Das ist die Thor Heyerdahl, das stolzeste Schiff der diesjährigen Kieler Woche. 29 Meter ist der Großmast hoch, das Schiff bietet 830 Quadratmeter Segelfläche und 42,5 Meter Rumpflänge. Der Dreimaster wurde schon 1930 gebaut und führt dieses Jahr die große Windjammerparade der Kieler Woche an. Warum heißen diese Segelschiffe eigentlich Windjammer?
Der Begriff kommt aus der englischen Sprache und setzt sich aus 'wind' und 'jam', also pressen, drücken zusammen. Ein Windjammer ist also eigentlich ein Winddrücker, ein Windquetscher. Übrigens sind alle Windjammer auch Großsegler, nicht alle Großsegler aber Windjammer. Die Seefahrersprache ist eine sehr genaue Sprache.
Normalerweise sorgt die Parade bei der Kieler Woche jedes Jahr für spektakuläre Bilder. Dieses Jahr aber scheint in ganz Deutschland die Sonne - nur in Kiel nicht. Nebel und Nieselregen verwandeln die stolzen Schiffe in eine Art Geisterarmee.
Wer Farben sucht, der findet sie am Strand. In Form von Schirmen und Regenjacken. Aber der Norddeutsche an sich lässt sich von ein bisschen Wind und ein bisschen Regen von allen Seiten ja nicht aus der Ruhe bringen.
Auch die Besatzung der Thor Heyerdahl hat sich für die Kapuze "neongelb" entschieden. Benannt ist das Schiff übrigens nach dem norwegischen Forscher gleichen Namens. Der überquerte mal den Atlantik mit einem Papyrus-Boot, das er nach einem Bauplan auf einer ägyptischen Wandmalerei bauen ließ. Er schaffte es.
Ruth Merk ist die Steuerfrau der 'Thor Heyerdahl' und Gymnasiallehrerin für die Fächer Mathematik und Sport. Sie hat ein besonderes Schulkonzept entworfen: "Klassenzimmer unter Segeln", heißt es, in dem Schüler der zehnten Jahrgangsstufe ein halbes Jahr lang über den Atlantik segeln. Die Reise beginnt in Deutschland, führt zu den Kanarischen Inseln über den Atlantik. Neben dem Besuch einiger kleiner Inselstaaten in der Karibik finden mehrwöchige Landaufenthalte statt, "etwa in Guatemala, Costa Rica oder Panama und in Kuba. Die Rückreise erfolgt über die Bahamas, Bermuda und Azoren nach Deutschland. Ruth Merk entwickelte das Projekt und unterrichtet die Schüler auf dem Schiff. Seit 2008 gibt es die Fahrten, der nächste Törn startet im September 2016.
Außerdem an Bord: Der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Paradedirektor Stefan Borowski und Lotse Heinz-Helmut Bork (von links nach rechts). Insgesamt rund 100 Schiffe beteiligen sich an der Windjammerparade.
Die Kieler Nachrichten schreiben über die besten Orte, um die Parade zu beobachten: "Besonders beliebt sind dabei die Leuchtturminsel in Friedrichsort und das U-Boot-Ehrenmal Möltenort. An diesen beiden Orten stehen die Zuschauer direkt am Fahrwasser und haben das Gefühl, die Flotte fast anfassen zu können." Aber auch der beste Ort kommt nicht gegen graues Wetter an.
Vergangenes Jahr führte das berühmte Segelschulschiff "Gorch Fock" die Parade an. Dieses Jahr blieb es in der Werft, weswegen die Thor Heyerdahl den Job übernahm.