Javi Martínez beim FC Bayern:Pep plant die Weltmeistermauer

Pablo De Blasis von Mainz im Zweikampf mit Javier Martinez von München 1 FSV Mainz 05 FC Bayern; Martinez

Spielt als wäre er nie weg gewesen: Javi Martínez (l.) lässt De Blasis nicht an den Ball kommen. 13 Monate fehlte er wegen einer Knieverletzung.

(Foto: imago/R. Wittek)

Javi Martínez soll beim FC Bayern künftig neben Jérôme Boateng in der Abwehr spielen - alle hoffen, dass der Spanier diesmal fit bleibt.

Von Jonas Beckenkamp, Mainz

Wie praktisch es doch ist, zwei Sprachen zu sprechen - das gilt für Hinz und Kunz mit Lust auf gelegentliche Auslandsurlaube genauso wie für Fußballspieler. Javi Martínez ist ein berühmter Mensch. Ein weltgewandter Typ, der die Kulturen nur so aufsaugt. Sprachen beherrscht er sogar vier: Baskisch, Kastilianisch, Deutsch und Englisch.

Wie also verständigt man sich mit so einem Ausnahmelinguisten? "Eigentlich habe ich keine Lust mehr auf Englisch, aber vielleicht ist es am einfachsten", schlug der Mann aus dem nordspanischen Navarra vor, als er nach dem 3:0 der Bayern in Mainz um ein paar Antworten gebeten wurde.

Englisch benutzt Martínez, 27, eigentlich nur noch, wenn es schnell gehen muss. Oder wenn die anderen halt zufällig nicht fließend Baskisch oder zumindest Spanisch können (soll vorkommen). Seit er 2012 nach München gewechselt ist, besucht er fortwährend Deutschkurse. Aber gut, nach über einer Stunde anstrengendem Sporttreiben musste nun Englisch herhalten. Er fühle sich "in good shape", erklärte er mit dicken Grinsegrübchen; dass er in guter Verfassung ist, hatte zuvor auch jeder sehen können. Erstmals nach ewiger Pause durfte er an diesem Nachmittag wieder dann mitspielen, wenn es am meisten Spaß macht: Von Anfang an.

Er braucht Spielpraxis und Zeit

Verantwortlich für diesen überraschenden Auftritt war sein Trainer Pep Guardiola, der an Martínez' Stelle Jérôme Boateng auf der Bank ließ. Guardiola hat mit Martínez noch Großes vor, deshalb versucht er diesen seit einigen Wochen wieder ans Team heranzuführen. Die Pläne des Katalanen sehen vor, Martínez in naher Zukunft gemeinsam mit Boateng hinten eine wuchtige Weltmeistermauer bilden zu lassen.

Doch dazu braucht er Spielpraxis und Zeit, um sein gescholtenes Knie (Kreuzbandriss und Probleme mit der Patellasehne) im Wettkampf zu testen. "25 Minuten gegen Darmstadt, 45 gegen Wolfsburg und jetzt 67 Minuten - es wird immer mehr. Bis jetzt hält das Knie der Belastung stand," sagte Martínez, der diesmal sogar als Abwehrchef eingeteilt war.

Auch Sammer lobt Martínez

Sein Arbeitszeugnis fällt positiv aus: Hinten gut aufgeräumt, viele Luftduelle gewonnen, seriöses Verteidiger-Handwerk eben. Dass die Mainzer im Grunde nur einmal gefährlich wurden (bei Mutos Chance in der 28. Minute) solange er auf dem Platz stand, lag auch an Martínez' Unaufgeregtheit beim Startelf-Comeback. Dass er nunmehr statt wie früher im Mittelfeld eher in der Abwehr gefragt ist, scheint ihn nicht zu stören. "Ich bin ein 'professional' und spiele da, wo der Trainer mich hinstellt. Er hat mit mir gesprochen und ich war bereit", ließ der Rückkehrer wissen.

Komplimente gab es dafür von höchster Stelle: Selbst Matthias Sammer hob extra hervor, dass "Javi jetzt endgültig zurück" sei. "Er hat extrem hart gearbeitet, um wieder dabei zu sein", meinte der Sportvorstand, "ich hoffe, dass er es jetzt auch länger bleibt. Ich fand ihn in all seinen Teileinsätzen bisher sehr gut."

Dieses Lob dürfte durchaus strategischen Wert haben, denn der sportlichen Führung geht es in diesen Tagen auch darum, keine Frustrierten im eigenen Kader zu kreieren. "Er war in allen Phasen wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft", sagte Sammer.

"Sie wollen wissen, wie fit ich schon bin"

Martínez selbst ließ daran auch keinen Zweifel. Er will unbedingt wieder der Martínez werden, der er beim Champions-League-Sieg 2013 einmal war: Der Wellenbrecher, der Abräumer.

Und just in dem Moment, als die Reporter bei ihm nachhakten, bei wie vielen Prozent seines maximalen Leistungsvermögens er sich nach seiner Verletzung schon wieder fühle, schlenderte Bayerns Fitness-Coach Lorenzo Buenaventura durch das Gängegewirr des Mainzer Stadions. "Sie wollen wissen, wie fit ich schon bin", rief Martínez dem Spanier (diesmal auf Spanisch) zu. Dessen Antwort kam wie bestellt: "A tope". Bei vollen Kräften also.

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