Das wird nächstes Jahr nicht einfach für den Nachwuchs im Hause Olic. Die Stammhalter Luka und Toni sind große Verehrer des FC Bayern, sie schlafen in Klubbettwäsche und tragen dabei gerne ein Münchner Trikot. Luka und Toni, dazu gehört nicht viel Phantasie, müssen demnächst ganz stark sein und sich in vielerlei Hinsicht auf einen Kulturschock einstellen - wenn der Daddy für die Betriebssportgruppe eines Wolfsburger Autobauers im Einsatz ist.
Dass Ivica Olic die Bayern verlässt und sich dem VfL Wolfsburg anschließt, steht schon seit mehreren Monaten fest. Der kroatische Nationalspieler war im Winter sogar nicht abgeneigt, sich das viele Geld des Werksklubs (angeblich geht es um mehr als fünf Millionen Euro Jahresgehalt) schon ab der Rückserie überweisen zu lassen; zumal er sich als Reservist zunehmend um seine Rolle im Nationalteam sorgte. "Ich habe immer gesagt, dass ich spielen will. Wenn ich immer zwei, drei Monate warten muss auf meine Chance, ist das nicht einfach", wiederholte Olic am Dienstagabend.
Aber die Bayern haben ihn logischerweise nicht ziehen lassen, zu eng ist ihr Kader besetzt, und am Dienstagabend hat sich der 32-Jährige versöhnt mit seinem Dasein als Ergänzungskraft. "Als mir der Trainer sagte, dass ich spiele, hab ich gedacht, das ist ein Aprilscherz. Obwohl ich ein erfahrener Spieler bin, konnte ich nachmittags nicht ruhig schlafen, ich habe das Adrenalin gespürt, ich war sehr angespannt", berichtete er später. Olic glänzte dann trotzdem und brachte die Bayern auf der großen Bühne mit seinen beiden Toren endgültig ins Halbfinale.
Dass der Kroate langsam wieder in Form kommt, entlastet nicht zuletzt Mario Gomez. Der Mittelstürmer durfte sich am Dienstag lange Zeit ausruhen, er soll nun in den entscheidenden Spielen gegen Real Madrid wieder Tore schießen, wenn laut Präsident Uli Hoeneß nicht mehr rotiert wird: "Da muss die beste Mannschaft spielen."
Und weil Mario Gomez unbestritten derzeit zur besten Elf der Bayern gehört, war der Verein froh, am Mittwoch die Vertragsverlängerung mit dem Schwaben verkünden zu können. Bis 2016 hat sich Gomez an die Münchner gebunden. "Ich habe es immer gesagt: der FC Bayern ist ein großartiger Verein, hier fühle ich mich wohl, hier sehe ich die besten sportlichen Perspektiven. Deshalb freue ich mich", sagte der Nationalstürmer auf der Internetseite des Vereins: "Ich bin sicher, dass wir in den kommenden Jahren hier viel bewegen werden. Dazu will ich meinen Teil besteuern."
Hingegen zieht sich die Einigung mit Arjen Robben hin. "Es ist noch nichts entschieden", sagte der 28-Jährige am Rande des Spiels gegen Marseille, bei dem er im Gegensatz zu Gomez nicht einmal eingewechselt wurde. Anfang der Woche hatte Trainer Heynckes eine Verlängerung des 2013 auslaufenden Kontrakts inoffiziell bestätigt. Der 66-Jährige zeigte sich zuversichtlich, "dass Arjen im Laufe der Spielrunde noch seine Unterschrift daruntersetzen wird". Robben hatte an der im Winter bereits als fix geltenden Verlängerung offenbar gezweifelt, weil er zu Beginn der Rückrunde drei Spiele auf der Ersatzbank hatte Platz nehmen müssen. Wie die Sport Bild am Mittwoch berichtet, soll der niederländische WM-Zweite aufgrund zahlreicher Verletzungen zuvor sogar über ein Karriereende nachgedacht haben. "Das waren finstere Gedanken", wird Robben zitiert.
Für den scheidenden Olic soll im Sommer offenbar Claudio Pizarro von Werder Bremen zurück nach München kommen. Bis dahin aber will der Kroate seine Abschiedstour beim FC Bayern genießen. "Er hat gezeigt, dass er zu alter Stärke zurückgefunden hat, das kann noch von großer Bedeutung sein", sagte Trainer Heynckes. Weitere Einsätze könnten übrigens Wolfsburg noch etwas kosten: Bei 20 Pflichtspielen verlängert sich sein Vertrag automatisch, der VfL müsste noch eine Ablöse entrichten. Derzeit steht Olic bei 14 (Kurzeinsätze zählen als halbes Spiel).
