Liverpool siegt bei Klub-WM:Ein Pokal zur Versöhnung

Club World Cup - Final - Liverpool v Flamengo

Noch ein Pokal in der Hand: Jürgen Klopp in Doha.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Liverpool gewinnt das Finale der Klub-WM gegen Flamengo.
  • Der entscheidende Treffer gelingt Roberto Firmino in der Verlängerung.

Von David Fuhrmann

Im Moment des Triumphs, als der glorreichen Historie des FC Liverpool ein neues Kapitel hinzugefügt wurde, wirkte es beinahe so, als seien Jürgen Klopps Gedanken bereits vorzeitig ins winterliche England zurückgeflogen, um sich mit den bevorstehenden Weihnachtstagen zu beschäftigen. Allerdings nicht, so könnte man meinen, weil die Weihnachtstage nach einem furiosen Jahr mit dem FC Liverpool ruhige Tage im Kreise der Familie versprechen. Sondern weil am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Boxing-Day, der nächste unangenehme Gegner wartet, Verfolger Leicester City.

Auch wenn Jürgen Klopp, der als erster deutscher Trainer die Klub-WM gewinnen konnte, im Khalifa International Stadium von Doha Geschichte schrieb, blieben die ganz großen Jubelgesten bei ihm aus: Ein Abklatschen hier, ein Schulterklopfen da, einmal den Pokal für die Fans in den Himmel strecken. Der Titelgewinn sei "überragend, absolut sensationell. Ich bin wirklich glücklich", sagte Klopp. Das sollte es gewesen sein. Weiter geht's in ein paar Tagen.

Der 1:0-Sieg gegen Flamengo im Finale der Klub-WM, wohlgemerkt der erste Titel dieser Kategorie in der Geschichte des FC Liverpool, hatte Kraft gekostet, entschädigte aber auch ein wenig für die ungeliebte Reise nach Katar, die nicht so recht in den Terminplan des FC Liverpool passen wollte. "Wenn man mich vorher gefragt hätte, ob ich eine Klub-WM mitten in unserer Saison für sinnvoll halte, hätte ich nein gesagt", hatte Klopp im Vorfeld des in Katar ausgetragenen Turniers erklärt. Aber er wusste sich mit der Situation zu arrangieren: "Jetzt sind wir hier, deshalb ist es für uns jetzt der wichtigste Wettbewerb der Welt." Für den Finalgegner, den brasilianischen Copa-Libertadores-Sieger Flamengo, konnte die Partie indes durchaus als wichtigstes Spiel des Jahres bezeichnet werden, genießt die Klub-WM in Südamerika doch im Vergleich zur europäischen Sicht eine ganz andere Strahlkraft.

Aufregung gibt es um einen vermeintlichen Strafstoß-Entscheid

Für beide Mannschaften war es die zweite Begegnung im Turnier. Auf dem Weg ins Finale hatten sich die Liverpooler im Halbfinale mühsam mit 2:1 gegen CF Monterrey aus Mexiko durchgesetzt. Flamengo zog dank eines 3:1 gegen Al Hilal aus Saudi-Arabien ins Endspiel ein.

In der Neuauflage des Finals von 1981, das Flamengo damals angeführt von einem gewissen Zico 3:0 gewann, vertraute Jürgen Klopp seiner nominell stärksten Elf mit dem virtuosen Offensiv-Dreizack um Sadio Mané, Mohamed Salah und Roberto Firminio. Und sie trafen auf eine mit reichlich europäischer Klub-Erfahrung ausgestattete Mannschaft: Neben den ehemaligen Spanien-Legionären Filipe Luis sowie Torhüter Diego Alves begannen auch die Ex-Bundesligaprofis Rafinha und Bruno Henrique für den amtierenden brasilianischen Meister aus Rio de Janeiro, der in der ersten Halbzeit mit einem beherzt-engagierten Auftritt der klaren Rollenverteilung vor der Partie vehement widersprach.

Kurz nach dem Seitenwechsel schien der FC Liverpool die Rollenverteilung wieder ins rechte Licht zu rücken: Erst musste Flamengo-Torhüter Alves zusehen, wie Firminos Aufsetzer aus naher Distanz vom Innenpfosten zurückprallte, anschließend verzog Salah knapp. Beide Teams boten zu Beginn der zweiten Halbzeit ein unterhaltsames Duell, teilweise einen wilden Schlagabtausch. Bei zunehmender Spielzeit jedoch ebbte das Niveau der Begegnung immer mehr ab, Liverpool wirkte lethargisch, einfallslos und etwas unkonzentriert, bis Firminos Schnittstellenpass in der Nachspielzeit urplötzlich Mane entwischen ließ, Rafinha setzte nach, Mane fiel, der Schiedsrichter Abdulrahman Al Jassim entschied auf Strafstoß für Liverpool. Aufgebrachte Brasilianer, allen voran Rafinha, tobten und beruhigten sich erst wieder, als der Videoschiedsrichter intervenierte, Al Jassim die Situation überprüfte und die Strafstoß-Entscheidung revidierte.

Für den FC Liverpool hätte es ein dankbares Entkommen aus diesem so uninspiriert geführten Finale werden können, stattdessen gab es eine Verlängerung und die damit verbundene maximale Kraftanstrengung. In der 99. Minute jedoch jubelte dann ein Brasilianer im roten Gewand: Roberto Firmino, der, von Mane in Szene gesetzt, elegant verzögerte, damit Alves und Caio in die Handlungsunfähigkeit versetzte, um locker einzuschieben. Für Flamengo war der Gegentreffer zwanzig Minuten vor Schluss der Entscheidungsschlag. Den Südamerikanern fehlte nun die Energie, eine passende Antwort zu finden, die Partie hatte beide Seiten sichtlich Kraft gekostet. Auch deshalb widmete sich Jürgen Klopp kurz nach dem Abpfiff schon der gedanklichen Regenaration.

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