Süddeutsche Zeitung

Kapitän Oliver Kahn:Der Viertel-Lette

Es ist kein Witz, was vor dem zweiten EM-Spiel der deutschen Nationalelf gegen Lettland bekannt wurde: Kapitän Oliver Kahn hat lettische Vorfahren.

Kahns Opa Rolf, 82, hatte für die deutsche Kriegsmarine in der lettischen Ostsee-Stadt Liepaja gearbeitet. Er war Balten-Deutscher und heiratete die Lettin Erika Alksnis. Ihr Kind, also Kahns Vater (er heißt ebenfalls Rolf), wurde am 9.Dezember 1943 in Liepaja geboren. Während des Krieges verschlug es die Kahns nach Karlsruhe. Dort kam Oliver Kahn zur Welt.

"Meine Eltern waren nach der Wende zweimal in Lettland. Sie haben noch Kontakte, schicken auch Autogrammkarten von Oliver dorthin", berichtet Vater Rolf Kahn. Der Nationaltorwart war selbst noch nicht in dem Land seiner Wurzeln, gilt aber dort als Volksheld. Die Zeitungen feiern ihn als "lettischen Burschen".

Kahn selbst meinte: "Es stimmt, ich habe einen gewissen Bezug zu Lettland. Besonders wenn ich meine Großeltern besuche, die immer noch Deutsch mit lettischem Akzent sprechen. Aber ich fühle mich als Deutscher. Sorry, am Samstag gibt's keine Geschenke."

Letten-Trainer Alexandrs Starkovs meinte bereits: "Ich will Oliver vor dem Spiel anrufen und ihn auf seine Familiengeschichte ansprechen." Er sei aber kein halber, "sondern nur ein Viertel-Lette. Ich bin froh über jeden Landsmann, den ich in Portugal sehe". Rudi Völler, der deutsche Teamchef, meinte zu der überraschenden Personalie: "Ich habe es nicht gewusst und bin auch nicht erschüttert."

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Quelle:
Süddeutsche Zeitung vom 18.6.2004
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