Süddeutsche Zeitung

Mönchengladbach:Der ungestüme Schweizer

Keeper Jonas Omlin folgt in Gladbach auf Yann Sommer. Der 29-Jährige kommt vom HSC Montpellier, gilt als reflexstark, zeigt aber auch Schwächen.

Von Stefan Galler

Im Oktober hatte Jonas Omlin dem Internetportal transfermarkt.de ein Interview gegeben. "Klar ist, dass ich irgendwann einmal in einer der Top-4-Ligen spielen möchte", sagte er damals. Und auch der etwas abgedroschene Satz, im Fußball könne "alles so schnell gehen" kam dem 29 Jahre alten Torwart da über die Lippen - allerdings weniger im Zusammenhang mit einem möglichen Wechsel, sondern in Bezug auf den Konkurrenzkampf mit Yann Sommer bei der Schweizer Nationalmannschaft. Dass es nun tatsächlich schnell ging, und zwar mit Omlins Transfer vom französischen Erstligisten HSC Montpellier in die Bundesliga zu Borussia Mönchengladbach, ist wiederum die unmittelbare Folge von Sommers Wechsel von der Borussia zu den Bayern. Im Torwartgeschäft hängt eben so vieles miteinander zusammen.

Omlin, geboren in Sarnen im Schweizer Kanton Obwalden, etwa 20 Kilometer südlich von Luzern, begann seine Profikarriere 2015 beim damaligen Zweitligisten FC Le Mont. Über den FC Luzern kam er 2018 zum FC Basel und avancierte dort nicht nur zum Stammkeeper, sondern debütierte auch international in der Champions-League-Qualifikation sowie in der Europa League. Zwei Jahre später folgte der nächste Schritt, der 1,90 Meter große Schlussmann wechselte zu Montpellier, immerhin französischer Meister von 2012. Dort entwickelte er sich zu einem der stabilsten Torhüter der Ligue 1. Im Dezember 2021 kürte man ihn gar aufgrund seiner Statistiken zum besten Torwart der Vorrunde.

Verheiratet ist Omlin mit der Tochter des früheren Bundesligaprofis René van Eck

Große Qualität besitzt Omlin vor allem auf der Linie, wo er bisweilen verblüffende Reflexe zeigt. Meist hat der groß gewachsene Schweizer seinen Strafraum gut im Griff, beim Herauslaufen offenbart er jedoch immer wieder Schwächen. Er geht oft zu ungestüm in den Zweikampf, was ihm in seinen 74 Ligaeinsätzen drei rote Karten eingebracht hat - eine davon für eine Notbremse im Januar 2021 gegen PSG-Angreifer Kylian Mbappé und zuletzt eine zu Saisonbeginn im August 2022 für einen knallharten Bodycheck an der Strafraumgrenze gegen Jean Botué von AC Ajaccio.

Dennoch war er in seiner Zeit beim Hérault Sport Club stets unumstritten. Montpelliers Fans wussten, dass sie die jüngsten Spielzeiten ohne Abstiegssorgen nicht zuletzt ihrer Nummer eins zu verdanken hatten. Dass es in der aktuellen Saison nicht gut läuft und unzufriedene Anhänger am vergangenen Wochenende beim Heimspiel gegen Nantes (0:3) mit Rauchbomben sogar eine Unterbrechung provozierten, hat jedenfalls am wenigsten mit Omlins Leistungen zu tun.

In den Schweizer Medien taucht Jonas Omlin nicht nur aus sportlichen, sondern dann und wann auch aus privaten Gründen auf: Er ist mit dem niederländischen Model Janice van Eck, der Tochter des ehemaligen Nürnberg-Profis und Alemannia-Aachen-Trainers René van Eck verheiratet. Das Paar hat einen zweijährigen Sohn.

Und während der viermalige Schweizer Nationaltorwart in Gladbach einen Vertrag bis 2027 unterzeichnete, drehte sich das Torwartkarussell hochtourig weiter: In Montpellier wird womöglich Benjamin Lecomte, 31, als Omlins Nachfolger installiert, der bereits von 2017 bis 2019 dort spielte und damals als potenzieller Nachfolger von Hugo Lloris in der französischen Nationalelf gehandelt wurde. Im Sommer 2021 musste Lecomte jedoch bei der AS Monaco einem gewissen Alexander Nübel, Leihkeeper aus München, Platz machen, nun ist Lecomte an Espanyol Barcelona verliehen. Dass er dort seinen Stammplatz zuletzt verloren hat, macht eine Rückkehr nach Montpellier wahrscheinlicher.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5735409
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/lib/schm
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.