Süddeutsche Zeitung

Julian Draxler im SZ-Interview:"Magath und Löw habe ich am meisten zu verdanken"

  • Julian Draxler ist der jüngste Kapitän, der je ein deutsches Fußball-Nationalteam durch ein bedeutendes Turnier geführt hat.
  • Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung gibt er sich bescheiden und sagt: Es sei seine Aufgabe, "kämpferisch und läuferisch dagegenzuhalten - unabhängig davon, ob ich jetzt Kapitän bin oder nicht."

Von Philipp Selldorf, Sotschi

Julian Draxler hat beim Confed Cup eine Bestmarke aufgestellt, die ihm wohl noch eine Weile erhalten bleibt. Mit 23 Jahren ist er der jüngste Kapitän, der je ein deutsches Fußball-Nationalteam durch ein bedeutendes Turnier geführt hat. Draxler, der beim FC Schalke 04 groß wurde, ist sich der Bedeutung dieser Aufgabe bewusst, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Wochenendausgabe) sagt er einerseits: "Ich habe nicht das Gefühl, als hätte ich den nächsten großen Schritt gemacht." Andererseits stärken ihn die Reaktionen seiner Mitspieler, "die gesagt haben, dass sie mich als Kapitän total akzeptieren, weil ich Erfahrung habe und schon lange dabei bin. Da muss ich zugeben: Das ist mir viel wert, wenn ich so was höre."

Draxler ist auch in seinen Einsätzen beim WM-Vorbereitungsturnier in Russland ein gesteigertes Verantwortungsgefühl anzumerken. Im hart erarbeiteten 1:1 gegen Chile hat auch er eine überragende Willensleistung gezeigt, er sagt: "Es war auch meine Aufgabe, kämpferisch und läuferisch dagegenzuhalten - unabhängig davon, ob ich jetzt Kapitän bin oder nicht. Wenn auf der anderen Seite Spieler wie Alexis oder Vidal stehen, muss einfach jeder mitarbeiten."

Am liebsten stünde der Offensivspieler auf der Zehner-Position, dass ihm dies auch bei seinem neuen Verein Paris Saint Germain verwehrt wird, nimmt er hin: "Ich habe mittlerweile verstanden, dass die meisten Mannschaften mich halt eher auf dem Flügel brauchen. Aber gerade in Paris spielen wir genauso, wie es mir liegt: sehr flexibel mit vielen Positionswechseln und mit gepflegtem Flachpassfußball wie in der Nationalmannschaft."

Seine Fähigkeiten und seine Spielweise sieht der offensive Mittelfeldspieler geprägt von zwei Trainerpersönlichkeiten. "Felix Magath hat mich hochgeholt und mir das Vertrauen geschenkt, und das in einer Schalker Mannschaft, die mit sehr guten und teuren Spielern bestückt war." Magath und Bundestrainer Joachim Löw seien "die Trainer, denen ich in meiner Karriere als Profi am meisten zu verdanken habe". Die Entwicklung vom gepriesenen Talent zum Führungsspieler sei mitunter hart gewesen. "Man muss rausfinden, wo man seine Schwächen und Stärken hat, das dauert." Nach Ballverlust zum Beispiel nicht einfach stehenzubleiben war auch ein Lernprozess: "Die Erfahrungen musste ich machen, dass es den Zehner nicht mehr gibt, der die Bälle verteilt und nicht mit verteidigen muss."

Und der Lernprozess geht weiter. Eine gute Rolle beim Confed Cup, so Draxler, sei noch keine Garantie für einen Einsatz bei der WM in Russland im kommenden Jahr: "Der Bundestrainer schaut genau hin und traut sicherlich jedem, der hier ist, auch die WM zu - selbst wenn dann ganz andere große Kaliber in die Mannschaft zurückkommen werden." Er selbst fühl sich übrigens beim Confed Cup ziemlich alt bei den vielen neuen Gesichtern bei der Nationalmannschaft.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3559236
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/vk/sonn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.