Jungprofi Leroy Sané im Interview:Hobbys? Ich hatte nur den Ball

Sein Vater spielte schon vor 25 Jahren in der Bundesliga, sein Weg war also schon vorgezeichnet. Mit Schalke wurde er gerade U19-Meister.

Interview von Philipp Selldorf

Sein Vater spielte schon vor 25 Jahren in der Bundesliga, sein Weg war also schon vorgezeichnet. Mit Schalke wurde er gerade U19-Meister. Ein Gespräch über Pommes, Partys, Schule und Karriere.

SZ: Leroy Sané, was war dein erster Berufswunsch?

Leroy Sané: Fußballprofi. Ich wollte von Anfang an Fußballprofi werden.

Niemals Astronaut oder Baggerfahrer?

Nein, das war von vornherein klar. Ich habe schon als ganz kleines Kind mit meinen Freunden immer Fußball gespielt, und mein Vater war ja früher auch Fußballprofi. Mit dem habe ich zu Hause, im Garten und auf dem Bolzplatz gekickt.

Dein erster Verein war der Verein, bei dem dein Vater Souleymane vor 25 Jahren berühmt wurde, Wattenscheid 09.

Mit vier oder fünf Jahren habe ich da angefangen. Mit acht bin ich dann nach Schalke gegangen.

War das dein Wunsch?

Eines Tages kam Schalke auf meinen Vater zu. Meine Eltern hatten mich dann gefragt, ob ich das möchte. Und ich wollte. Wir hatten schon öfter mit Wattenscheid gegen Schalke gespielt. Mir war klar, dass das ein besonderer Verein ist.

Mit zwölf Jahren wechseltest du zu Bayer Leverkusen - das war vermutlich wie ein Wechsel ins Ausland: Aus dem Ruhrgebiet ins Rheinland.

Kein Problem. Nur dass manche Mitspieler in Leverkusen kölsch gesprochen haben, das war ein bisschen komisch. Aber das war ja auch die Idee: Eine neue Umgebung, mal was anderes. Außerdem konnte ich weiter bei meinen Eltern wohnen und zur Schule in Wattenscheid gehen. Am Nachmittag um zwei, drei Uhr bin ich dann vom Fahrdienst abgeholt und nach Leverkusen gebracht worden. Wir haben dann noch drei, vier andere Spieler eingesammelt, die hier in der Region zu Hause waren, und sind nach Leverkusen zum Training gefahren.

Leroy Sané

Der sohn des früheren senegalesischen Nationalspielers Souleyman Sané ist deutscher junioren-Nationalspieler. Wie sein Vater spielte er zunächst für Wattenscheid, später auch in Leverkusen. Er gewann die U19-Meisterschaft mit dem FC Schalke, wo er jetzt einen Profivertrag bekam.

Dann fing es also an, ernst zu werden mit dem Fußball?

Stimmt. Umso älter und reifer ich wurde, umso größer war der Wunsch, Profi zu werden. Das war mein ganz großer Traum, in den großen Stadien mit den besten Fußballern der Bundesliga zu spielen. Ab und zu hatte ich natürlich auch Zweifel, ob ich das schaffen werde, aber ich habe mir gesagt: Immer hart arbeiten und dafür kämpfen, dann kann es klappen.

Im Vereinsinternat hast du nie gewohnt. Warst du froh darüber? Hatten es deine Mitspieler, die im Internat lebten, schwerer?

Wenn man mit 14, 15 oder 16 ins Internat kommt, dann ist das überhaupt kein Problem. Man ist ja nicht allein, da sind die Mitspieler im Haus und die anderen, die zu Hause wohnen. Da trifft man sich halt. Und es hat auch den Vorteil, dass man sich im Internat total auf Fußball konzentrieren kann.

Mit 14, 15 oder 16 fängt man ja an, das Leben anders zu sehen. Kam dir damals manchmal die Idee, dass Fußball doch nicht alles ist?

Ich habe mich auf jedes Training und jedes Wochenende gefreut, an dem ein Spiel anstand. Das konnte ich gar nicht abwarten. Ich war auch nie auf Partys mit 16 oder 17, das habe ich nie vermisst. Hobbys hatte ich auch nicht - nur den Ball.

Musstest du auf Dinge verzichten, die für deine Freunde dazu gehörten? Cola, Pommes?

Das war kein Problem. In dem Alter achtet man darauf noch nicht so. Man sollte bloß nicht jeden Tag zwei Liter Cola trinken.

Lieblingsessen?

Penne Carbonara. Geht noch für einen Sportler, oder?

Der Traum vom Fußball und die Schule - passte das zusammen?

Ich habe am Ende einen Realschulabschluss gemacht. Weil ich die 10. Klasse wiederholen musste, war ich dann fast 18 und bekam einen Vorvertrag mit Schalke. Das fand ich schon ein wenig beruhigend, denn wir hatten zu Hause überlegt, ob ich noch weiter zur Schule gehen soll. Die Schule ist wichtig, darauf muss man gut achten.

Freisteller

Leroy Sané will sich in dieser Saison bei Schalke 04 durchsetzen. Vergangene Saison traf er bereits in der Champions League gegen Real Madrid.

(Foto: Grafik)

Waren deine Eltern einverstanden damit?

Sie haben mich auf jeden Fall immer unterstützt. Und mein Vater hat sich natürlich darüber gefreut, dass ich Fußball spielen möchte.

Ab und zu sagt er in Interviews, du hättest noch gar nichts erreicht. Ärgert dich das?

Er hat ja recht: Ich habe erst 14 Bundesligaspiele gemacht und gerade mal den ersten Schritt geschafft: Profi zu werden. Jetzt müssen die nächsten Schritte kommen.

Ein paar starke Spiele in Schalke haben dich bereits bekannt gemacht. Hat sich dein Leben schlagartig geändert?

Es dauert, bis einem bewusst ist, dass man jetzt öfter erkannt wird auf der Straße. Man muss besser achtgeben. Und die ersten Schlagzeilen ...

... die von deinem Autounfall handelten.

Das ist ganz schön schiefgelaufen, auch wenn´s nur ein Blechschaden war. Da habe ich hoffentlich was dazugelernt.

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