Es lief anders als geplant am Freitag im Nippon Budokan. Andererseits, wer kann schon wirklich etwas planen bei einem olympischen Judo-Turnier. Nicht einmal Teddy Riner kann das, obwohl es eine Zeit gab, in der es so aussah, als könne er es doch. Zwischen 2010 und 2020 war das, als er 154 Siege in Serie schaffte. Vorbei. Nicht zu ändern. Und das Gold, das ohnehin nicht zu planen war, musste Teddy Riner in Tokio nun auch einem anderen überlassen, weil er sich im Viertelfinale eine Niederlage gegen Tamerlan Baschajew, den Weltranglistenersten aus Russland, eingefangen hatte. Er gewann am Ende Bronze wie schon 2008 in Peking und nahm sich nichts übel.
Die Besten wissen schon, was ihre Siege wert sind. Und Teddy Riner hat nach seinem vierten olympischen Einzelturnier nicht den Eindruck aufkommen lassen, er sei mit Platz drei nicht zufrieden. Riner, 2,05 Meter groß, rund 130 Kilo schwer, ist der erfolgreichste Judoka der Geschichte. Ein Modellathlet in der höchsten Gewichtsklasse seines Kampfsports, ein Dauerbrenner auf den Podesten dieser Welt. Fünf Mal Europameister. Zehn Mal Weltmeister. Zwei Mal Olympiasieger. Aber eingebildet ist er nicht. "Andere versuchen, eine Olympia-Medaille zu gewinnen", sagte er, "ich habe vier."
Bis zu den Spielen 2024 in Paris soll seine Geschichte noch weitergehen
Er ist jetzt 32, das ist ein Alter, in dem der Körper nicht mehr alles verzeiht und Siege immer weniger selbstverständlich werden. Nach seinem WM-Sieg 2017 gönnte er sich eine lange Pause. Als er zurückkehrte, lernte er wieder das Gefühl der Niederlage kennen. Zwei Mal war er 2020 unterlegen, und das musste vor allem die Japaner sehr interessieren. Riner ist für sie wie ein Wilderer im eigenen Nationalsport. Olympia in der heimischen Kultstätte war da ein guter Termin für eine Revanche. Riner hingegen hätte gern zum dritten Mal olympisches Gold gewonnen, wie der Japaner Tadahiro Nomura zwischen 1996 und 2004.
Das also war der Plan: die Neuauflage des Olympia-Finales von 2016. Japans Königsklassen-Kämpfer Hisayoshi Harasawa gegen das Idol aus Paris. Es kam dann auch dazu, nur eben eine Stufe tiefer. Riner gewann seinen Trostrundenkampf nach dem überraschenden Aus gegen Baschajew. Harasawa verlor sein Halbfinale gegen den Tschechen Lukas Krpalek, der später Gold gewann. Kleines Finale. Wieder konnte Harasawa Riner nicht bezwingen.
Bronze also. "Es war ein Tag, der gut ausging", fand Teddy Riner. Er stellte fest, dass er mittlerweile auch in einem Alter ist, in dem er Komplimente von Widersachern bekommt. Gold-Gewinner Krpalek, 2016 noch Olympiasieger in der Gewichtsklasse bis 100 Kilo, sagte über Riner: "Immer, wenn ich gegen ihn kämpfe, ist es eine Ehre, selbst wenn ich verliere."
Teddy Riner sagte dazu nichts. Sicher fühlte er sich geschmeichelt. Außerdem konnte er Krpalek Hoffnung machen, noch mal in den Genuss einer Niederlage gegen ihn zu kommen. Denn dieser Tag war kein Abschluss. Zwei Goldchancen gibt er sich noch. Die im Mixed-Team-Wettbewerb am Samstag. "Und das nächste Mal ist 2024 in Paris." Solange soll seine Geschichte weitergehen. Erst danach, sagte Teddy Riner, "mache ich das Buch zu".