James Rodríguez beim FC Bayern:James ist Bayerns Tüpfelchen auf dem í

FSV Mainz 05 - Bayern München

Mit Köpfchen: Allein in seinen drei Einsätzen nach der Winterpause kam James Rodríguez auf zwei Tore und drei Vorlagen.

(Foto: Torsten Silz/dpa)

Von Maik Rosner, Mainz

Hinterher gab es viel Lob, und manch eine Eloge wurde begleitet von regelrechter Begeisterung über die Großtat. Von "Wahnsinn" sprach gar Torwart Sven Ulreich, gefolgt vom Nachsatz, er habe bereits seine Glückwünsche übermittelt. Der Adressat bestätigte die Eindrücke der Kollegen. "Es ging ganz gut", sagte er und freute sich auch deshalb besonders über seinen gelungenen Arbeitseinsatz, weil der letzte gelungene Arbeitseinsatz schon ein bisschen zurückliegt. Bezogen hatten sich die Hymnen auf Mats Hummels, der mit einer fulminanten Grätsche ein Gegentor gerade so verhinderte, dem sich die Mainzer in der zweiten Halbzeit immer mehr angenähert hatten.

Vermutlich lag es nach dem 2:0 (2:0)-Sieg des FC Bayern auch an den letzten Eindrücken des Spiels, dass direkt danach die Turbulenzen und Hummels' Großtat im Mittelpunkt der Betrachtungen standen. Der eigentliche Hauptdarsteller des Samstagnachmittags, James Rodríguez, kam in den Einlassungen der Kollegen und seines Trainers Jupp Heynckes dagegen nur am Rande vor.

Es musste daran liegen, dass sich die Münchner inzwischen schon daran gewöhnt haben, wie der Kolumbianer seine Ballkunst betreibt.

In Mainz hatte James Rodríguez nach Franck Ribérys Führungstor aus der 33. Minute das entscheidende 2:0 erzielt (44.). Es war eine Aktion, in der sich seine Qualitäten in schneller Folge bestaunen ließen. Corentin Tolissos Flanke hatte er mit der Brust angenommen und direkt danach in einer flüssigen Bewegung volley mit dem linken Fuß vollendet. Eleganz und Effizienz fielen in dieser Szene zusammen, und nahm man die übrigen Eindrücke seines Auftritts hinzu, durfte sein viertes Bundesligator durchaus als Tüpfelchen auf dem I bezeichnet werden. Als fleißiger und prägender Gestalter war der offensive Mittelfeldspieler ja aufgetreten, der dem Spiel der Münchner auf dem dafür nicht gerade prädestinierten Rasen Finesse, Kunstfertigkeit und Inspiration ebenso verlieh wie Zielstrebigkeit. Hinzu kamen zuweilen kämpferische Einlagen wie Balleroberungen und Kopfballduelle.

"Sehr schön" sei das 2:0 gewesen, lobte Hummels. Dass sich James Rodríguez inzwischen defensiv zunehmend einbringe, wollte der Innenverteidiger aber nicht hervorheben. "Da haben wir noch Potenzial", sagte Hummels. Rückfrage der Gesprächspartner: "Wir oder er?" Hummels lächelte und antwortete, sicherlich auch wegen der letzten Eindrücke in Mainz: "Wir."

Mit Heynckes kam der Formanstieg

Was die Eindrücke der Saison angeht, lässt sich bei James David Rodríguez Rubio, 26, inzwischen ein so markanter wie stabiler Formanstieg feststellen. Gekommen war der Leihspieler im Sommer von Real Madrid als Wunschspieler des im Herbst beurlaubten Trainers Carlo Ancelotti und als Fußballer, der noch von seinem Ruhm als Torschützenkönig der WM 2014 zehrte. Doch rasch musste James wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel pausieren und verpasste die ersten beiden Ligaspiele. Er kam danach eher schleppend in Schwung, er schien zu fremdeln mit der neuen Mannschaft, Stadt und Kultur. Von einer Fehlinvestition der 13 Millionen Euro Leihgebühr bis 2019 war bereits die Rede und davon, dass Ancelottis Wunschspieler ohnehin überzählig sei im Mittelfeld. Zudem verdränge er den letzten echten Oberbayern im Kader, Thomas Müller.

Zwar brachte James Rodríguez auch in jener Phase zuweilen seine Klasse ein. Doch von den bisweilen genialen Momenten 2014, als er gegen Brasilien eines der schönsten Tore der jüngeren WM-Geschichte schoss, war er sehr weit entfernt.

So richtig in Form kam er erst, nachdem Heynckes die Mannschaft am 9. Oktober übernahm. Inzwischen stehen in seiner Bilanz neben vier Toren auch sechs Vorlagen in 15 Ligaeinsätzen. Allein in seinen drei Einsätzen nach der Winterpause kam er auf zwei Tore und drei Vorlagen. Heynckes hatte diese Entwicklung zum Musterschüler bereits Mitte Dezember prophezeit. "Ich denke, dass er in Zukunft noch viel wichtiger für uns werden kann - und das höchstwahrscheinlich auch werden wird", sagte der Trainer damals.

Sollte sich der Trend bei James Rodríguez so fortsetzen, dürften auch jene Gerüchte weiter zunehmen, wonach er schon ein Jahr vor dem Ende seiner Leihe wieder zu Real Madrid zurückkehren soll. Doch genauso dürfte das Interesse der Münchner steigen, ihre Kaufoption für 42 Millionen Euro zu ziehen.

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