Süddeutsche Zeitung

Jürgen Klinsmann:Trainer oder Zeugwart?

  • Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss klären, ob Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann wieder eine gültige Lizenz erhält.
  • Seine aktuelle ist offenbar bereits 2012 abgelaufen.
  • Klinsmann scheint die Irritationen als kleinkariert zu empfinden.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt, und Javier Cáceres, Berlin

Die Trainerlizenz des früheren Bundestrainers und heutigen Hertha-Chefcoachs Jürgen Klinsmann, 55, ist offenkundig bereits am 31. Dezember 2012 abgelaufen. Dies berichtete die Bild-Zeitung am Donnerstag. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) äußerte sich auf Anfrage nicht, Hertha BSC verwies an den DFB.

Offen war am Donnerstag weiterhin, ob Klinsmann am Sonntag beim Rückrunden-Auftakt als Hertha-Cheftrainer gegen den FC Bayern München sein Team coachen darf. Oder ob er sich nur still im Stile eines Zeugwarts auf die Bank setzen kann.

Bundesligisten dürfen nur Cheftrainer mit gültiger Lizenz beschäftigen. Klinsmann hatte seine Trainerlizenz im Jahr 2000 erworben, diese muss alle drei Jahre erneuert werden. Dafür ist die Teilnahme an 20 Fortbildungseinheiten nachzuweisen, zuständig für deren Anerkennung ist der DFB. Wenn die Lizenz 2012 ablief, müsste Klinsmann also 60 Fortbildungseinheiten nachweisen, damit die Lizenz wieder gültig ist. Auch zu dieser Zahl äußerten sich weder DFB noch Hertha.

"Schnäppchen für die Medien, um da ihre Sprüche abzulassen"

Klinsmann sprach davon, dass er bereits Unterlagen an den Verband geschickt habe. Er bekomme zwei, drei Zertifikate, "eins von der Soccer League und noch aus anderen Ländern". Es ist nun die Frage, wie streng und wie schnell der DFB diese Papiere bewertet. Vorgaben, wie mit Fortbildungen in einem nicht-europäischen Land umzugehen ist, gibt es dem Vernehmen nach nicht. Beim DFB dürfte den Sachbearbeitern aber klar sein, dass diese Prüfung von der Öffentlichkeit genau beobachtet wird.

Klinsmann scheint die Irritationen um die Fortbildung, der andere Trainer nachkamen, als kleinkariert zu empfinden. Bei Sky sprach er von einem "Schnäppchen für die Medien, um da ihre Sprüche abzulassen". Ihn habe "seit 20 Jahren nie jemand wegen einer Lizenz angesprochen", sei es als Bundes-, Bayern- oder US-Nationaltrainer. Die fehlenden Dokumente seien in seinem "Häuschen in Kalifornien, in irgendeiner Schublade". Da seine Frau gerade nicht dort sei, habe er keinen Zugriff.

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SZ vom 17.01.2020/ebc
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