Auch nach dem Spiel stand Kevin Trapp wieder im Mittelpunkt, sogar in jenen Momenten, in denen er sich ganz woanders aufhielt. Doch es wurde eben auch sehr viel über den Torwart gesprochen. Viele lobende Worte fielen dabei, ob von Eintracht Frankfurts Trainer Dino Toppmöller, von Sportvorstand Markus Krösche oder seinen Mannschaftskollegen.
Als „Weltklasse“ und „Sensationssave“ bezeichnete Toppmöller jene Parade von Trapp, bei der er kurz vor Schluss den Schuss des Augsburger Angreifers Phillip Tietz um den Pfosten gelenkt und die Frankfurter vor einer Niederlage bewahrt hatte. Krösche attestierte Trapp „ein super Spiel“, der Schlussmann habe „Ruhe ausgestrahlt – und dann natürlich diese Riesentat“.

Tabellenführer in Belgien:Fink, der Star
Nach seinem Karriereende beim FC Bayern hat Thorsten Fink als Trainer in vielen Ländern gearbeitet: auf Zypern, in Österreich, in Japan und Dubai. Aber erst jetzt, beim unscheinbaren KRC Genk in Belgien, scheint alles zu passen.
Dass Trapp überhaupt im Tor stand an diesem Sonntagnachmittag, hatte bereits einen Nachrichtenwert. Dass der 34-Jährige nach seiner sechswöchigen Verletzungspause wegen einer Schienbeinblessur auch noch sofort als Hauptdarsteller des torlosen Unentschiedens beim FC Augsburg in Erscheinung trat, kam noch unerwarteter. Denn eigentlich hatte bei der Eintracht zuletzt alles danach ausgesehen, dass der 22 Jahre alte Brasilianer Kauã Santos Trapp als Nummer eins abgelöst habe. Doch vergangenen Donnerstag riss sich Kauã Santos beim Aus im Viertelfinale der Europa League gegen Tottenham ein Kreuzband und verabschiedete sich damit voraussichtlich für mindestens ein halbes Jahr in den Krankenstand.
Plötzlich sind Kevin Trapps Dienste also wieder gefragt – und das nach nur wenigen Tagen im Mannschaftstraining auch noch früher als vorgesehen. Im gesamten Spiel machte es der ehemalige Nationaltorhüter sehr gut und in der besagten Szene gegen Tietz „herausragend“, wie es Krösche nannte. Der Sportvorstand sagte: „Das ist die Qualität, die Kevin hat. In so einer Situation diesen Ball zu halten, ist wichtig, einfach den Rückhalt zu haben – und der war er heute.“
Es ist eine einigermaßen kuriose Situation, in die die Eintracht geraten ist. Zuletzt hatte es Spekulationen um Trapps Abschied am Saisonende gegeben. Nun soll er an entscheidender Stelle dazu beitragen, in den vier letzten Bundesligaspielen dieser Saison gegen Leipzig, in Mainz, gegen St. Pauli und in Freiburg die Qualifikation für die Champions League zu erreichen.
Mit einem Sieg gegen Leipzig käme Toppmöllers Mannschaft ihrem Ziel einen großen Schritt näher
Offen allerdings ist, ob Trapp darüber hinaus eine wichtige Rolle einnimmt beim aktuellen Tabellendritten. Ob er also auch nach der Sommerpause zumindest bis zu Kauã Santos’ Genesung die vorläufige Nummer eins bleiben darf und er seiner ereignisreichen Zeit bei der SGE in der kommenden Spielzeit noch ein ganz besonderes Kapitel hinzufügen kann – dann in Europas wichtigstem Vereinswettbewerb. Sein Vertrag läuft noch bis Mitte 2026. Krösche jedenfalls verneinte auf Nachfrage, ob er sich schon Gedanken über den längerfristigen Umgang mit dem Ausfall von Kauã Santos gemacht habe. „Es geht jetzt erst mal nur um diese Saison“, sagte Krösche und fügte hinzu: „Wir sind froh, dass Kevin wieder zurück ist und er seine Leistung gebracht hat.“
Mit einem Sieg gegen Leipzig käme Toppmöllers Mannschaft ihrem Ziel einen großen Schritt näher. Eine Leistung wie in der ersten Halbzeit in Augsburg drei Tage nach dem Aus in der Europa League dürfte allerdings nicht reichen. Der sogenannte xGoals-Wert, der die Wahrscheinlichkeit für ein Tor ausdrückt, belief sich nach dem ersten Durchgang auf exakt null. Das war auch deshalb nicht verwunderlich, weil die Frankfurter nicht aufs Tor geschossen hatten, die Augsburger dafür siebenmal. In der zweiten Halbzeit hatte die Eintracht deutlich besser gespielt und ebenso wie der FCA mehrere Großchancen erarbeitet. Höhepunkte waren die Pfostentreffer von Frankfurts Rasmus Kristensen und Augsburgs Mërgim Berisha.
Und ganz am Ende kam es eben zu jener Szene, in der Trapp mit einem Reflex und der linken Hand an seine Klasse erinnerte. Danach sprach Trapp zunächst einmal über den schwer verletzten Kollegen. „Es tut mir in erster Linie sehr leid für Kauã“, sagte er bei Dazn. Erst danach redete er über seine Rückkehr in den Mittelpunkt. „Ich durfte wieder da stehen, wo ich es liebe, zu stehen“, sagte Trapp, es freue ihn, „gerade in der Phase, in der wir jetzt sind, der Mannschaft helfen zu können“ und prognostizierte: „Wir können etwas sehr, sehr Großes erreichen.“ So soll es für ihn erst einmal weitergehen bei der Eintracht – und vielleicht ja doch auch mittelfristig.