Joachim Löw:Die Deutschen waren schlicht nicht gut genug

Diesem Resümee schlossen sich auch andere Wortführer an. Kapitän Manuel Neuer sagte: "Selbst wenn wir weitergekommen wären, hätte doch jeder gern gegen uns gespielt." Müller war in Russland durch besonders schlechte Auftritte aufgefallen, sein dritter Einsatz war deshalb nur noch ein Teilzeiteinsatz.

Und auch der war nicht viel besser. Aber Müller war nur einer von vielen, die diese WM so schnell wie möglich zu vergessen suchen werden. "Jeder Einzelne hat es nicht geschafft, seine Topleistung abzurufen", sagte Khedira. Nur Manuel Neuer sei auszunehmen, der Torwart, der zum Schluss noch so rührend darum kämpfte, die Wende zu schaffen: "Ich wollte noch eine Flanke reinbringen", erläuterte er seinen verlorenen Zweikampf vor dem 0:2.

Dieser Abend brachte am Ende eine ganz triviale Wahrheit ans Licht: dass es nicht reichte für die Deutschen, weil sie nicht gut genug waren. "Wir hatten es bei diesem Turnier nicht verdient, erneut Weltmeister zu werden, wir hatten es nicht verdient, ins Achtelfinale zu kommen", stellte Löw fest. So nüchtern und rational sagte er das, als sei ihm das schon lange klar. "Wir sind nicht am Willen und Wollen gescheitert", bemühte er sich um das Minimum an möglicher Ehrenrettung für die 14 Spieler, die in Kasan auf dem Platz gestanden hatten. Das große Ganze habe nie gestimmt, gestand Löw. An Leichtigkeit habe es gefehlt, an Dynamik, an spielerischer Klasse im letzten Drittel, die zu Toren führt: "Daher sind wir verdient ausgeschieden."

Löw muss wissen, ob er mit dieser Belastung Trainer bleiben will

Der DFB würde Löw gern im Amt halten, Präsident Reinhard Grindel hatte das bereits vor dem Spiel gegen Südkorea vorbeugend verkündet, aber er konnte nicht ahnen, dass es so ein schlimmes Ende nehmen würde. Nun ist es egal, ob Löw gerade erst einen neuen Vertrag unterzeichnet hat, der bis 2022 gilt; es ist auch einerlei, was Grindel möchte oder nicht. Löw muss selbst entscheiden, ob er Bundestrainer bleiben mag mit dem Makel, erstmals in der DFB-Geschichte die Vorrunde einer WM nicht überstanden zu haben. "Ich gehe davon aus, dass Jogi im September die Sachen richtig angehen wird", sagte Oliver Bierhoff, als ob er mehr wüsste als der Rest der Welt.

Im September spielt die Nationalelf in München gegen Frankreich. Weltmeister ist sie dann nicht mehr, und dass Jogi Löw dann noch ihr Trainer ist, das wird auch Bierhoff kaum für möglich halten.

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