Es war diese Schnelligkeit, diese eine Bewegung, die ihn als Heranwachsenden bei der JSG Holsen-Ahle und beim Bünder SV schon ausgezeichnet hatte. Ein kurzer Schritt in die andere Richtung und dann mit Vollgas nach vorne. Niemand sollte ihn stoppen, niemand konnte ihn stoppen. Erst recht nicht die polnische Abwehr an jenem 14. Juni 2006 im Dortmunder Westfalenstadion.
In der ersten Minute der Nachspielzeit, es stand noch 0:0, hebelte Bernd Schneider den Ball auf David Odonkor. Der damals 22-Jährige lief rechts in den Strafraum und zwirbelte den Ball auf Oliver Neuville, der in der Mitte den Ball zum 1:0 ins Tor grätschte. Einige sagen, es habe bei der WM 2006 keinen schöneren Moment gegeben. Spätestens seitdem war David Odonkor der Inbegriff des Flügelflitzers.
Einen solchen Moment wird es nicht mehr geben. David Odonkor hat sich entschieden, seine Karriere zu beenden - mit 29 Jahren. Sein Knie ist lange schon malad. Diagnose: schwerer Knorpelschaden. "Die Gesundheit geht vor. Ich möchte meine Tochter später nicht am Stock oder humpelnd von der Schule abholen", sagt er.
Es ist das Ende einer kurzen Karriere, die am 15. Mai 2006 so richtig Fahrt aufgenommen hatte. Der 15. Mai 2006 war der Tag, an dem der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann bei Odonkor, der damals bei Borussia Dortmund unter Vertrag stand, anrief und ihm mitteilte, er solle sich in den kommenden Wochen mal lieber nichts vornehmen. Er stehe im deutschen Kader für die Heim-WM. Odonkor wusste zunächst nicht, wie ihm geschah.
Sein Trumpf war seine Schnelligkeit. 100 Meter unter elf Sekunden, das konnten nur wenige. Die Linie hoch, die Linie runter. 1998 entdeckten die Dortmunder Scouts den 14-Jährigen in Bünde. B-Junioren, A-Junioren, Amateure - je größer seine Bühnen wurden, desto nebensächlicher wurde anderes. Eine Ausbildung zum Briefträger brach Odonkor 2002 ab. Im gleichen Jahr war er Mitglied des Meisterkaders der Borussia, er spielte aber nur zwei Mal. Danach entwickelte sich David Odonkor zum Stammspieler.