Karriere von Thomas Tuchel:Heiß begehrter Tempomacher

Vom Nobody zum Trainerguru: Als plötzlicher Mainz-Coach erlebt Thomas Tuchel einen Trainerrausch und der Verein seine größten Erfolge. Danach wird er stark umworben - und es folgt ein Déjà-vu mit Jürgen Klopp.

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1. FSV Mainz 05 - SC Freiburg

Quelle: Fredrik von Erichsen/dpa

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Die Liebe zum Fußball beginnt bei Thomas Tuchel beim TSV Krumbach: In der schwäbischen Stadt wird er 1973 geboren, beim TSV lernt er das Kicken, später versucht er sich in der Jugendabteilung des FC Augsburg. Drei Mal kommt Tuchel sogar in der deutschen U19 zum Einsatz, doch nach Auftritten für die Stuttgarter Kickers und den Regionalligisten SSV Ulm endet seine Fußballerkarriere schon mit 24 Jahren: Ein Knorpelschaden im Knie und Probleme an der Patellasehne zwingen ihn, mit dem Fußball aufzuhören.

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In Ulm lernt Tuchel einen gewissen Ralf Rangnick kennen - er trainiert ihn dort und animiert ihn zu einer Hospitanz auf der Trainerbank. Eine prägende Erfahrung, wie Tuchel später zugibt. Seine Begeisterung fürs Trainieren behält Tuchel, auch wenn er sich nach seiner aktiven Karriere verstärkt aufs Studium konzentriert: Vorher hatte er bereits ein Sport- und Englischstudium aufgenommen - doch die Doppelbelastung war zu groß, zumal Tuchel auch noch eine Ausbildung als Physiotherapeut durchlief. Für sein BWL-Studium hat Tuchel nun mehr Zeit und schließt es mit Diplom ab.

FC Schalke 04 v FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Seine Trainerkarriere läuft dann beim VfB Stuttgart richtig an: Im Jahr 2000 übernimmt er die U15 für vier Spielzeiten, anschließend betreut er die U19 als Co-Trainer, mit ihr feiert er 2005 die Meisterschaft der A-Junioren. Anschließend wechselt er zurück zu seinem alten Verein: Beim FC Augsburg trainiert er die U19 sowie die U23. 2007 darf sich Tuchel nach einer Ausbildung an der Sporthochschule Köln dann auch Fußballlehrer nennen. Abschlussnote: 1,4.

Thomas Tuchel

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Nur ein Jahr später heuert er beim FSV Mainz an: Jugendkoordinator Volker Kersting hat ihn zum Bruchweg gelotst, er ist vor allem von Tuchels Teamgeist und dem richtigen Gespür für dessen Spieler angetan. Tuchel übernimmt die A-Jugend und feiert 2009 nach nur einem Trainerjahr die Meisterschaft. André Schürrle, damals Spieler unter Tuchel, sagt in dieser Zeit dem kicker: "Er verlangt viel. Aber er gibt auch viel, wenn man sich zu 100 Prozent der Sache verschreibt."

Mit seinen Fähigkeiten hat sich Tuchel längst einen Namen in der Szene gemacht. "Ich will ballorientiert nach vorne verteidigen, ich setze auf knallhartes, schnelles Umschalten, große Laufbereitschaft und aggressives Zweikampfverhalten", hat er bei seiner Amtsübernahme angekündigt, nun ist er bereits als Co-Trainer von Rainer Adrion bei der deutschen U21 im Gespräch. Auch Rangnick, der mittlerweile in Hoffenheim coacht, wünscht sich Tuchel an seiner Seite.

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010 - GERMANY

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Doch im August 2009 geht es für Tuchel dann ganz schnell mit der Karriere: Nach dem Aufstieg der Mainzer in die Bundesliga wird er mit nur 35 Jahren Cheftrainer - der FSV hatte sich noch vor dem ersten Spieltag von Jörg Andersen getrennt. Im Klubmagazin nennt Manager Christian Heidel die Gründe für Tuchels Beförderung: "Er verkörpert in seiner Fußballphilosophie, in seiner Fähigkeit zur Teamarbeit, in seiner Persönlichkeit und mit seiner Leidenschaft jene Tugenden, die Mainz 05 immer stark gemacht haben."

Messen lassen muss sich Tuchel immer wieder an Jürgen Klopp - der hatte die Mainzer bis 2008 stark gemacht. Als Klopp-Double will Tuchel aber nicht verstanden werden.

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Gleich am dritten Spieltag gelingt dem FSV Mainz ein überraschender 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern - einen besseren Start hätte sich Tuchel nicht wünschen können. Sein eigener Aufstieg ist ihm noch ein bisschen unheimlich, große Feiergesten in den Fankurven gibt es keine, auch lehnt er damals eine Einladung ins "aktuelle Sportstudio" ab. Dort sollen lieber seine Spieler auftreten, die für Siege verantwortlich sind. Auch gegen seinen alten Lehrmeister Rangnick und seine Hoffenheimer gewinnt Tuchel in der Hinrunde.

Samstag 10 05 2014 1 Fussball Bundesliga 34 Spieltag Saison 2013 2014 in Mainz 1 FSV Mainz 05; Thomas Tuchel Mainz

Quelle: imago/DeFodi

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Bereits im Mai 2010 wird Tuchels Vertrag um zwei weitere Jahre bis 2013 verlängert. Das Team schließt die Saison auf Rang neun ab, in der neuen Spielzeit gelingt der bis dato ungebrochene Startrekord von sieben Siegen in Serie. Und die Saison geht vielversprechend weiter: Am Ende landet Mainz auf Platz fünf - so gut wie noch nie -, auch gelingt die erstmalige sportliche Qualifikation für die Europa League. Der DFB verleiht Tuchel zwischenzeitlich den "Trainerpreis des deutschen Fußballs".

Thomas Tuchel, coach of FSV Mainz 05  performs the Mexican wave with his daughters after their German first division Bundesliga soccer match against HSV Hamburg in Mainz

Quelle: REUTERS

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Die berauschenden Stunden verfliegen in der kommenden Spielzeit. In der Europa League scheitert das Team schon vor der Gruppenphase, die Saison beendet Mainz dieses Mal nur auf dem 13. Platz. Seinen Vertrag verlängert Tuchel dennoch bis 2015. Die Saison 2012/13 verläuft für die Mainzer nicht besser, sie landen erneut auf dem 13. Rang. Dass er sich aus kniffligen Situationen befreien kann, beweist Tuchel in der folgenden Saison: Die Mainzer werden Siebter. Tuchel feiert den Erfolg auch mit seinen Töchtern.

Thomas Tuchel

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Genauso überraschend wie er gekommen war, beendet Tuchel seinen Einsatz für Mainz: Im Mai 2014, einen Tag nach dem letzten Spieltag wird bekanntgegeben, dass Tuchel seinen Vertrag nicht weiter erfüllen werde. Er habe das Gefühl, das Team nicht mehr zu erreichen. Tuchel nimmt sich eine Auszeit vom Trainergeschäft, verschwindet aber nie wirklich von der Fußballbühne. Sämtliche Vereine bekunden ihr Interesse, Tuchel zu verpflichten: Ralf Rangnick mit RB Leipzig, der Hamburger SV, der VfB Stuttgart. Doch Tuchel verteilt Absagen.

Borussia Dortmund v FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Joern Pollex/Getty

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Nun hat er sich allerdings entschieden: Wie schon in Mainz will er einen Klopp-geprägten Verein übernehmen - er wird sein Nachfolger in Dortmund. Ab Sommer will Tuchel das Team wieder aufbauen, er hat einen Vertrag bis 2018 unterschrieben.

© SZ.de/ska/fued
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