Kanu:Rückkehr der Legende

Stepanka Hilgertova of the Czech Republic competes in the women s K 1 kayak slalom heats during the; Stepanka Hilgertova Kanu

Stepanka Hilgertova, 49, hat zweimal Olympia-Gold gewonnen und an sechs Olympischen Sommerspielen teilgenommen. Dazu kommen je sieben WM- und EM-Titel.

(Foto: Roman Vondrous/imago)

Vor 29 Jahren fuhr sie hier ihr erstes Weltcuprennen: Für die zweimalige Olympiasiegerin Stepanka Hilgertova, 49, ist Augsburg die Lieblingsstrecke. Ob die Kanutin nach dieser Saison noch einmal wiederkehrt, ist aber offen.

Von Christian Bernhard

Ganz sicher ist sich Stepanka Hilgertova nicht, es ist doch schon ein Weilchen her. Nach kurzem Nachdenken aber kommt die Bestätigung: Ja, hier in Augsburg bin ich mein erstes Weltcuprennen gefahren. 1988 war das, im Dress der Tschechoslowakei. 29 Jahre später steht die tschechische Kanu-Slalom-Fahrerin immer noch in Kanu-Montur am Augsburger Eiskanal, soeben saß sie noch im Boot. Im Alter von 49 Jahren.

Hilgertova ist eine lebende Sport-Legende: Sie hat zweimal Olympia-Gold gewonnen und an sechs Olympischen Sommerspielen teilgenommen. Dazu kommen je sieben Weltmeister- und Europameister-Titel. 2008 war sie in Peking, als erst zweite Frau in der olympischen Geschichte Tschechiens, Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier. Hilgertova ist die Grande Dame der Kanu-Slalom-Fahrerinnen. "Sie ist Legende und Vorbild. Alles, was man sich vorstellen kann", sagt die Deutsche Ricarda Funk, die amtierende Kajak-Gesamtweltcup-Siegerin, die den Weltcup am vergangenen Wochenende in Augsburg gewonnen hat. Das erste Wort, das ihr zu Hilgertova einfällt, ist: Wahnsinn.

Trotz ihrer zwei olympischen Goldmedaillen in Atlanta und Sidney ist Augsburg Hilgertovas Lieblingsstrecke, hier hatte sie sich 2003 ihren zweiten Einzel-WM-Titel geholt. Hilgertova erinnert sich an das spannende Duell um Gold mit der Deutschen Jennifer Bongardt, die bereits eineinhalb Sekunden Vorsprung hatte. "In den letzten vier Toren musste ich alles geben", erzählt sie - und spricht rückblickend auch aufgrund der vielen Zuschauer an der Strecke von einem "perfekten Sieg". Ihr Sohn Lubos, der heute ebenfalls Kanu-Slalom-Fahrer ist, machte zudem als Zehnjähriger auf der Trainingsstrecke neben dem Eiskanal seine erste Eskimorolle.

Hilgertova hat in den 29 Jahren seit ihrem Weltcup-Debüt hautnah miterlebt, wie sich der Kanu-Sport weiterentwickelt hat. Die Boote sind heute einen halben Meter kürzer, statt zwei Läufe gibt es nur noch einen und die Tore sind mittlerweile deutlich enger. "Es ist fast ein anderer Sport", betont sie, alles sei viel schneller geworden. In ihrem Alter sei es nicht einfach, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen: "Aber ich liebe es, das ist meine Herausforderung: Versuchen, so schnell wie die jungen Mädels zu sein." Diesmal gelang ihr das nicht ganz, sie schied als 21. im Halbfinale aus. "Die Medaillen hängen heute hoch für mich", sagt sie, "ich versuche, jeden Lauf zu genießen." Ihr Ziel sei es, einfach Spaß zu haben.

"Man kann sich immer noch die Technik von ihr abschauen", schwärmt Funk, die vier Jahre nach Hilgertovas erstem Weltcup-Start zur Welt kam. Hilgertova sei eine "Inspiration" für die heutige Generation, sagt Funk, "sie zeigt einfach, dass man weiterhin vorne dabei sein kann, wenn man den Willen und Kampfgeist hat." Das sei "pure Motivation".

Hilgertova ist sich bewusst, dass sie die jüngeren Fahrerinnen inspiriert. Doch das gilt auch umgekehrt: "Sie inspirieren auch mich, denn sie sind sehr dynamisch und kompetitiv." Womöglich war es ihr letztes Rennen in Augsburg, die Tschechin denkt derzeit nämlich darüber nach, ihre einzigartige Karriere am Saisonende zu beenden. Ein Leben ohne Kanu ist für sie aber nicht vorstellbar. "Falls ich aufhöre", sagt sie, "komme ich nächstes Jahr auf jeden Fall als Zuschauerin nach Augsburg."

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