Kanu:Leichtere Flotte

Eine Medaille mehr

Ausbeute in den olympischen Kanu-Disziplinen:

Zwei Gold- und zwei Bronze-Medaillen: Mit dieser Bilanz in den zwölf olympischen Disziplinen ist die WM der Kanuten in Segrate bei Mailand für die deutschen Sportler zu Ende gegangen. Gegenüber dem schlechten Abschneiden vor einem Jahr in Moskau bedeutet dies lediglich eine geringe Verbesserung:

Jahr / Ort / Gold / Silber / Bronze

2015: WM Segrate: 2 / 0 / 2 - gesamt 4

2014: WM Moskau: 1 / 1 /1 - 3

2013: WM Duisburg: 3 / 3 / 1 - 7

2012: Olympia London: 3 / 1 / 2 - 6

2011: WM Szeged: 3 / 2 / 1 - 6

2010: WM Posen: 2 / 2 / 1 - 5

Die deutschen Athleten holen zweimal Gold bei der Weltmeisterschaft, verfehlen aber wichtige Ziele.

Das Selbstverständliche ist auch im deutschen Kanusport vorbei. Das Flottenprinzip, wonach bei Olympia mit scheinbarer Leichtigkeit immer eine stattliche Mannschaft in allen Bootsklassen dabei war, gilt nicht mehr. Zur WM in Mailand hat das Team von Bundestrainer Reiner Kießler besonders intensiv trainiert, viele Sportler haben von neuer Motivation geschwärmt. 18 von 18 möglichen Quotenplätzen für Olympia 2016 in Rio hatte man sich vorgenommen, am Ende aber wurden es nur elf. Und auch wenn in Mailand zum Beispiel Sebastian Brendel im Canadier mal wieder Gold holte, wenn zudem in den wichtigen olympischen Klassen vier Medaillen heraussprangen, so zeigte diese WM: Auch den Kanuten machen die Umbrüche in ihrem Sport zu schaffen, die Neuordnung der Bootsklassen und der Generationswechsel.

Olympiasieger Brendel hat seinen Titel dank eines enormen Kraftakts verteidigt und auch dank seiner Ausstrahlung als Sieger. Lange lag der Tscheche Martin Fuksa vorne, aber auf den letzten Metern hatte Brendel seine Sprintqualitäten bewiesen, später sagte er: "Da wurde Fuksa wohl auch nervös, als ich ankam." Als beide dann im Ziel waren, hatte Brendel erst mal keine Luft mehr, dafür aber 0,017 Sekunden weniger für die 1000 Meter gebraucht. Diese Goldmedaille war anstrengend, aber auch sehr wichtig, genauso wie jene des Kajak-Duos Max Rendschmidt und Marcus Groß, sowie die beiden weiteren Bronze-Medaillen: Die Kajak-Olympiasiegerinnen Franziska Weber/Tina Dietze landeten auf Platz drei über 500 Meter. Das Duo aus Leipzig und Potsdam saß auch gemeinsam mit Conny Waßmuth (Potsdam) und Verena Hantl (Karlsruhe) im Viererkajak, der ebenfalls Bronze gewann. Damit steht der Deutsche Kanuverband zumindest besser da als vor einem Jahr bei der WM in Moskau (drei Medaillen).

Trotzdem war dies das Mindeste, man hatte sich ja viel mehr vorgenommen. Kießler sagte: "Wir sind zufrieden, aber nicht glücklich. Die Leistung hat gestimmt, aber es gibt Potenzial nach oben." DKV-Chef Thomas Konietzko sagte: "Es war eine ordentliche, aber keine herausragende WM."

Es gab ärgerliche Momente, etwa als Kajak-Gold-Kandidat Max Hoff über 1000 Meter unerklärlicherweise die Kräfte verließen oder als die Canadier-Fahrer Peter Kretschmer und Michael Müller abfielen. Pech hatten die Kajakfahrer Ronald Rauhe und Tom Liebscher, die eigentlich schon Platz drei über 200 Meter erreicht hatten, somit die fünfte Plakette in einer olympischen Klasse. Aber dann wurde das Rennen wegen eines Fehlstarts wiederholt, Rauhe/Liebscher wurden nur noch Sechste, und nach Rauhes Tritt flog eine Wasserflasche durch die Luft.

Die Formschwankungen der Routiners sind dennoch weniger gravierend. Bedenklich sind Rückschläge, die nicht so schnell repariert werden können. Der Männer-Vierer-Kajak, besetzt mit Nachwuchskräften, hatte nicht einmal das Finale erreicht. Zwar könnten sich die vier noch über eine Nachqualifikation im Frühjahr in Duisburg für Rio qualifizieren. Trotzdem werden sie noch Zeit brauchen, bis sie so weit sind, um die alte Medaillenflotte wieder herzustellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: