Süddeutsche Zeitung

Nationalmannschaft:Kimmich kritisiert Löw: "Die Art und Weise war nicht okay"

  • Nationalspieler Joshua Kimmich hat Bundestrainer Joachim Löw kritisiert.
  • Die Art und Weise, wie Löw seine drei Teamkollegen Hummels, Müller und Boateng verabschiedet habe, sei "nicht okay" gewesen.
  • Keiner sei "zu alt, um Nationalmannschaft zu spielen".

Kapitän Manuel Neuer gibt den Diplomaten, doch ansonsten erfährt Bundestrainer Joachim Löw nach der Ausbootung des Weltmeister-Trios Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller Gegenwind aus der Nationalmannschaft. "Aus Spielersicht muss ich sagen: Die Art und Weise war nicht okay", sagte Nationalspieler Joshua Kimmich am Samstag nach dem 6:0 (2:0) mit dem FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg. Auch dessen Teamkollege Leon Goretzka meinte: "Man kann mit Sicherheit über die Art und Weise streiten."

Torhüter Neuer berichtete, dass ihn Löw zuvor nicht über seinen Schritt informiert habe, "aber danach haben wir telefoniert". Über den Inhalt des Gesprächs machte er keine Angaben, sagte aber, auch er sei aber überrascht gewesen von der Entscheidung des Bundestrainers: "In der Woche hat nicht unbedingt jemand damit gerechnet, dass es passiert, dementsprechend waren die Spieler enttäuscht, das kann ich verstehen."

Aber andererseits, ergänzte Neuer, "ist ein Trainer dazu da, Entscheidungen zu treffen. Das muss man so hinnehmen. Der Trainer ist dafür verantwortlich, welche Spieler zur Nationalmannschaft berufen werden".

Auch Kimmich war "überrascht. Ich kenne die Nationalmannschaft aus meiner Jugend nur mit den drei, sie haben das Team die letzten zehn Jahre geprägt, uns zum Weltmeister gemacht. Ich verstehe absolut, dass die Jungs enttäuscht sind, gerade wenn man sieht, wie alt sie sind. Keiner von ihnen ist zu alt, um Nationalmannschaft zu spielen. Sie hätten einen anderen Abgang verdient gehabt". Goretzka ergänzte: "Ich verspüre als Deutscher, nicht nur als Fußballer, unheimliche Dankbarkeit den drei gegenüber. Sie haben uns unheimlich schöne Stunden beschert. Wenn ich an den WM-Titel denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Das sind drei große Persönlichkeiten, es entsteht eine Lücke, die gestopft werden möchte."

Uli Hoeneß verordnete sich vorerst Schweigen. Der Präsident des deutschen Rekordmeisters hielt sich auch am Samstag öffentlich noch zurück. Der 67-Jährige will sich mit Rücksicht auf die sportlichen Ziele des FC Bayern erst nach dem so wichtigen Champions-League-Rückspiel gegen den FC Liverpool in der kommenden Woche äußern. "Zu Jogi Löw werde ich mich nach dem Liverpool-Spiel mal äußern. Ich möchte die Ruhe, die wir uns jetzt hier erarbeitet haben, bis nach dem Spiel erhalten - und dann sehen wir weiter", sagte Hoeneß.

Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic meinte, das Trio habe gegen Wolfsburg "eine gute, richtige Antwort auf dem Platz gegeben. Das sind Profis, die damit umgehen können, aber denen das schon weh tut, klar. Wir haben mehrere Gespräche geführt, das sind gute Jungs, wir wissen, was sie können und das haben sie heute eindrucksvoll gezeigt."

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Sz.de/sid/schm
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