Comeback von Kim Clijsters:"Ehrlich, ich vermisse das Gefühl"

Kim Clijsters bei den Australian Open 2010

Sie war für ihre Beinarbeit und den Return berüchtigt: Kim Clijsters (Archivbild aus dem Jahr 2010)

(Foto: REUTERS)
  • Kim Clijsters gibt überraschend bekannt, dass sie von 2020 an wieder auf die WTA-Tour zurückkehren will - nach mehr als sieben Jahren Pause.
  • Die frühere Weltranglistenerste ist inzwischen dreifache Mutter.
  • Schon einmal hat die Belgierin ein imposantes Comeback hingelegt.

Von Lisa Sonnabend

Ihr Rückhandreturn geriet zu lang, Kim Clijsters senkte den Kopf, nahm ihre Kappe ab, schritt zum Netz und umarmte ihre Gegnerin Laura Robson lange. 2012 verlor die belgische Tennisspielerin in der zweiten Runde der US Open und trat danach zurück, eine beeindruckende Tenniskarriere war zu Ende gegangen. So dachte man. Sieben Jahre lang. Doch am Donnerstagnachmittag, gab die ehemalige Weltranglistenerste völlig überraschend bekannt: Sie kommt wieder.

"Ich liebe es immer noch, Tennis zu spielen", sagte die 36-Jährige in einem Interview mit dem Tennisverband WTA: "Ich möchte mich wieder herausfordern, ich will wieder stark sein." Drei Kinder hat die 36-jährige Clijsters inzwischen, sie ist Mitglied in der Tennis Hall of Fame, in die ehemalige Spitzenspieler gewählt werden, wenn die Karriere vorbei ist. Doch von Januar an will sich Clijsters noch einmal auf der Profitour duellieren. Es ist einer der überraschendsten Comeback-Versuche der Tennisgeschichte.

Clijsters gewann in ihrer Karriere 41 Einzel-Turniere, sie holte vier Grand-Slam-Titel, war 20 Wochen lang die Nummer eins der Welt - einige Wochen lang sogar parallel im Einzel und im Doppel. Dass sie die Disziplin Comeback beherrscht, hat sie bereits einmal wie keine andere bewiesen: 2007 hatte sie das erste Mal ihre Karriere beendet, mit gerade einmal 23 Jahren, die Knie schmerzten und das Handgelenk bereitete Probleme. Clijsters bekam kurz darauf ihr erstes Kind und sagte: "Ich will jetzt leben." Doch zwei Jahre später stand sie wieder auf dem Platz - und gewann nur vier Wochen nach ihrer Rückkehr die US Open. Sie war mit einer Wild Card angetreten. Noch ein paar Jahre lang spielte sie höchst erfolgreich Tennis, wurde wieder die Nummer eins der Welt. Im Sommer 2012 sollte dann jedoch endgültig Schluss sein. Nach einer Tochter brachte Clijsters, die mit dem ehemaligen amerikanischen Basketballer Brian Lynch verheiratet ist, 2013 und 2016 zwei Söhne auf die Welt.

"In den vergangenen sieben Jahren war ich eine Vollzeit-Mutter und ich liebe es", sagt Clijsters nun in einem Video-Statement, das sie selbst veröffentlichte: "Aber ich liebe es auch, eine Profspielerin zu sein. Ehrlich, ich vermisse das Gefühl. Wie wäre es, wenn ich beides probiere?" Die 36-Jährige beschreibt, wie sehr sie andere Mütter wie Serena Williams oder Viktoria Azarenka inspiriert hätten, die wieder Tennis spielen - und mit den meist jungen Konkurrentinnen mithalten können. "Ich kann es nicht erwarten, zurück auf dem Court zu sein und zu sehen, was möglich ist, nachdem ich drei Kinder zur Welt gebracht habe", sagte sie.

Noch ist unklar, bei welchem Turnier Clijsters zurückkehrt. Sie selbst will erst einmal in den kommenden vier Monaten herausfinden, ob sie überhaupt in der Lage ist, ein hohes Niveau zu erreichen. Doch ernst ist es Clijsters sehr. Seit fast zwei Jahren denke sie über eine Rückkehr nach, schildert sie. Seit Anfang des Jahres trainiere sie wieder emsig.

Auch Björn Borg kehrte zurück - und gewann kein einziges Match

Clijsters war als Tennisspielerin berüchtigt für ihre gute Beinarbeit, sie spielte aggressiv, hatte einen hervorragenden Return und ein gutes Gespür auf dem Platz. Doch das Frauentennis hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, die Athletinnen spielen mit mehr Power, sind physisch stärker. Ob sie wieder mithalten kann? Gegen Serena Williams oder Maria Scharapowa hat Clijsters einst schon gespielt, doch gegen die meisten Spielerinnen wird sie zum ersten Mal antreten. Es dürften interessante Duelle werden. Die Frauentour ist ohnehin unvorhersehbar geworden, bei den vergangenen zwölf Grand-Slam-Turnieren gab es elf verschiedene Siegerinnen. Mit Clijsters würde die Tour noch ein Stückchen unberechenbarer - auch wenn natürlich nicht noch einmal mit einem derart imposanten Comeback zu rechnen ist wie 2009.

In der Geschichte des Tennis kehrte schon einmal ein Spieler nach sieben Jahren Pause zurück. Björn Borg stand im Frühjahr 1991 plötzlich wieder auf dem Platz. Er war 34 Jahre alt, trat noch immer mit seinem alten Holzschläger an. Das Comeback misslang völlig. Der Schwede konnte kein einziges Match mehr gewinnen.

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