Pariser Quotentief
Während sich in München die Immerzumeister des FC Bayern gerade die Frage stellen, ob sie in einer Delle, einem Loch oder gar in einer Krise stecken, fragen sich in Frankreich die Immerzumeister von Paris Saint-Germain wohl genau dasselbe. Die Analogie ist natürlich deshalb spannend, weil die Bayern und PSG in Kürze zum Champions-League-Achtelfinale verabredet sind. Und wer dachte, dass die starken Katar-Auftritte der Herren Messi, Mbappé und Neymar PSG zweifelsfrei zum Favoriten des Duells mit den Münchnern erheben, der stellt aktuell fest: Sogar Ausnahmekönner leisten sich ein Nach-WM-Tief. Neymar brachte Paris zwar am Sonntagabend gegen Stade Reims in Führung, doch in der sechsten Nachspielminute ärgerte der Tabellenelfte den Ligakrösus mit dem 1:1 - nach gut 35 Minuten in Überzahl, weil PSG-Abräumer Verratti für ein rüdes Foul glatt Rot gesehen hatte. Paris hat damit von vier Ligapartien in 2023 bisher eine einzige gewonnen. Gemessen an den Ansprüchen der katarischen Klubeigner: Wenn diese Quote keine Krise ist, was dann?
Nur im Süden Sonne
Licht und Schatten, heißt es, lägen manchmal eng beieinander. Doch beim Blick auf die italienische Serie A verliert diese vermeintliche Weisheit aktuell deutlich an Substanz: Der Tabellenführer SSC Neapel, geographisch im Süden des Landes verortet, thront mit weitem Abstand an der Tabellenspitze - vor den traditionellen Hegemonen aus dem Norden. Durch Neapels 2:1-Sieg am Sonntagabend gegen die Roma ist der Vorsprung auf den Zweiten, Inter Mailand, auf kolossale 13 Punkte gewachsen. Der Traum vom ersten neapolitanischen Meistertitel seit Maradona strahlt hell wie lange nicht. Und die einstigen Großmächte? "Crisi nera", titelte die Gazzetta dello Sport mit Blick auf den AC Milan und Juventus Turin: Dunkle Krise! Titelverteidiger Milan ging daheim 2:5 gegen Sassuolo unter und hat nun seit vier Spielen nicht mehr gewonnen. Die Juve fügte ihrer 15-Punkte-Strafe wegen Finanzbetrügereien ein 0:2 gegen Monza hinzu, weshalb besagte Weisheit auch hier nicht zutrifft: In Turin legt sich Schatten über Schatten. Neapel fliegt derweil der Sonne entgegen.
Zweites Klopp-Aus
Schon wieder Brighton! Die Studentenstadt an der Ärmelkanalküste in der Grafschaft East Sussex wird so langsam zum Sinnbild der unglücklichen Saison des FC Liverpool. Vor zwei Wochen verlor das Team von Jürgen Klopp 0:3 im Falmer Stadium, der Trainer bezeichnete die Liga-Partie anschließend als das "schlechteste Spiel", an das er sich erinnern könne. Am Sonntagabend im FA-Cup sah Klopp einen "Schritt nach vorne", immerhin. Aber verloren hat seine Mannschaft trotzdem schon wieder. Diesmal 1:2 durch ein Zaubertor des Japaners Kaoru Mitoma in der Nachspielzeit, eingeleitet durch einen Freistoß des Ex-Ingolstädters Pascal Groß. Im vergangenen Jahr spielte Klopp mit Liverpool bis zum Schluss um alle möglichen Titel mit - nun ist er nach dem League Cup auch aus dem zweiten englischen Pokalwettbewerb ausgeschieden. Die Meisterschaft ist sowieso weit weg, in der Champions League kommt Real Madrid. Nur die erneute Qualifikation für die Königsklasse scheint als Ziel noch realistisch - es wäre ein Erfolg angesichts des Saisonverlaufs.
Doch ein Neuer
Wochenlang hatte man sich bei Werder Bremen größte Mühe gegeben, ein aktives Mitwirken auf dem Wintertransfermarkt ins sogenannte Reich der Fabeln zu verweisen, aber die Versuchung war dann doch zu groß: Angreifer Maximilian Philipp, zuletzt in Diensten des VfL Wolfsburg, wechselt per Leihe an den Osterdeich. Den Vorwurf der vorsätzlichen Schwindelei müssen sich die Bremer Verantwortlichen deshalb aber nicht gefallen lassen: Das Leihgeschäft ist nur auf ein halbes Jahr ausgelegt und wurde zu moderaten Konditionen abgeschlossen. Außerdem ist im Gespräch, dass der Stürmer Oliver Burke im Gegenzug den Rest der Saison bei einem Klub in England verbringen wird. Dem klammen SV Werder könnte somit ein kleiner Coup gelungen sein: Bei Philipp, 28, handelt es sich immerhin um einen Akteur, der bei seinen Wechseln 2017 (von Freiburg nach Dortmund) und 2019 (von Dortmund nach Moskau) Ablösen von jeweils 20 Millionen Euro kostete. 20 Millionen? Für Bremer klingen derlei Summen nicht nach Wintermarkt, sondern nach Disneyland.