Drittligist 1. FC Kaiserslautern:Trainerwechsel kurz vor der Relegation

Drittligist 1. FC Kaiserslautern: Marco Antwerpen geht, Dirk Schuster kommt.

Marco Antwerpen geht, Dirk Schuster kommt.

(Foto: Steven Mohr/Huebner/Imago)

Nach dem verpassten Direktaufstieg herrscht große Unruhe beim FCK - mal wieder. Trainer Marco Antwerpen muss unmittelbar vor den beiden Spielen gegen Dynamo Dresden gehen, Dirk Schuster übernimmt.

Von Martin Schneider

Es gab diesen Moment, gut drei Wochen ist er jetzt her, da schien alles gut zu werden in der Pfalz. Der 1. FC Kaiserslautern hatte gerade den 1. FC Saarbrücken 3:1 besiegt, das alte Saar-Pfalz-Derby aus jenen Tagen, als Kaiserslautern deutscher Meister wurde und Saarbrücken im Europapokal spielte. Lautern gewann, sogar in Unterzahl, vor fast 50 000 Zuschauern auf dem Betzenberg - auf dem Papier war es die letzte schwierige Partie der laufenden Drittliga-Saison. In den folgenden Spielen gegen Wiesbaden, Dortmund II und Viktoria Köln würde man dann den direkten Aufstieg in die zweite Liga sichern. Dachte man.

Drei Wochen und drei Niederlagen später ist gar nichts mehr gut in Kaiserslautern, im Gegenteil. Der alte FCK ist in Rekordzeit zurückgekehrt: der Klub mit dem notorischen "nervösen Umfeld", das nun dazu geführt hat, dass der Trainer unmittelbar vor den Relegationsspielen gegen Dresden getauscht wird. Marco Antwerpen muss gehen, Dirk Schuster übernimmt. Das teilte der Klub am Dienstagabend mit. Schuster soll am morgigen Mittwoch das erste Training leiten.

Drittligist 1. FC Kaiserslautern: Soll den FCK nun in die zweite Liga führen: Dirk Schuster.

Soll den FCK nun in die zweite Liga führen: Dirk Schuster.

(Foto: Thomas Eisenhuth/Bongarts/Getty)

Dem Trainer-Wechsel gingen zwei Tage voraus, die mit "unruhig" noch charmant umschrieben wären. Nach der 0:2-Niederlage bei Viktoria Köln, die die letzten Chancen auf den direkten Aufstieg zunichte machte, gab der Geschäftsführer Thomas Hengen dem Sender SWR ein kritisches Interview, sprach von einem "indiskutablen Auftritt", kritisierte die Körpersprache und die Einsatzbereitschaft. Kurz danach veröffentlichte die Kölner Zeitung Express einen Artikel in dem sie schrieb, es gebe ein Gerücht, dass Antwerpen von seinem Amt entbunden werde und - Überraschung! - der WM-Rekordtorschütze und Ex-Lauterer Miroslav Klose den Klub in der Relegation gegen Dynamo Dresden betreuen solle. Der Express benannte sogar konkret den angeblichen Urheber dieser angeblichen Idee: die Investorengruppe "Saar-Pfalz-Invest", die seit kurzem 33 Prozent der Vereinsanteile hält.

Fast zwei Tage lang berieten die Gremien in Kaiserslautern - jetzt übernimmt Dirk Schuster

Nun ist es erstmal nichts Ungewöhnliches, wenn rund um ein Fußballspiel Gerüchte aufkommen und in einer Zeitung landen. Allerdings schwieg der 1. FC Kaiserslautern so beharrlich, dass die Sache nicht nur den meisten Fans seltsam vorkam, sondern bald auch dem zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Trainer.

Antwerpen, der Kaiserslautern im vergangenen Jahr vor dem Abstieg in die Regionalliga bewahrte, den Klub nach einem holprigen Saisonstart in Richtung Aufstiegsplätze führte und bei vielen Fans in der Pfalz auch nicht unbeliebt ist, wurde in der unklaren Gemengelage noch am Dienstagmorgen von lokalen Medien befragt, ob er denn überhaupt noch Trainer sei. Was er mit Ja beantwortete. "Natürlich hat der Klub immer das Recht, einen neuen Trainer zu installieren, wenn er es für notwendig halten sollte", sagte Stefan Backs, Antwerpen Beraters noch am Dienstagmorgen. Allerdings übte er harte Kritik an der der Kommunikation des Klubs, nannte das Verhalten "unprofessionell".

Fast zwei Tage lang berieten die Gremien in Kaiserslautern, was denn nun zu tun sei. Geschäftsführer Hengen untersteht im Organigramm einem fünfköpfigen Beirat, in dem drei Vertreter des Vereins und zwei Vertreter aus der erwähnten Investorengruppe sitzen. Dort gab es mutmaßlich Redebedarf vor allem über die Tatsache, dass die Mannschaft in den letzten drei Saisonspielen einen kaum erklärlichen Leistungsabfall hatte. Insbesondere beim 1:3 gegen Dortmund II, einem Heimspiel vor 50 000 Zuschauern, wirkte das Team chancen- und ideenlos.

Wie uneinig der Beirat war, zeigte sich dann am späten Dienstagabend. Da verkündete nämlich Fritz Fuchs seinen Rücktritt aus dem Gremium und aus dem Aufsichtsrat noch gleich mit. Die Art und Weise, wie die Beurlaubung Antwerpens abgelaufen sei, sei nicht anständig gewesen, sagte Fuchs der Rheinpfalz. Man hätte Antwerpen keine Gelegenheit gegeben hätte, sich zu verteidigen. Das sei unfair und mit seinen Werten nicht vereinbar, sagte der 78-jährige Ex-Bundesligaspieler.

Schuster trainierte zuletzt den FC Erzgebirge Aue, dort trennte man sich im Mai 2021 nach einer 3:8-Niederlage gegen den SC Paderborn von ihm - allerdings zu einem Zeitpunkt, als Aue den Klassenerhalt in der zweiten Liga schon sicher hatte. Schusters größter Erfolg als Trainer war der Aufstieg mit Darmstadt 98 in die Bundesliga und der Klassenerhalt in der folgenden Saison.

Weil der FCK am letzten Spieltag der dritten Liga auf Türkgücü München getroffen wäre, das inzwischen vom Spielbetrieb abgemeldet ist, hat die Mannschaft am kommenden Wochenende spielfrei. Die nächste Partie ist also am 20. Mai schon das Relegationshinspiel in Kaiserslautern, das Rückspiel findet vier Tage später in Dresden statt.

Schuster hat immerhin Erfahrung mit diesem Format: 2014 schaffte das von ihm trainierte Darmstadt gegen Arminia Bielefeld in einem denkwürdigen Rückspiel den Aufstieg in die 2. Bundesliga, das entscheidende Tor zum 4:2 fiel in der Nachspielzeit der Verlängerung. Allerdings war Schuster damals schon über 1,5 Jahre Trainer der Mannschaft - und nicht zehn Tage.

Zur SZ-Startseite

Regionalliga Südwest
:Ein Hauch von Gijón

In der Regionalliga stellen die SV Elversberg und der FSV Frankfurt für zwölf Minuten das Fußballspielen ein, weil ein 1:1 beiden Teams die Saisonziele sichert. Der Aufschrei ist groß - doch Elversberg bittet um Verständnis.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: