auf der anderen Seite zu stehen", glaubt er. Doch während der Brasilianer hofft, dass die Bremer Anhänger positiv auf ihn reagieren, könnte es für Allofs durchaus Pfiffe geben. Viele haben dem früheren Werder-Boss nicht verziehen, wie plötzlich er sich aus dem Staub gemacht hat. Und von seiner Abschieds-Diagnose, er hinterlasse Werder eine Mannschaft mit Zukunft, sind immer weniger Leute überzeugt.

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In dieser Woche hat er zusammen mit seinem Bremer Nachfolger Thomas Eichin dem Kicker ein Doppel-Interview gegeben. Eichin erzählte, in seinem Büro hänge noch immer ein Poster mit Allofs drauf. Er habe überlegt, ob er ein Foto von sich darüber kleben solle, habe dann aber entschieden, das sei nicht nötig. Dass Eichin bei seinem alten Arbeitgeber, dem Eishockeyklub Kölner Haie, inzwischen Klaus gerufen werde, findet er angeblich "witzig". Dabei hat er zumindest in einem Punkt zuletzt Kritik an der Personalpolitik seines Vorgängers geübt.

Der talentierten, stark verjüngten Werder-Mannschaft würde "ein Mann fehlen, der auf dem Platz mal das Heft in die Hand nimmt". Ansonsten herrscht in Bremen die größte Angst davor, dass der in Wolfsburg mit VW-Millionen ausgestattete Allofs nicht nur Werder-Spieler wie etwa Marko Arnautovic nachholt, sondern auch beim Suchen nach Talenten seinen alten Klub stört. "Wir werden uns ganz sicher in die Quere kommen", hat er schon angekündigt. Auch das wird ihm nicht mehr Freunde in der Hansestadt machen.

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Das Kuriose ist aber, dass Allofs' alte und neue Mannschaft durchaus Parallelen aufweisen. Beide haben trotz größerer Ziele so wenig Konstanz, dass sie derzeit gerade mal zwei Punkte auseinander auf den Rängen 13 und 14 steckengeblieben sind. Und wie Eichin, der als neuer Werder-Manager erst beweisen muss, mit vergleichsweise wenig Geld das Team wieder Richtung Europa League zu bringen, steht auch der mit viel vollerer Kasse ausgestattete Allofs davor, nicht nur die Scherben des wilden Menschenhändlers Felix Magath aufzulesen, sondern ebenfalls etwas neues aufzubauen. Eichin beneidet den Kollegen trotz seines hohen Budgets nicht: "Auch mit unheimlich viel Geld ist es schwer, eine Elf zusammenzustellen, die passt."

Aktuell haben aber besonders die Bremer ein anderes Problem. Seit acht Spielen gab es keinen Sieg mehr. Eine schlechtere Serie gab es nur 1995/96, als Werder unter den Trainern Aad de Mos und Hans-Jürgen Dörner mal zwölf Partien ohne Erfolgserlebnis war. Und die Stimmen, die Thomas Schaaf den freiwilligen Abschied nahelegen, werden nicht weniger. Erst waren es seine früheren Mitspieler Uli Borowka und Günter Hermann. Nun ist es sogar schon ein Trainerkollege.

Es stehe ihm zwar nicht zu, Thomas Schaaf einen Ratschlag zu geben, sagte Kölns Trainer Holger Stanislawski in der Kölnischen Rundschau, "aber wenn man sich Woche für Woche rechtfertigen muss, warum man seinen Posten immer noch nicht geräumt hat, dann wäre für mich der Zeitpunkt gekommen, wo ich sagen würde: Jetzt sollte man vielleicht überlegen zu gehen. Ein solch unwürdiges Verhalten hat Thomas nicht verdient."

Klaus Allofs ist jetzt nicht mehr dafür da, den alten Mitstreiter zu verteidigen. Das habe er ja viele Jahre gemacht, jetzt hätte das "vielleicht sogar einen negativen Effekt". Nein, sagt der Wolfsburger Manager, "Thomas braucht mein Mitleid nicht".

© SZ vom 20.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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