PGA Championship:Teamerfolg für Dude und Bones

PGA Championship: Kleiner Ball, schwere Beute: Justin Thomas mit der Wanamaker Trophäe für den Sieg der PGA Championship.

Kleiner Ball, schwere Beute: Justin Thomas mit der Wanamaker Trophäe für den Sieg der PGA Championship.

(Foto: Ross Kinnaird/AFP)

Justin Thomas gilt seit Jahren als einer der besten Spieler auf der Tour, aber die ganz großen Siege ließen auf sich warten - das könnte sich nun ändern, auch wegen seines legendären Caddies.

Von Felix Haselsteiner, Tulsa/München

Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte Justin Thomas nicht am Samstag eine Ansage bekommen. Es sei keine echte Rede gewesen, die sein Caddie Jim Mackay ihm am frühen Abend nach der dritten Runde auf der Übungs-Range gehalten habe, sondern eher ein sogenannter Pep Talk, sagte Thomas im Nachgang. "Dude, don't be so hard on yourself", sagte Mackay. Er solle nicht so hart zu sich selbst sein, Dude, er spiele immerhin so gut wie jede Woche um den Sieg mit - und er sei bei einem Major-Turnier auf einem schwierigen Platz in einer guten Position. Thomas verließ die Anlage nach diesen Worten mit einer positiven Einstellung - und spielte am Sonntag die beste Runde des Tages sowie ein hervorragendes Playoff, in dem er das zweite Major-Turnier in seiner Karriere gewann.

Man müsste an dieser Stelle fast schon anmerken, dass es erst sein zweiter Sieg bei einem der großen Turniere war. 2017 hatte Thomas die PGA Championship schon einmal gewonnen, dazwischen kam er viermal in die Top-10 und gewann neun andere Turniere auf der PGA Tour. Thomas, 29, zählt somit zu den besten Spielern seiner Generation, nur fehlten ihm bisher eben die ganz großen Triumphe, die etwa sein bester Freund Jordan Spieth schon früher in seiner Karriere vorweisen konnte.

Spieth, Thomas und einige andere sind die Golf-Generation, die Tiger Woods nachfolgen sollte als Seriengewinner von Major-Turnieren - und die daran genauso scheiterten wie diejenigen Tennisspieler, die die großen drei Spieler ihres Sports (Djokovic, Federer, Nadal) ablösen sollten. Es ist ein hartes Los, und Thomas ist der ultimative Beweis dafür, dass Siege nichts mit der Qualität des Golfspiels zu tun haben. Sein Schwung, den er seit frühester Kindheit gemeinsam mit seinem Vater Mike, einem herausragenden Lehrer, stetig verbessert, zählt ohne Frage zu den besten, die es im Golf je gegeben hat. Thomas ist kraftvoll, präzise und vor allem extrem gut darin, in schwierigen Situationen nicht die Ruhe in seinem Golfschwung zu verlieren.

Die Nerven des Chilenen Mito Pereira

Das machte auch am Sonntagnachmittag in Tulsa, Oklahoma, den Unterschied. Southern Hills ist ein gefürchteter Golfplatz, der auf den ersten Blick wunderschön aussieht - aber für normale Menschen kaum zu bespielen ist. Bestätigen kann das zum Beispiel Martin Kaymer, der nach zwei Tagen schon 13 Schläge über Par lag und am Cut scheiterte. Thomas hingegen spielte solide, startete aber am Schlusstag mit einem Rückstand von sieben Schlägen eine Aufholjagd, die dadurch begünstigt wurde, dass einige der besten Spieler der Welt auf einmal recht normal wurden: Nach der Reihe leistete sich die Führungsgruppe Fehler, so konnte Thomas immer weiter aufholen.

PGA Championship: Erster Gratulant ist sein Schlägerträger: Justin Thomas (links) empfängt die Glückwünsche des legendären Caddies Jim ,Bones' Mackay.

Erster Gratulant ist sein Schlägerträger: Justin Thomas (links) empfängt die Glückwünsche des legendären Caddies Jim ,Bones' Mackay.

(Foto: Andrew Redington/AFP)

Den herzzerreißendsten Fehler zu Thomas Sieg trug schließlich der Chilene Mito Pereira auf den letzten Metern des Turniers bei. Pereira ist 27 Jahre alt, auf dieser großen Bühne allerdings hatte er noch nie um einen Sieg mitgespielt - entsprechend historisch wäre für den Lateinamerikaner auch ein Erfolg gewesen. "Ich dachte am ersten Tag, ich sei nervös", sagte er nach dem Turnier: "Dann dachte ich am zweiten Tag, ich sei nervös. Dann dachte ich am dritten Tag, ich sei nervös, aber der vierte war furchtbar." Pereira hielt sich stets gerade so im Rennen, nach 71 von 72 Löchern lag er mit einem Schlag in Führung - dann versagten ihm die Nerven. Ein grausam schnell geschwungener Abschlag landete im Wasserhindernis, er verlor zwei Schläge und rutschte tragisch auf Rang drei ab.

Thomas hingegen hatte in genau derselben Situation die Ruhe behalten, sein Ball landete in der Mitte der 18. Spielbahn und ebnete ihm so einen Weg ins Playoff, das er gegen Will Zalatoris gewann. Entscheidend war bei allem aber der Mann an seiner Seite, der ihm am Samstag ins Gewissen geredet hatte.

Mackay, den auf der Tour aber alle nur "Bones" nennen, ist ein 57-jähriger Engländer - und ein legendärer Caddie. 25 Jahre lang begleitete er Phil Mickelson am Bag, mit ihm gewann er fünf Major-Turniere, bevor sich ihre Wege trennten. Mackay ging zum Fernsehen und arbeitete als Live-Reporter und sagte, so erzählte er am Sonntag, dass er nur für einen Spieler jemals wieder Caddie sein würde: Justin Thomas. Seit Ende September 2021 ist das nun der Fall, Thomas war seitdem bei 13 Turnieren neunmal in den Top-10. Golf ist eben doch mehr Teamsport, als man auf den ersten Blick denken könnte - und der erfahrene Bones ist möglicherweise genau der Baustein, der Thomas in den vergangenen Jahren noch gefehlt hat, um die großen Triumphe zu erringen.

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