Süddeutsche Zeitung

KFC Uerdingen:Bestraft, gerettet, gescheitert

Die Achterbahnfahrt des Drittligisten KFC Uerdingen endet mit einer weiteren Wende: dem Zwangsabstieg. Bestenfalls in die vierte Liga.

Von Ulrich Hartmann

Es ist gerade mal zwei Wochen her, dass der Fußballklub KFC Uerdingen den Drittliga-Klassenerhalt bejubelte. Das 1:1-Unentschieden bei Waldhof Mannheim geriet aufregend. Ein einziges Gegentor mehr hätte den Abstieg bedeutet. Doch mit dem Klassenerhalt blickte der Klub besseren Zeiten entgegen.

Mehrere hundert Fans empfingen die Mannschaft jubelnd in Krefeld. Das Insolvenzverfahren war auf einem guten Weg. Der Stadtrat hatte einer 16 Millionen Euro teuren Renovierung des maroden Grotenburg-Stadions zugestimmt. Und der neue Investor aus Armenien stand zur Finanzierung des Spielbetriebs bereit. Doch dann kam am Mittwoch unerwartet das Aus. Das späte Gegentor, das Waldhof Mannheim nicht gelang, ist gewissermaßen doch noch gefallen. Am Ende einer zweiwöchigen Nachspielzeit.

Der Investor ist nach Stand der Dinge weder bereit, für die Teilnahme an der dritten Liga eine Sieben-Millionen-Euro-Sicherheit zu hinterlegen, noch mit dem Klub in die vierte Liga zu gehen. Die "Noah Group" zieht sich zurück. Das Insolvenzverfahren ist damit gescheitert. Die ausgegliederte "KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH" wird abgewickelt. Profiteur könnte der SV Meppen aus dem Emsland werden, der eigentlich abgestiegen war, nun aber den freigewordenen Platz in der dritten Liga übernehmen könnte. In Krefeld beabsichtigt der Stammverein KFC Uerdingen, einen Startplatz in der vierten Liga zu beantragen. In einem offenen Brief heißt es: "Jetzt besteht die ehrliche Chance auf einen Neuanfang."

2002, 2005 und 2007 hat sich Uerdingen durch Insolvenzen aus der Bredouille gerettet

Der SV Meppen wäre der fünfte Drittligist, der zwar sportlich abgestiegen ist, am grünen Tisch aber doch noch den Klassenerhalt schafft. 2009 durfte Wacker Burghausen in der Liga bleiben, weil Kickers Emden zurückzog. 2011 blieb Werder Bremen II drittklassig, weil die TuS Koblenz auf die Lizenz verzichtete. 2013 jubelte Darmstadt 98 nach der Saison, weil Kickers Offenbach keine Lizenz erhielt. Und 2017 feierte der SC Paderborn den Drittliga-Verbleib, weil 1860 München auf eine Lizenz verzichtete. Ob diesmal Meppen profitiert, entscheidet der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Der Spielausschuss will die finalen Zulassungsentscheidungen "im Laufe der kommenden Wochen" treffen.

Vor vier Monaten hatte der Rückzug des Investors Michail Ponomarew die Insolvenz der KFC-GmbH ausgelöst. Dessen Anteile sowie Schulden von geschätzten zehn Millionen Euro übernahm der armenische Investor. Dass die dritte Liga nicht zu halten sein würde, deutete sich trotz des sportlichen Klassenerhalts an, als der DFB für die Lizenzerteilung eine ungewöhnlich hohe Sicherheitshinterlegung einforderte. "Die außerordentlich scharfen Lizenzauflagen dürften dem vorinsolvenzlichen Wirtschaften des KFC geschuldet sein", erklärt der Insolvenzverwalter. Der Investor Ponomarew hatte sich nicht gerade als Ausbund an Zuverlässigkeit erwiesen.

2002, 2005 und 2007 hat sich der KFC Uerdingen durch Insolvenzen drei Mal aus der Bredouille gerettet. Diesmal scheint der Trick nicht zu gelingen. Der Stammverein will die Jugendteams erhalten und mit der ersten Mannschaft an der Regionalliga West teilnehmen. Der Stadtrat dürfte die Stadionsanierung neu prüfen.

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