Schon am vorigen Dienstag hat der Deutsche Segler-Verband (DSV) seine Olympia-Teilnehmer offiziell verabschiedet, auf einer großen Bühne im Kieler Hafen, vor einigen Hundert Zuschauern. Das war natürlich ein angemessener Rahmen, der den Athleten gut gefallen hat, aber es war auch etwas voreilig. Denn bevor sich die Besatzungen mit ihren Booten auf den Weg nach Rio machen, starteten sie ja erst noch von Mittwoch an bei der Kieler Woche, der größten Regatta-Veranstaltung der Welt.
Und außerdem könnte noch eine Crew dazukommen, die am Dienstag nicht mit auf dem Podium stand: Für das Nacra-17-Team Paul Kohlhoff und Carolina Werner vom Kieler Yacht-Club hat der DSV jedenfalls einen "Einzelfall-Antrag" für eine nachträgliche Nominierung gestellt, wie es in der Behördensprache des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) heißt. Ursprünglich hatten die beiden die geforderte Qualifikation verpasst.
Mit ihrem souveränen Sieg bei der Kieler Woche haben Kohlhoff und Werner jedoch ihre gute Form nachgewiesen: Sie gewannen zwölf der 13 Regatten, wurden einmal Zweite und standen damit bereits vor dem Medal Race am Sonntag als Gewinner fest. Im abschließenden Medal Race begnügten sie sich dann mit Platz zwei.
Nun war das Feld zwar nicht übermäßig stark besetzt, aber mehr als gewinnen konnten die Kieler ja nicht. Außerdem hatten sie ihre Olympia-Tauglichkeit bereits Anfang Juni beim letzten vorolympischen Weltcup in Weymouth/England nachgewiesen, wo sie hinter den Einheimischen Ben Saxton/Nicola Groves Platz zwei belegten - noch vor den viermaligen Weltmeistern und Olympia-Favoriten Billy Besson und Marie Riou aus Frankreich.
"Wir haben in Weymouth die geforderte Leistung nachgeliefert", sagte Steuermann Kohlhoff, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feierte und nun sogar so optimistisch ist, dass er als seinen größten Wunsch formuliert: "Eine olympische Goldmedaille!"