Jürgen Klopp im SZ-Interview:"Ein ganz, ganz geiles Ritual"

Seine Beliebtheitswerte sind auf dem Niveau von Günther Jauch, eine Band schrieb ihm zu Ehren den Song "Kloppo, Du Popstar" und die letzten beiden Meisterschaften waren sein Verdienst. Im SZ-Interview spricht Jürgen Klopp über Unterschiede zu den Bayern - und darüber, was vor jedem Spiel in der BVB-Kabine abgeht.

Jürgen Klopp hat Dortmund zu einer der besten Fußballmannschaften Deutschlands gemacht. Bereits zum zweiten Mal in Folge holte er den Meistertitel. Damit hat er aber nicht genug - nicht einmal für die aktuelle Spielzeit. Heute Abend geht es noch einmal gegen den Rekordmeister aus München. Im DFB-Pokal-Finale in Berlin. Zwischen den Fans ist längst eine Rivalität entstanden, die eine Stimmung verspricht, wie sie die Hauptstadt schon länger nicht mehr gesehen hat. Für Klopp begrenzt sich das Konkurrenzdenken zu den Münchnern hingegen auf den Teil, bei dem auch Dortmund betroffen ist, wie er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstagsausgabe) erklärt.

Jürgen Klopp

Hatte bei den letzten vier Spielen gegen den FC Bayern gut lachen: BVB-Trainer Jürgen Klopp.

(Foto: dpa)

Im Champions-League-Halbfinale habe sich Klopp sogar sehr über den Einzug der Bayern ins Finale gefreut, weil diese die deutsche Fahne hochgehalten haben. "Ich gucke Fußball dann als Fan. Die Bayern haben sich richtig reingehauen. Da kann man jubeln", so Klopp. Auch die Mehreinnahmen, die der FC Bayern dadurch generiert und dadurch auch seine Qualität für die Bundesliga steigert, haben seine Stimmung nicht getrübt. "Ich habe nicht den Eindruck, dass die Bayern ohne das Erreichen dieses Finales darben müssten", sagt Klopp.

Außerdem habe man in Deutschland genug Platz für zwei Klubs. Schließlich würden auch die Bayern sagen, dass sie sich über einen dauerhaften Konkurrenten freuen würden. Ihm sei aber bewusst, dass das nur gelte, solange der Konkurrent "gefälligst am Ende immer Zweiter" wird. In den letzten vier Begegnungen der beiden Bundesliga-Schwergewichte allerdings hatten stets die Bayern das Nachsehen. Alle Treffen - wie auch das heutige um den Pokal - fanden auf nationaler Ebene statt. Aus der Champions-League musste sich Dortmund bereits nach sechs Spielen als Gruppenletzter verabschieden, die Bayern zogen bekanntlich ins Finale ein.

Grund genug für FC-Bayern-Vereinspräsident Uli Hoeneß zu sagen, dass er erst den Hut vor Dortmund zieht, wenn der BVB auch international etwas erreicht. Für Klopp hingegen käme der Erfolg gegen die Großen Europas zu früh. International sei der Erfolg nur langfristig zu erreichen, andernfalls gehe man zwei Schritte auf einmal. "Das geht einfach nicht", sagt Klopp. Natürlich hätte man nach dem Titel in der vergangenen Saison Kräfte hinzukaufen können, dann wäre man vielleicht "bis ins Achtel- oder Viertelfinale gekommen. Aber dafür alles über Bord werfen?", fragt Klopp und gibt sich prompt selbst die Antwort: "Nein, dafür steht so ein Achtelfinale nicht."

Natürlich sei man selbst immer hungrig auf Titel, zuletzt sprach er auch gern von einer "Gier", allerdings müsse man sich auch Spielraum für Entwicklungen nach oben bewahren. Für ihn zähle es nicht, sich erfahrene Spieler hinzuzukaufen, denn "gemeinsame Erfahrungen sind wichtiger als Erfahrungen, die man einzeln irgendwo gemacht hat." Deshalb sei sein Erfolgsrezept, "auf der Mehrzahl der Positionen über Jahre zusammen" zu bleiben.

Alle lauschen dem Kapitän

Dank dieser Philsophie seien beim BVB vielleicht ein paar Dinge leichter als beim bayerischen Konkurrenten. Man könne es sich leisten, einem Ilkay Gündogan die Zeit zu geben, die er braucht, um wirklich anzukommen. Ein Unterschied, den Klopp bewusst hervorhebt. Zwar gehe es in Dortmund ebenso wie in München um Siege, allerdings sei man angetreten, "besondere Momente, besondere Erinnerungen zu schaffen". Wie das 4:4 gegen den VfB Stuttgart. Daran werde man sich noch in zehn, zwanzig Jahren erinnern. Wenn man dafür den Preis zahlen müsse, erst in drei Jahren wieder um den Meistertitel mitzuspielen, müsse man auch das aushalten.

Auch auf den 32-jährigen Sebastian Kehl habe man während seiner Verletzungsphase gewartet. Er sei Perfektionist und ein Mensch, der auch ein guter Kapitän sein könne, ohne dass er immer spielt, bekennt sich Klopp zum Mittelfeldspieler. Kehl, der Perfektionist, der Routinier unter den Jungspunden und - wie Klopp verrät - Kehl, der Motivator: "Wir haben vor dem Spiel ein Ritual", sagt Klopp. Dann bilden Spieler, Betreuer und er selbst in der Kabine einen Kreis. "Sebastian spricht dann ein paar Worte." Manchmal seien diese einpeitschend, manchmal lustig und manchmal feierlich.

Welche Worte sein Kapitän vor dem Finale gegen die Bayern wählen wird, weiß Klopp selbst nicht, aber eines steht für ihn fest: "Kehlis Ansprachen sind sensationell. Und ich sage das jetzt mal bewusst: Das ist ein ganz, ganz geiles Ritual. Jawohl."

Das komplette Interview von SZ-Reporter Freddie Röckenhaus mit Jürgen Klopp lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf ihrem iPad.

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