Angelique Kerber:Ein neuer Trainer fürs gute Gefühl

37th Sportpresseball - German Sports Media Ball

Verdiente Ehrenrunde: Angelique Kerber nahm nach ihrem Urlaub einige gesellschaftliche Einladungen wahr.

(Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)
  • Angelique Kerber äußert sich erstmals zur Verpflichtung von Rainer Schüttler als Trainer.
  • Die Wimbledon-Siegerin macht klar, dass sie weitere Erfolge feiern will - unabhängig davon, wer sie trainiert.
  • Als Faktoren, die für Schüttler sprächen, nennt Kerber in dieser Reihenfolge: "Die Sprache, seine Erfahrung, auch als Spieler auf der Tour, und dass er jemand ist, mit dem man Spaß haben und dem man vertrauen kann."

Von Ulrich Hartmann, Köln

Als kürzlich bekannt wurde, dass Rainer Schüttler ihr Trainer wird, war Angelique Kerber auf einer Insel im Indischen Ozean. Sie stellte ein Foto aus diesem Paradies ins Internet und schrieb: "Gut möglich, dass ich den Heimflug verpasse." Das klang zwar nicht wie ein Ausdruck höchster Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit dem 42-Jährigen, aber der Spruch war auch nur ein Spaß. Kerber, 30, hat den Heimflug erreicht, um am Mittwoch in Köln im Domizil eines Sponsors zu sein und dort erstmals über Schüttler, die Zukunft und den Hopman-Cup in Australien zu sprechen. Das ist jener Wettbewerb, bei dem sie ab dem 30. Dezember mit Alexander Zverev wieder das "Team Germany" bildet. Die Wimbledon-Siegerin und der ATP-Finals-Gewinner als Duo - solch ein Hochgefühl hatte Tennis-Deutschland lange nicht. Für Schüttler wird das ein Auftakt, als gleite er sanft in den lauwarmen Ozean auf den Malediven. Passt gut, dass Schüttler dort auch gerade Urlaub macht.

Getroffen haben sich Kerber und Schüttler im Paradies übrigens nicht. Treffen werden sie sich am übernächsten Wochenende in Kerbers Heimathafen im polnischen Puszczykowo, wo die Großeltern das ihr gewidmete "Centrum Tenisowe Angie" betreiben. Am Montag nimmt Kerber dort das Fitnesstraining auf, nachdem sie im Urlaub drei Wochen lang überhaupt kein Tennis gespielt hat. Dann stößt nach fünf Tagen Schüttler hinzu, gemeinsam überlegt man, ob die Vorbereitung auf den Hopman-Cup (29. Dezember bis 5. Januar) in Perth, aufs Turnier in Sydney (ab 7. Januar) sowie auf die Australian Open in Melbourne (ab 14. Januar) nur in Polen und Deutschland oder noch anderswo betrieben wird.

Noch immer rätselt die Branche, warum sich Kerber nach dem "zweiterfolgreichsten Jahr" ihrer Karriere mitsamt dem Triumph in Wimbledon nach nicht mal einem Jahr getrennt hat vom Belgier Wim Fissette, 38. Sie erklärt das weiter nicht, sagt nur, dass es an der Sprache nicht lag, weil man ja Deutsch gesprochen habe. Und so muss man über die möglichen Trennungsgründe ein bisschen in jene Aussagen hineinhorchen, die sie als Motivation für die künftige Arbeit mit Schüttler nennt - übrigens erst ihr vierter Trainer nach Torben Beltz, Benjamin Ebrahimzadeh und Fissette.

"Alles fängt bei mir an", sagt Kerber

Als Faktoren, die für Schüttler sprächen, nennt Kerber in dieser Reihenfolge: "Die Sprache, seine Erfahrung, auch als Spieler auf der Tour, und dass er jemand ist, mit dem man Spaß haben und dem man vertrauen kann." Kerber begründet den Trainerwechsel wiederholt nicht mit tennisspezifischen oder handwerklichen Faktoren, sondern so: "Ich nehme mit Rainer Schüttler keinen Trainer hinzu, weil ich keine Erfahrung hätte oder nicht wüsste, was ich verbessern muss, sondern damit ich jemanden habe, der weiß, was es heißt, auf Leistungsniveau Tennis zu spielen."

Sie sagt es außerdem auch so: "Es ist nicht so, dass ich ihn bräuchte, um erfolgreich zu sein, sondern um weiter konstant erfolgreich zu bleiben - aber letztlich geht dabei natürlich alles von mir aus, alles fängt bei mir an." Noch haben die beiden keinen Tag miteinander trainiert, noch weiß Kerber allenfalls, was sie sich von der Zusammenarbeit mit Schüttler erhofft. Sie sagt: "Wir werden sehen, wie es zusammenpasst, denn das kann man ja heute noch nicht sagen."

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Ihren neuen Trainer Rainer Schüttler habe sie auch deshalb eingestellt, weil der Ex-Profi viel Erfahrung mitbringe.

(Foto: imago)

Ob es ein Vorteil für die Australian Open sei, dass Schüttler dort mit dem Finaleinzug 2003 seinen größten Erfolg als Spieler gefeiert habe, wurde Kerber gefragt, aber darauf antwortet sie bloß trocken: "Moment mal, dieses Turnier habe ich 2016 gewonnen." Dass sich beide bei diesem Grand-Slam-Turnier wohlgefühlt haben, ist jedenfalls sicher kein Nachteil. Kerber ist freilich auch angesichts der Teambildung beim Hopman-Cup mit Zverev voller Vorfreude, wohlwissend, dass sie beide das deutsche Tennis derzeit so populär vertreten wie zuletzt vor ewiger Zeit mal Boris Becker und Steffi Graf. "Ach", sagt sie zu diesem Vergleich demonstrativ abwinkend, "das war doch eine ganz andere Zeit."

Aber ihr ist durchaus wichtig zu wissen, "dass das Tennis in Deutschland mit uns beiden wieder beliebter wird, dass es hoffentlich wieder mehr im Fernsehen gezeigt und mehr gespielt wird." Bestärkend nahm sie in diesem Kontext kürzlich zur Kenntnis, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel beim ersten gemeinsamen Treffen beteuerte, ihren Sieg in Wimbledon im Fernsehen angeschaut zu haben.

Das macht Mut, gerade in einem Sport, in dem man nie weiß, wie es kommt. Der diesjährige Hopman-Cup ist vermutlich der letzte, was Kerber genauso traurig macht wie die Veränderung des Davis Cups. "Bin mal gespannt, wie die WTA auf all die neuen Pläne der ATP reagiert", sagte sie über die Frauentennis-Organisation im Fahrwasser der Männer. Doch ungeachtet aller struktureller Veränderungen geht Kerber entspannt in ihr 17. Jahr als Profi, ihr Erfolg in Wimbledon und Zverevs Triumph bei den ATP-Finals mache sie in einer Sache ganz sicher: "Wir erreichen die Herzen der Menschen." Ob sie im Februar in der ersten Runde des Fed-Cups in Braunschweig auch mitspielt, das will sie aber erst noch mal in Ruhe mit Schüttler klären.

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