Karriere von Rafael Nadal:Kraftpaket mit Knieproblemen

Er war ein schüchterner Teenager, dann mimte er den Liebhaber von Shakira, wurde die Nummer eins - und schreibt nun mit dem zehnten Sieg bei den French Open Geschichte. Die Karriere des Rafael Nadal in Bildern.

Von Lisa Sonnabend

20 Bilder

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Quelle: AFP

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Rafael Nadal kommt am 3. Juni 1986 in Manacor auf Mallorca auf die Welt. Als er vier Jahre alt ist, hält er erstmals einen Schläger in der Hand. Sein Onkel Toni erkennt sein Talent - und trainiert ihn. Noch heute. Als Achtjähriger gewinnt der kleine Rafael sein erstes Turnier, als Elfjähriger wird er spanischer Schülermeister. 2002 bestreitet der 15-Jährige, der für Carlos Moya schwärmt (im Bild, rechts), seine erste Partie auf der ATP-Tour, wenig später zieht er ins Junioren-Halbfinale von Wimbledon ein. Die Presse feiert Nadal bereits als "die neue Perle des spanischen Tennis". Sie sollte Recht behalten.

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Quelle: RABIH MOGHRABI

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Im April 2003 gelingt es Rafael Nadal, sich in die Top 100 der Weltrangliste zu spielen - als jüngster Spieler seit Michael Chang 1988. Der Erfolg fliegt dem Mallorquiner schnell zu, doch Nadal bleibt ein schüchterner 1,85 Meter großer Teenager, der zunächst auf Pressekonferenzen nur Spanisch spricht und einen Dolmetscher übersetzen lässt. Sein Markenzeichen schon damals: die langen Haare, die mit einem Stirnband zurückgebunden sind.

Finale Daviscup - Nadal

Quelle: dpa/dpaweb

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2004 zieht Rafael Nadal erstmals in ein Finale ein - beim ATP-Turnier in Auckland. Nur wenige Wochen später, beim Turnier in Miami, macht er endgültig auf sich aufmerksam: Nadal schlägt den Weltranglistenersten Roger Federer, es ist das erste von unzähligen packenden Duellen zwischen den beiden. Doch dann erfolgt ein erster Rückschlag: Ermüdungsbruch im Mittelfuß, Absage der French Open. Erst Monate später ist Nadal zurück. Er gewinnt im polnischen Sopot sein erstes ATP-Turnier und im Dezember mit Spanien den Davis Cup (Foto). Nadal beendet das Jahr 2004 als 51. der Weltrangliste.

Spain's Nadal bites the winner's cup on the podium after winning his men's final against Argentina's Puerta in the French Open in Paris

Quelle: REUTERS

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2005 dreht Kraftpaket Nadal dann richtig auf: Er gewinnt die Turniere von Acapulco, Monte Carlo, Barcelona und Rom. Im April tritt er erstmals bei den French Open an: An seinem 19. Geburtstag schlägt er im Halbfinale Roger Federer, im Finale gewinnt er nach einer beeindruckenden Partie gegen Mariano Puerta. Sein erster Grand-Slam-Gewinn in Paris - und das gleich beim Debüt, sieben weitere Titel sollen bis 2013 noch hinzukommen bei seinem Lieblingsturnier. Am Ende der Saison 2005 heißt Nadals Bilanz: elf Turniersiege, Platz zwei in der Weltrangliste.

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Quelle: AFP

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Das Besondere an Nadals Spielweise: Von der Grundlinie agiert er druckvoll, spielt extremen Topspin und schickt den Gegner von einem Eck ins andere. Sein Spiel ist kraftvoll und athlethisch, die Muskeln so groß, dass manche unken, es gehe nicht mit rechten Dingen zu. Nadal ist zudem so schnell, dass er oft verloren geglaubte Bälle irgendwie doch noch erreicht. Obwohl er eigentlich Rechtshänder ist, schlägt er die Vorhand mit links. Die Rückhand spielt er beidseitig. Dass Nadal ein derart erfolgreicher Spieler werden konnte, liegt allerdings auch an seinem Selbstvertrauen und an seiner mentalen Stärke.

Switzerland's Federer inspects the trophy after winning his men's final match against Spain's Nadal at the Wimbledon tennis championships in London

Quelle: REUTERS

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Nadal kann 2006 seinen Titel in Paris verteidigen, in Wimbledon erreicht er das Finale, wo er Roger Federer unterliegt (im Bild). Auf Sand ist Nadal, der als der kompletteste Sandplatzspieler der Geschichte gilt, mittlerweile kaum noch zu schlagen. 81 Partien in Folge gewinnt Nadal auf roter Asche, ehe Federer ihn im Finale von Hamburg 2007 besiegen kann. Doch nur wenige Wochen später gelingt Nadal die Revanche: Er sichert sich gegen Federer den dritten Roland-Garros-Titel in Folge. Im Wimbledon-Finale 2007 dagegen hat Federer wieder die Oberhand - und gewinnt nach umkämpften fünf Sätzen. Federer und Nadal dominieren seit dieser Zeit gemeinsam die Tenniswelt - und liefern sich jahrelang packende Duelle.

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Ein Jahr später gewinnt erstmals Nadal in Wimbledon - natürlich gegen Federer. Mit 6:4, 6:4, 6:7, 6:7 und 9:7. Die Freude darüber ist riesig (im Bild). John McEnroe bezeichnet die Partie als "das beste Tennismatch, das ich je in meinem Leben gesehen habe". Als Nadal dann wenige Wochen später das Finale von Cincinnati erreicht, ist er erstmals Weltranglistenerster. Die Ausbeute der Saison 2008 neben dem Wimbledon-Sieg: der vierte French-Open-Titel, Halbfinale bei den Australien Open und den US Open, erneuter Erfolg mit der Davis-Cup-Mannschaft, Olympiasieg in Peking.

Nadal gewinnt zum ersten Mal Australian Open - Sieg gegen Federer

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Das Jahr 2009 geht so erfolgreich los wie das Jahr zuvor geendet hatte: Nadal gewinnt erstmals die Australian Open - im Finale natürlich gegen seinen ewigen Rivalen Federer. Doch dann erleidet die Karriere von Nadal einen Dämpfer: Bei den French Open scheitert er bereits im Achtelfinale am Schweden Robin Söderling. Nadal legt daraufhin eine lange Pause ein, seit längerem plagen ihn Knieschmerzen.

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Erst im August 2009 kehrt Nadal wieder zurück, doch er kassiert immer wieder bittere Niederlagen. "Ich spiele im Moment einfach nicht gut genug", sagt der Mallorquiner. Immerhin das Halbfinale der US Open erreicht Nadal - und er kann zum dritten Mal den Davis Cup gewinnen.

2010 Australian Open - Day 9

Quelle: Getty Images

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Doch bei den Australian Open 2010 macht Nadals Knie erneut nicht mit. Der Titelverteidiger, der die Haare mittlerweile kürzer trägt, muss im Viertelfinale gegen den Schotten Andy Murray beim Stand von 3:6, 6:7 und 0:2 aufgeben. Wenige Wochen später kehrt er zurück - und das noch besser als zuvor. Nadal gewinnt nach der Verletzungspause 62 von 70 Partien, den fünften French-Open-Titel holt er ohne einen einzigen Satzverlust, er erobert wieder die Position eins der Weltrangliste. Auch in Wimbledon ist er nicht zu schlagen und fertigt im Finale Tomas Berdych mit 6:3, 7:5 und 6:4 ab. Doch es ist nicht der letzte Grand-Slam-Titel 2010...

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Erstmals ist Nadal auch bei den US Open 2010 erfolgreich (im Bild), er hat nun die Pokale aller vier Grand-Slam-Titel in seiner Vitrine stehen. Auch im folgenden Jahr feiert Nadal Erfolge: Bei den Australian Open plagt ihn noch eine Oberschenkelzerrung, der Spanier verliert bereits im Viertelfinale. Doch dann folgt mal wieder der Titel in Roland Garros - nach einem Finalsieg gegen Federer.

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Das Duell heißt allerdings seit Mitte 2011 nicht mehr Rafael Nadal gegen Roger Federer, sondern Rafael Nadal gegen Novak Djokovic. In Wimbledon, bei den US Open, bei den Australian Open und bei den French Open stehen beide vier Mal in Folge im Finale eines Grand-Slam-Turniers, die ersten drei Male gewinnt Djokovic. Das Duell bei den Australian Open (im Bild) ist mit 5:53 Stunden das längste Finale der Grand-Slam-Geschichte, der Serbe hat das glücklichere Ende - nach einem 5:7, 6:4, 6:2, 6:7 und 7:5. Bei den French Open in Paris trägt sich dann Sandplatz-König Rafael Nadal einmal mehr in die Siegerliste ein und schlägt Djokovic in vier Sätzen.

SPANISH KING JUAN CARLOS AND SPANISH TENNIS PLAYER RAFA NADAL AT

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Rafael Nadal ist in Spanien längst so bekannt wie die Spieler der Fußballnationalmannschaft - und so ist er auch abseits des Platzes ein gefragter Mann. 2010 mimt er in einem Musikvideo "Gypsy" den Liebhaber von Shakira, König Juan Carlos lädt ihn 2012 zum Dinner (im Bild). Seit 2005 ist er mit Freundin Maria liiert, auf roten Teppichen werden die beiden jedoch nie gesichtet. Sein Privatleben hält Nadal so gut es geht von der Öffentlichkeit fern.

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Quelle: AFP

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In Wimbledon 2012 kehrt das lästige Knieleiden zurück. Nadal verliert in der zweiten Runde. Die US Open und Olympia in London sagt der Spanier ab. Erst nach fünf Monaten kann er wieder mit dem Training beginnen. Im Februar 2013 bestreitet er sein erstes Match nach der Pause, seine Form ist gleich so gut, als wäre er nie weggewesen.

French Open tennis tournament at Roland Garros

Quelle: dpa

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Nach dem Comeback gelingt Nadal erst eine Finalteilnahme in Viña del Mar, dann folgen Siege in São Paulo, Acapulco, Indian Wells, Barcelona, Madrid, Rom - und bei den French Open. Zum achten Mal in seiner Karriere - so oft hat in Roland Garros noch keiner gewonnen. Bei den US Open bezwingt er dann Novak Djokovic in einem begeisternden Finale. "Ich werde weiterhin hart arbeiten", sagte Nadal, "um in der Zukunft noch mehr Gelegenheiten zu bekommen, Turniere wie dieses zu gewinnen." Im Oktober übernimmt er erneut die Führung in der Weltrangliste.

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Quelle: AP

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2014 folgt nach einer Finalteilnahme bei den Australian Open der neunte Triumph in Roland Garros, sein 14. Grand-Slam-Titel sollte allerdings vorerst sein letzter bleiben. Nach einem überraschenden frühen Aus in Wimbledon gegen Nick Kyrgios plagen den Spanier zunächst Probleme mit dem Handgelenk, dann muss ihm der Blinddarm entfernt werden.

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Quelle: AFP

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Erst 2015 kehrt der Spanier auf die Tour zurück. Er wirkt kraftvoll wie immer, doch mental ist er angeschlagen. Meist verliert Nadal früh. "Auf dem Platz war ich ängstlich. Ich habe es nicht geschafft, mich selbst zu beruhigen." Ungewohnt offen spricht er in dieser Zeit nach Niederlagen. Auch bei seinem Lieblingsturnier in Paris ist bereits im Viertelfinale Schluss, gegen Djokovic hat er keine Chance (im Bild). Es ist die erste Niederlage nach 39 Siegen. In Wimbledon verliert er in der zweiten Runde gegen den Qualifikanten Dustin Brown, bei den US Open in der dritten Runde. Am Ende der Saison stehen zwar drei Turniersiege in Buenos Aires, Stuttgart und Hamburg, doch in der Weltrangliste steht Nadal auf Platz fünf - so tief wie seit elf Jahren nicht. Und zunächst geht es weiter abwärts.

Tennis - Final - Men's Doubles Gold Medal Match

Quelle: REUTERS

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Bei den Australian Open scheitert Nadal in der ersten Runde gegen seinen Landsmann Fernando Verdasco, bei den French Open sagt er seine Drittrundenpartie gegen Marcel Granollers wegen Handgelenkschmerzen ab. Hinzu kommen Dopingvorwürfe der französischen Sportministerin, die Nadal bestreitet und gegen die er rechtlich vorgeht. Erst bei den Olympischen Spielen in Rio kann Nadal wieder mit positiven Nachrichten auf sich aufmerksam machen. Die überraschende Ausbeute: die Goldmedaille mit Marc Lopez im Doppel. Nach einem frühen Aus bei den US Open beendet Nadal dann allerdings die Saison wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig. Doch wer dachte, die Karriere von Nadal sei inzwischen am Ausklingen, täuschte sich.

*** BESTPIX *** 2017 Australian Open - Day 14

Quelle: Michael Dodge

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Die wundersame Rückkehr beginnt beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres 2017: Im Finale kommt es zum Duell mit seinem alten Rivalen Roger Federer, der zuvor auch lange pausiert hat. Der Schweizer ringt ihn mit 6:4, 3:6, 6:1, 3:6 und 6:3 nieder, die Spieler umarmen sich nach der Partie lange. Federer ist eindrucksvoll zurück, Nadal allerdings auch. Der Spanier spielt so gutes Tennis wie vielleicht nie zuvor. Er gewinnt die Turniere in Monte-Carlo, Barcelona und Madrid. Dann beginnen die French Open.

French Open

Quelle: REUTERS

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Nadal ist der große Favorit in Paris. Er hofft, zum 10. Mal zu gewinnen, er würde Geschichte schreiben. Er Spanier spaziert von Runde zu Runde. Keinen einzigen Satz gibt er bis zum Endspiel ab, lediglich 29 Spiele. Im Finale wartet der Schweizer Stan Wawrinka - und auch der hatte keine Chance.

© SZ.de/ska
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