Kader für die WM 2010:Den Seinen gibt's der Löw im Flieger

... und Lehmann kommt im Hubschrauber: Welcher Spieler welche Chancen auf ein Ticket für Südafrika 2010 hat.

Christof Kneer und Philipp Selldorf

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Was stand auf dem Zettel, den Joachim Löw nach dem Schlusspfiff im Moskauer Luschniki-Stadion versonnen bekritzelte? Diese Frage hat die Nation sehr bewegt, was die Süddeutsche Zeitung zum Anlass genommen hat, Recherchen anzustellen. Diese blieben zwar rundum erfolglos, aber dank einer Indiskretion im DFB ist die SZ nun doch in den Besitz dieses Zettels gekommen. Es handelt sich dabei um präzise Reisedispositionen für den Sommer 2010. Auf dem Zettel finden sich große Teile des 23er-WM-Kaders, wobei sich die Hierarchie deutlich an der von Löw in Auftrag gegebenen Sitzordnung im Flugzeug erkennen lässt. Auf dem Zettel finden sich die Rubriken "First Class" (heißt: Führungsspieler, unverzichtbar), "Business Class" (heißt: wichtige Spieler, sicher dabei), "Economy class" (heißt: nicht ganz so wichtig, aber wohl dabei) sowie "Warteliste" (heißt: schaun mer mal). Dank der in der WM-Qualifikation gewonnenen Erkenntnisse kann die SZ mit, nun ja, hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, wie es im Juni 2010 auf dem Flug von Frankfurt nach Johannesburg an Bord der LH-Maschine "Gerhard Mayer-Vorfelder" aussehen wird.Foto: Reuters

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FIRST CLASSMichael Ballack (im Bild): Hat als "absoluter Leader" (Löw) in der ersten Reihe ein eigenes Sofa. Muss dort, da Bernd Schneider fehlt, seinen Asbach-Cola alleine trinken. Hat an Bord keinen Streit mit Lukas Podolski. Kuschelt sich zum Schlafen in ein Torsten-Frings-Trikot. Sinniert gelegentlich übers verlorene Champions-League-Finale 2010. "Och", denkt er, dann halt nächstes Jahr.Philipp Lahm: Sitzt neben Präsident Theo Zwanziger, unterhält sich mit ihm über Politik, Kultur und Wissenschaft. Bekommt von Zwanziger die schönsten Auszüge aus dessen Sonntagsreden vorgelesen und verspricht, Teile davon bei der nächsten Veranstaltung der Philipp-Lahm-Stiftung zu verwenden. Bringt Unruhe in die First Class, weil er immer die Sitzreihen wechselt. Muss ein paar Stunden rechts vom Gang sitzen (rechte Außenbahn) und ein paar Stunden links.Foto: ddp

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Miroslav Klose: Keiner weiß, ob er schläft oder nicht. Lächelt, je näher Südafrika kommt, immer zufriedener vor sich hin. Grund: Der FC Bayern ist weit weg. Trinkt stilles Wasser.Per Mertesacker: Braucht einen Platz mit extra viel Beinfreiheit (1,98m), kann aber nicht neben Lahm sitzen (wg. Zwanziger). Bestreitet auch an Bord keinen einzigen Zweikampf und freut sich, dass er mit Werder in der ganzen Saison nur acht Gegentore bekommen hat. Trinkt Milch, damit er groß und stark wird.Bastian Schweinsteiger (im Bild): Ist extrem stolz, dass er in der First Class sitzen darf. Beim FC Bayern schickt ihn Uli Hoeneß immer in die Holzklasse. Liest stolz den Wirtschaftsteil der Financial Times, muss aber zum besseren Verständnis manchmal über Bordtelefon den Börsenexperten Oliver Kahn anrufen. Wird teuer. Grund: Kahn ist gerade in Asien, 13-jährige Chinesen trainieren.Foto: Getty

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BUSINESS CLASSRené Adler (im Bild): Ist während des Fluges nicht ansprechbar. Konzentriert sich.Heiko Westermann: Bringt Unruhe in die Business Class, weil auch er ständig den Platz wechseln muss. Sitzt mal rechts, mal links, mal zentral auf dem Gang. Sehr kampfstark. Benutzt die Sauerstoffmasken als Kopfballpendel. Trainiert mit einem von Magath mitgegebenen Medizinball - wenn Löw nicht guckt.Mesut Özil: Verschanzt sich hinter einem riesigen Stapel Unterlagen (keine Sonntagsreden, Anm. d. Red.). Sortiert nach Alphabet die Angebote von Arsenal, Barcelona, Chelsea, aus Madrid, Mailand, Manchester und Schalke.Foto: Getty

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Thomas Hitzlsperger: Verschanzt sich hinter einem riesigen Stapel Unterlagen (u.a.: Zwanzigers Sonntagsreden in voller Länge, Anm. d. Red.). Erholt sich zwischendurch mit einer schönen DVD (Titel: "Richtiges Stellungsspiel im Defensivzweikampf"). Lernt nebenher zwei Fremdsprachen.Arne Friedrich: Ist stolz, dass er Business Class fliegt. Kennt aber seine Qualitäten: Er kann Fouls, die nicht mit Elfmeter bestraft werden (Russland!). Denkt manchmal an Paderborn und Burghausen, Herthas Gegner in der neuen Saison.Simon Rolfes (im Bild): Leiht sich von Hitzlsperger gelegentlich eine schöne DVD (Titel: "Richtiges Stellungsspiel im Defensivzweikampf"). Überlegt manchmal, wie es passieren konnte, dass Bayer 04 Leverkusen am 34. Spieltag vom ersten auf den neunten Platz zurückgefallen ist. Immer supernett. Liebling der Stewardessen.Foto: ddp

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Mario Gomez: Amüsiert sich mit einer lustigen DVD ("Die herrlichsten vergebenen Torchancen", Anm. d. Red.). Hat schon wieder ein Angebot: diesmal vom VfB Stuttgart. Liest an Bord nicht das neue Buch von Louis van Gaal.Piotr Trochowski: Versucht Co-Trainer Flick einzureden, dass Podolski ein Stürmer ist. Grund: Trochowski wäre dann die Nummer eins auf dem linken Flügel. Problem: Muss für dieses Gespräch die Business Class räumen. Denn: Flick sitzt in der Economy Class. Trinken gemeinsam sehr, sehr stilles Wasser.Lukas Podolski (im Bild): Versucht während des Fluges dauernd, das Fenster zu öffnen (erfolglos). Wirft Papierflieger in die First Class (erfolgreich). Hat keinen Streit mit Ballack. Denkt manchmal an Paderborn, Burghausen und Hertha BSC, Kölns Gegner in der neuen Saison.Foto: ddp

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ECONOMY CLASSManuel Neuer: Freut sich, dass er sich gegen Tim Wiese durchsetzte, hat aber vor dem Abflug gleich den ersten Rüffel kassiert. Grund: Ist nicht in der offiziellen DFB-Kluft erschienen, sondern im Trainingsanzug von Schalke 04. Benutzt eine geklaute Fahne von Borussia Dortmund als Fußabstreifer.Jerome Boateng (im Bild): Freut sich, dass er dabei ist, trotz drei gelb-roter Karten in drei Länderspielen. Versucht Flick einzureden, dass Lahm ein Links- und Friedrich ein Innenverteidiger ist. Grund: Wäre dann Stammspieler rechts hinten. Problem: Flick ist ständig in ein anderes Gespräch verwickelt (siehe: Trochowski).Serdar Tasci: Ist dankbar, dass er in Stuttgart spielt. Löw kennt den Klub gut und hat alle 17 VfB-Heimspiele gesehen.Marko Marin: Ist an der Play-Station Lionel Messi. Steht ab und zu auf und dribbelt an drei Stewardessen und dem Servierwagen vorbei ...Foto: Reuters

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... hier enden leider die konkreten Erkenntnisse über Löws WM-Kader, denn bevor der Blick in die hinteren Reihen der Economy Class schweifen kann, fällt die Bordbeleuchtung aus. Grund: Podolskis Papierflieger haben die Elektronik demoliert. Die restlichen vier Kaderplätze sind also nicht gesichert. Sie gehen an vier Kandidaten von der Warteliste, welche die SZ hier veröffentlicht und nach den Erkenntnissen der WM-Qualifikation interpretiert:Andreas Beck: Hat als Rechtsverteidiger gute Chancen, weil er in Hoffenheim spielt. Löw kennt den Klub gut und hat alle 17 TSG-Heimspiele gesehen.Marcel Schäfer (im Bild links): Wird als Linksverteidiger dringend gebraucht - aber nur, wenn er besser ist als Marcell Jansen.Marcell Jansen: Wird als Linksverteidiger dringend gebraucht - aber nur, wenn er besser ist als Marcel Schäfer.Foto: Getty

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Sami Khedira: Hat gute Chancen, weil ihn Löw für die Zukunft auf der Sechser-Position hält - und natürlich, weil er beim VfB Stuttgart spielt (Pluspunkt: Hatte mal ein Angebot aus Hoffenheim).Christian Gentner: Hat Chancen, weil er in Wolfsburg zum vielseitigen Mittelfeldspieler gereift ist - und beim VfB Stuttgart ausgebildet wurde.Torsten Frings: Hat keine guten Chancen, weil ihn Löw für die Vergangenheit auf der Sechser-Position hält. Darf dennoch auf jeden Fall mit zur WM, sofern er ab sofort in jedem Spiel 20 km läuft, zwei Tore schießt und sich nie verletzt.Cacau (im Bild): Hat gute Chancen, weil er als Dribbler Eigenschaften hat, die die anderen (Keil-)Stürmer nicht haben. Und er spielt? Richtig, beim VfB Stuttgart.Foto: Getty

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Stefan Kießling: Steht vor allem auf der Liste, um die Gurus und Ex-Gurus (Klaus Fischer, Gerd Müller) zu besänftigen, die ihn gerne dabei hätten. Darf auf jeden Fall mit zur WM, sofern er ab sofort in jedem Spiel fünf Tore schießt.Patrick Helmes: Hat Chancen, falls er nach seiner Kreuzbandverletzung bald Anschluss findet. Immerhin: Hatte im Sommer ein Angebot vom VfB Stuttgart.Thomas Müller: Eigentlich gute Chancen, aber: Das arme Bayern-Talent soll zu den nächsten Testspielen eingeladen werden - und wie gut man sich bei Testspielen empfehlen kann, das kann er ja mal bei Cacau erfragen.Tim Borowski (im Bild), Clemens Fritz: Wer?Foto: dpa

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David Odonkor: Hat nur eine Chance, nach Südafrika zu kommen: Müsste unter dem DFB-Flugzeug herrennen (wäre vermutlich schneller da, Anm. d. Red.).Christoph Metzelder: Müsste unter dem DFB-Flugzeug herhumpeln. Zurzeit Bänderverletzung.Benedikt Höwedes/Mats Hummels/Holger Badstuber: Zukunftskandidaten für die Innenverteidiger-Position. Aber die Zukunft beginnt wohl erst, wenn die Maschine "Gerhard Mayer-Vorfelder" von Johannesburg kommend wieder in Frankfurt gelandet ist.P.S.: Nach SZ-Informationen ist es nicht ausgeschlossen, dass die DFB-Delegation einen blinden Passagier an Bord haben wird. Im Gepäckraum lauert Jens Lehmann auf seine WM-Chance, und sollte er vorzeitig entdeckt werden, macht ihm das gar nichts aus. Grund: Er fliegt dann mit dem eigenen Hubschrauber hinterher.Foto: dpa

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