Boxkampf Klitschko gegen Wach:Der Weltmeister und sein größter Fan

Der Manager der Klitschkos gibt sich wirklich Mühe, seinen Klienten brauchbare Gegner zu präsentieren. Als nächstes kämpft nun Vitali gegen Manuel Charr, Wladimir tritt gegen Mariusz Wach an. Beide Kämpfe sind wohl nicht mehr als Durchgangsstationen - doch nur bei Vitali ist klar, was danach kommt.

Carsten Eberts und Jürgen Schmieder

Am Ende überreichte Mariusz Wach seinem Gegner ein Bild. "Bestimmt erinnerst du dich nicht mehr daran", sagte der Pole in Richtung Klitschko und lächelte. Wladimir Klitschko lächelte zurück. Vor acht Jahren waren sich Klitschko und Wach in einer kleinen Sporthalle in Hamburg-Wandsbek begegnet. Klitschko war bereits Weltmeister, Wach noch Amateur. Nach dem Sparring entstand das Foto, Wach war stolz. Und Klitschko? Erinnerte sich tatsächlich nicht mehr: "Ich habe gedacht, das ist eine Foto-Montage."

Ukranian heavyweight boxers Vladimir and Vitali Klitschko pose with their world championship titles belts at training camp in Going

Die Klitschkos und ihre Titel: Allzu viele Kämpfe werden Wladimir (links) und Vitali Klitschko nicht mehr absolvieren.

(Foto: REUTERS)

Am 10. November werden beide Boxer in Hamburg um den Schwergewichtstitel kämpfen - und es müsste schon einiges passieren, damit der Sieger am Ende nicht Wladimir Klitschko heißt. Ob dies ein Kampf auf gleichem Leistungsniveau ist, darf bezweifelt werden. Wach ist zwar bislang ungeschlagen in 27 Kämpfen, boxte jedoch noch nie um eine WM.

Klitschko-Manager Bernd Bönte gibt sich wirklich Mühe, seinen Klienten brauchbare Gegner zu präsentieren. Die haben in den vergangenen Jahren jeden besiegt, der in irgendeiner Rangliste zu finden gewesen ist oder aggressiv genug um einen Kampf geworben hat. Er hat ihnen schnelle Gegner geliefert, kräftige, defensive, mutige. Diesmal ist es einer, der mit seiner Physis imponiert.

Der Kampf soll schließlich ein Event werden - und Mariusz Wach ist eine imposante Erscheinung: Mit 2,02 Metern Körpergröße ist Wach sogar vier Zentimeter größer als Klitschko, dazu jünger und auch schwerer. "Die Herausforderung für mich ist seine Körpergröße", sagte Klitschko, "ich habe noch nie gegen jemanden um die WM geboxt, der so viel größer ist als ich."

Außer der Körpergröße hat Klitschko noch nicht viel über seinen Gegner in Erfahrung gebracht, warum auch? Es sind noch über zwei Monate hin bis zum Kampf, erst im Oktober will Klitschko mit seiner Vorbereitung beginnen. Die Zeit muss genügen, um den Kampfstil des Polen zu analysieren.

Es ist nicht so einfach, etwas über Wach herauszufinden. Er stand bereits mit bekannten Boxern im Ring, etwa mit Samuel Peter oder Michael Moorer oder eben Wladimir Klitschko - nur war das eben im Training und nicht bei einem Wettkampf. Wachs bedeutendster Kampf war vor einem Jahr gegen Kevin McBride. Den schlug er in der vierten Runde nieder und darf sich seitdem "International Champion" des Verbandes WBC nennen.

McBride hatte einst die Karriere von Mike Tyson beendet, was imposanter klingt als es ist. Tyson hatte nach der sechsten Runde aufgegeben und danach erklärt, er fände es dem Sport gegenüber respektlos, gegen Leute vom Kaliber eines Kevin McBride zu verlieren.

Noch ein paar Kämpfe

Man wird vor allem den Eindruck nicht los, dass beim Kampf Klitschko gegen Wach der Weltmeister gegen seinen größten Fan antritt. "Klitschko hat mir schon immer imponiert", sagt Wach. In diesem Ton verläuft dann auch die Pressekonferenz im kleinen "Blue Room" in der Hamburger O2-Arena: Beide Gegner versichern sich die gegenseitige Wertschätzung, es fällt kein böses Wort. Als Klitschko vor einem Jahr noch dem stadtbekannten Großmaul David Haye gegenüber stand, war das anders.

Wach weiß freilich viel über seinen Gegner: In den vergangenen Jahren stand er öfter Sparring für seine polnischen Landsleute, die gegen einen der Klitschko-Brüder boxen mussten. Wach fungierte als Double, weil er so groß ist wie die Klitschkos, ihnen deshalb in Auslegung und Reichweite ähnelt. Jetzt darf Wach selbst gegen Wladimir Klitschko boxen. "Ich kann versprechen, dass Sie sich nicht langweilen werden bei diesem Kampf", sagte Wach, "ich will der erste polnische Weltmeister sein." Zu dieser Mini-Kampfansage konnte sich der Pole dann doch noch durchringen.

Für Wladimir Klitschko dürfte der Kampf nicht viel mehr als eine Durchgangsstation sein - doch wohin?

Der Lebenslauf seines Bruders Vitali scheint perfekt choreographiert zu sein. Der boxt am 8. September in Moskau gegen Manuel Charr. Sollte der 41-Jährige danach noch Lust verspüren, könnte es noch ein Duell gegen David Haye geben, dann soll der endgültige Wechsel in die Politik folgen.

Bei Wladimir sieht das ein wenig anders aus: Er ist 36 Jahre alt - und warum soll er nicht noch Kämpfe absolvieren, so lange er die Gewichtsklasse derart dominiert, wie er es gerade tut? Er scheint auch noch keine konkreten Pläne für die Zeit nach der aktiven Karriere zu haben: Er könnte Actionheld in Hollywood werden, er könnte auch einfach nur das Leben genießen.

Bis dahin kann er boxen. Es scheint zumindest mittelfristig durchaus interessante und auch vermarktbare Gegner zu geben: Alexander Powetkin wäre ein möglicher Herausforderer, auch Marco Huck böte sich in wenigen Jahren für ein Duell an. Ob die beiden wirklich in der Lage wären, Klitschko zu besiegen, ist freilich fraglich. Immerhin würden sie kein Bild vom Sparring zur Pressekonferenz mitbringen.

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