FC Bayern:Halloween mit Oliver Kahn

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Ungewohnter Platz: Oliver Kahn vor dem Spiel gegen Hoffenheim auf der Bayern-Bank. (Foto: Thomas Voelker/Jan Huebner/Imago)

Der Bayern-Boss überrascht Coach Nagelsmann auf der Trainerbank. Die SZ hat erfahren, dass es sich um die zweite Etappe einer raffinierten PR-Kampagne zur Profilschärfung handelt.

Glosse von Markus Schäflein

Die Auseinandersetzung mit dem Stammbaum des griechischen Göttergeschlechts der Titanen ist relativ nervtötend. Zum Beispiel zeugte alleine Iapetos mit Klymene vier Titanen: Atlas, den Harten, der den Himmel trägt; Epimetheus, den Mann der Pandora; Menoitios, den Überheblichen; und Prometheus, den Freund der Menschen. Wie es dann weiterging, bis 1969 Oliver Kahn geboren wurde, ist unbekannt, jedenfalls waren die anderen Titanen zwischenzeitlich in die Tiefen der Unterwelt getrieben worden.

Titan Kahn war zu seiner Zeit als Torwart für Härte und weniger für Freundlichkeit bekannt. Im ersten Jahr als Vorstandschef des FC Bayern schien es hingegen, als habe auch er sich in die Unterwelt verzogen: Öffentlich fiel Kahn nur noch selten auf. Schlechte Spiele? Impfdebatten? Katar-Sponsoring? Damit konnten sich irdische Protagonisten rumschlagen. Kahn hätte ruhig ein bisschen mehr Prometheus nacheifern dürfen, raunten manche im Götterhimmel.

Das hat sich neuerdings - Gott sei Dank - wieder geändert. Kahn wütete vor zwei Wochen beim späten 2:2-Ausgleich von Dortmund auf der Tribüne so irre bzw. "kahnsinnig" ( Bild-Zeitung) wie einst zwischen den Pfosten. Und auf Twitter postete er selbst das Foto seines bizarr verzerrten Gesichts - was nichts anders hieß als: Hallo Menschen, der Titan ist zurück! Er äußerte sich auf der Mitgliederversammlung zu Katar mit gewissem Verständnis für die Kritiker. Mia san Titan! Und am Samstag erschien er vor dem Spiel sogar auf der Ersatzbank, es sah aus, als würde Trainer Julian Nagelsmann angesichts der plötzlichen Anwesenheit Kahns im sportlichen Bereich regelrecht erschrecken.

Nach SZ-Informationen steckt hinter Kahns neuer Omnipräsenz eine raffinierte PR-Kampagne zur Profilschärfung, die noch weitere Schritte vorsieht. Er plant, beim bayerischen Blitzmarathon vier Mal an einem Tag in eine Radarfalle zu rasen, um seinen Rekord aus dem Jahr 2003 einzustellen. Im nächsten Spiel, in dem der FC Bayern in der Nachspielzeit zurückliegt, will Kahn wie 2008 in Getafe in den gegnerischen Strafraum eindringen, um Verwirrung zu stiften und noch den Ausgleich zu ermöglichen.

Welchen Bayern-Spieler er anschließend vor Freude mit einem Faustschlag zu Boden streckt wie damals Mark van Bommel, soll von den gezeigten Leistungen abhängig gemacht werden. Und selbstverständlich will er (analog zu Heiko Herrlich 1999) mal wieder jemanden kraftvoll in den Hals beißen, die Veröffentlichung des Videos auf TikTok ist für Halloween geplant. Wen wundert es, dass Nagelsmann erschrocken ist.

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