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Jupp Heynckes war nie einer, der sich in den Vordergrund gedrängt hat. Seit er sich 2018 in den Fußball-Ruhestand begeben hat, lebt er zurückgezogen auf seinem umgebauten Bauernhof in Schwalmtal. An diesem Samstag, an dem er seinen 75. Geburtstag feiert, rückt er aber wieder ein bisschen ins Rampenlicht. Ein Rückblick auf die bewegte Karriere eines der erfolgreichsten deutschen Trainer.
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Als Spieler verbrachte der gebürtige Mönchengladbacher, der in der Nachkriegszeit als neuntes von zwölf Kindern aufwuchs, die meiste Zeit seiner Karriere bei der heimischen Borussia. Insgesamt schoss der Stürmer in seinen 369 Bundesligaspielen 220 Tore. Bis heute ist er hinter Gerd Müller, Klaus Fischer und Robert Lewandowski der vierterfolgreichste Torjäger der Bundesliga-Geschichte.
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Unterbrochen wurde Heynckes' Gladbach-Ära durch ein dreijähriges Gastspiel bei Hannover 96. Von 1967 bis 1970 war er für die Niedersachsen aktiv, kehrte dann aber wieder zurück.
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Als Spieler prägte er die glorreichen Siebziger der Fohlen entscheidend mit. Insgesamt gewann Heynckes mit Gladbach vier Meisterschaften, den DFB-Pokal (1973) und den Uefa-Pokal (1975). Im Bild präsentiert er die Meisterschale von 1977 gemeinsam mit Uli Stielike, Trainer Udo Lattek und Berti Vogts (von links).
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Mit der Nationalmannschaft wurde er 1972 Europameister und zwei Jahre später Weltmeister - allerdings kam er dabei jeweils nur zweimal zum Einsatz. Nationalmannschaftskollege war zu dieser Zeit auch sein späterer Chef beim FC Bayern: Uli Hoeneß.
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Da lachen sie noch gemeinsam: 1978 begann Heynckes seine Trainerlaufbahn als Co-Trainer von Udo Lattek in Gladbach. Am Saisonende standen der Uefa-Pokalsieg und Latteks Abschied nach Dortmund. Sein Nachfolger wurde der damals 34-jährige Heynckes.
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Gleich in seiner ersten Saison zog Gladbach mit Heynckes erneut ins Finale des Uefa-Pokals ein, verlor dort allerdings gegen Eintracht Frankfurt. Einer seiner Spieler: Lothar Matthäus (2.v.l.). In insgesamt acht Trainerjahren in Gladbach blieb Heynckes ein Titelgewinn verwehrt.
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Titelerfolge stellten sich erst mit den Bayern ein. 1987 folgte Heynckes abermals Udo Lattek als Trainer, gewann in seinem zweiten und dritten Jahr als Bayern-Chef jeweils die Meisterschaft. In der Saison 1991 nach sportlicher Talfahrt dann der Rauswurf durch Manager Uli Hoeneß. "Wir haben geheult wie die Schlosshunde", sagte Hoeneß. "Aber das hat unserer Freundschaft nicht geschadet."
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1992 ging Heynckes nach Spanien zu Athletic Bilbao. Dort förderte er viele junge Spieler und zog in seinem zweiten Jahr völlig überraschend in den Uefa-Pokal ein. Heynckes mochte die baskische Art: "Man lebt behüteter hier." Er blieb zwei Jahre. Vor der Saison 1994/95 verpflichtete Eintracht Frankfurt Heynckes.
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"Ich bin nicht nach Frankfurt gekommen, um in den Uefa-Cup zu kommen. Wir wollen den Titel!", sagte Heynckes bei seinem Amtsantritt. Doch der Trainer kam vor allem mit den drei Topspielern Anthony Yeboah, Maurizio Gaudino und Jay-Jay Okocha nicht zurecht. Diese meldeten sich nach einem Straf-Waldlauf für das folgende Spiel ab. Ein Eklat. Heynckes warf sie für den Rest der Saison aus dem Kader. Die Eintracht verpasste im Uefa-Pokal das Halbfinale. Am 2. April 1995 löste Heynckes seinen Vertrag auf.
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Nur drei Wochen nach dem Eintracht-Aus heuerte Heynckes wieder in Spanien an, bei CD Teneriffa. Am Ende seiner ersten Spielzeit zog er mit dem spanischen Klub überraschend in den Uefa-Pokal ein und unterlag dort in der Folgesaison erst im Halbfinale dem späteren Sieger Schalke 04 (im Bild links: Schalke-Trainer Huub Stevens).
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Heynckes' nächste Station war ein Verein von Weltformat: Real Madrid. Der Klub verpflichtete ihn 1997. Dort wurde er mit viel Skepsis empfangen, schied früh im Pokal aus und wurde mit der Mannschaft um Torwart Bodo Ilgner (li.) in der Liga nur Vierter. In der Champions League dagegen ...
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... gewann Heynckes mit Real den Pokal. Doch Klub-Präsident Lorenzo Sanz beanspruchte den Titel mehr für sich als Heynckes, der wohl direkt nach dem Triumph geahnt haben dürfte, was kurz darauf verkündet wurde: Er wurde entlassen.
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Bei Benfica Lissabon nahm Heynckes seine nächste Aufgabe in Angriff (im Bild gemeinsam mit der portugiesischen Fußball-Legende Eusébio). Dort setzte er auf Torwart Robert Enke, machte ihn zum Kapitän. Im September 2000 reichte Heynckes seinen Rücktritt ein, nach nur etwas mehr als einer Saison.
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Danach ging es abermals nach Bilbao, wo er 2001 einen Zweijahresvertrag unterschrieb (im Bild mit Bilbaos Präsident Javier Uria). Aber dort scheiterte Heynckes nach einer ordentlichen ersten Saison im zweiten Jahr an der Qualifikation für den Uefa-Pokal. Sein Vertrag wurde nicht verlängert.
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Zurück in Deutschland: Schalkes Manager Rudi Assauer holte Heynckes 2003 in den Ruhrpott. Es folgte ein wiederkehrendes Schema für den Trainer: Einer mäßigen ersten Saison folgte die schnelle Trennung in der zweiten. Assauer: "Der Jupp ist ein Fußballer der alten Schule, aber wir haben 2004."
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Heynckes nahm in der Folge eine anderthalbjährige Auszeit, in der er sich um seine kranke Frau kümmerte. 2006 kehrte er ins Fußballgeschäft zurück, heuerte als Trainer bei seiner Borussia in Gladbach an. Doch als die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz landete, trat Heynckes am 31. Januar 2007 zurück.
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Die Überraschung war groß, als Bayern München mit Manager Uli Hoeneß (Bildmitte) Heynckes am 27. April 2009 als Interimstrainer bis zum Saisonende als Nachfolger von Jürgen Klinsmann engagierte.
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Zur neuen Saison verpflichtete Bayer Leverkusen Heynckes. Leverkusen blieb in der Spielzeit 2009/10 die ersten 24 Spieltage ungeschlagen und stellte einen neuen Startrekord auf, am Ende landete der Werksklub auf dem vierten Platz. In seiner zweiten Saison führte Heynckes die Mannschaft auf Rang zwei - und verlängerte seinen Vertrag dennoch nicht.
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Eigentlich wollte sich Heynckes von der Fußballbühne zurückziehen. Doch im Sommer 2011 kehrte er für eine dritte Amtszeit auf die Trainerbank des FC Bayern zurück, zunächst erfolglos. Im Pokalfinale unterlag Bayern Borussia Dortmund, ebenso in der Meisterschaft, in der die Münchner Zweiter wurden. In der Champions League ging das Finale im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea verloren.
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Aus den Enttäuschungen zogen Heynckes und seine Mannschaft aber Motivation für die Saison 2012/13. Als feststand, dass Pep Guardiola in der darauffolgenden Spielzeit Trainer der Münchner werden würde, verschaffte sich Heynckes den bestmöglichen Abschied: Er holte mit seiner Mannschaft drei Titel - in der Meisterschaft, in der Champions League und im DFB-Pokal. Heynckes ist der erste Trainer, dem dieses Kunststück mit einer deutschen Mannschaft gelang.
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Als Carlo Ancelotti in der Vorrunde 2017 die Trainerbank in München räumen musste, erhörte Heynckes dem Hilferuf seines Freundes Uli Hoeneß und übernahm die Mannschaft. Unter Heynckes schafften die Bayern die Wende und gewannen die Bundesliga souverän, erreichten das Pokalfinale und scheiterten erst im Halbfinale der Champions League an Real Madrid.
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Am Ende der beindruckenden Karriere von Heynckes stehen Rekorde: ältester Meistertrainer, die meisten Siege (518) und die meisten Bundesligaeinsätze (1038) als Spieler und Trainer. Sein Leben im Ruhestand verbringt er im niederrheinischen Schwalmtal, wo er mit seiner Frau Iris im gemeinsamen Haus "Casa de los Gatos" lebt.