Kanuslalom:Die kleine Schwester

Kanuslalom: Emily Apel, 18, von Kanu Schwaben Augsburg hat bei den Junioren bereits Titel geholt. Jetzt will sie auch bei der EM der Erwachsenen mitmachen.

Emily Apel, 18, von Kanu Schwaben Augsburg hat bei den Junioren bereits Titel geholt. Jetzt will sie auch bei der EM der Erwachsenen mitmachen.

(Foto: Marianne Stenglein/oh)

Als jüngste Starterin kämpft Kajakfahrerin Emily Apel am Wochenende um den letzten Startplatz bei der EM Anfang Mai. Entschieden wird bei einer Sichtung des Verbands in Markkleeberg bei Leipzig.

Von Alina Götz

Um ihr Abi macht sich Emily Apel keine Sorgen - eine Aussage, die vermutlich nicht viele Abiturientinnen aktuell so treffen würden. "Es war schwer für mich", sagt sie zwar, ewig daheim zu bleiben und so viel Stoff zu verpassen. Nicht nur wegen der Pandemie, auch wegen der Lehrgänge der Kanutin. "Ich hoffe aber, dass das alles berücksichtigt wird." Apels Disziplin ist der Kanuslalom. Dabei sind auf einem Kurs auf schnell fließendem Wasser rund 20 Tore zu durchfahren; mindestens sechs davon stromaufwärts.

Apel ist in Weimar geboren, aber in Augsburg aufgewachsen, nachdem ihr Vater dort Bundestrainer im Kanuslalom wurde. Klar also, dass Apel als Kind schon viel von seiner Arbeit am Eiskanal mitbekam. Als dann ihre große Schwester mit dem Sport begann, wollte Apel - "ein bisschen klischeehaft", sagt sie - "auch mal ausprobieren, was Elena da so macht". Seitdem ist für Wandern, Rennrad fahren und Stand-Up-Paddling nur noch wenig Zeit: Nach der Schule geht es direkt zum Training. Ein bis eineinhalb Stunden auf dem Wasser, dann im Kraftraum. Wenn Apel um 19 Uhr heimkommt, warten dort Hausaufgaben. Immerhin: "Alle zwei Wochen ist mal ein Wochenende frei."

"Es wird nie langweilig", begründet Apel ihre Begeisterung für den Sport. Man komme durch die Trainingslager viel rum. "Und jede Strecke hat ihre Tücken." Im Alltag muss sie sich aber mit der Strecke in Augsburg zufriedengeben. Sie ist neben der in Markkleeberg bei Leipzig die einzige weltcup-taugliche in Deutschland.

In Markkleeberg wird ab heute gepaddelt. Was eigentlich als offizieller Wettkampf geplant war, ist nun eine interne Sichtung. Es geht um die letzten Startplätze für die Europameisterschaft sowie die kommenden Weltcups im Kajak und Kanadier der Frauen und Männer. Je zwei sind schon vergeben - zum Beispiel an Elena Apel, die bei der EM im italienischen Ivrea vom 6. bis 9. Mai im Kajak und im Kanadier antreten wird.

Elena ist Apels Vorbild: "Ich schaue ziemlich zu ihr hoch und hoffe, dass ich irgendwann in ihre Fußstapfen treten darf." In ihrem Schatten stehe sie allerdings nicht: "Ich freue mich immer, wenn sie was gewonnen hat." Im Gegensatz zur elf-fachen deutschen Meisterin hat sich Emily für ein Boot entschieden: das Kajak. "Im Kanadier saß ich noch nie, das ist mir ein bisschen zu unsicher", sagt sie. Während Sportlerinnen im Kanadier knien, sitzen sie im Kajak "wie in einem weiten Schneidersitz".

Der Nachteil an Apels Wahl: Die Konkurrenz ist größer. Am Wochenende wollen neben ihr zwölf Mitstreiterinnen den letzten EM-Platz ergattern, sie ist mit ihren 18 Jahren die jüngste. "Aber die Herausforderung nehme ich an, dafür macht man den Sport ja." Von Freitag bis Sonntag gibt es drei Rennen, erklärt sie. Danach wird entschieden.

Es ist Apels erstes Jahr außerhalb der Junioren-Mannschaft, in der sie schon einen EM- und zwei Deutsche Meisterschaftstitel gewonnen hat. "Die größten Chancen" auf den EM-Platz rechnet sie sich nicht aus. "Aber ich habe kaum psychischen Druck. Das ermöglicht mir, ein bisschen mehr Leistung abzurufen." Das war nicht immer so: In den letzten Jahre habe sie oft mit Druck gekämpft, "der wirklich nur von mir und niemand anderem kam".

Auch wenn es am Wochenende noch nicht für einen EM-Startplatz reichen sollte - in den nächsten Jahren möchte sich Apel auf jeden Fall für die Nationalmannschaft der Großen qualifizieren und dann bei Europa- oder Weltmeisterschaften Medaillen gewinnen. Ihr langfristiges Ziel: Olympia 2028 in Los Angeles. Weil Apel von ihrem Sport nicht leben kann, hat sie sich in diesem Jahr für die Sportfördergruppe der Bundeswehr beworben. "Klappt das nicht, schaue ich mich nach Berufen um, die mir Spaß machen." Eine konkrete Idee fehlt noch - "aber auf jeden Fall etwas mit Sport".

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