Jahn Regensburg:1860 wäre "jetzt lieber im Urlaub"

Preussen Muenster v Jahn Regensburg - 3. Liga

Mit einem knappen 1:0 gegen Preußen Münster sichert sich Jahn Regensburg die Relegation. Es geht zum Südderby nach München.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Jahn Regensburg kommt mit Antrieb in die Relegationsspiele gegen 1860 München.
  • Am 26. Mai spielt die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich vor heimischem Publikum, am 30. Mai auswärts in München.
  • Erst vor einem Jahr stieg der Jahn von der Regionalliga Bayern in die 3. Liga auf.

Von Max Ferstl und Christoph Leischwitz

19 Minuten lang hatte Jahn Regensburg den Relegationsplatz verspielt gehabt. Marco Grüttner hatte zweimal den Pfosten getroffen, Marc Lais hatte freistehend vor dem Tor drübergeschossen. Dann war der Verfolger 1. FC Magdeburg in Führung gegangen, der Aufsteiger aus der Oberpfalz hatte da seinen dritten Platz verloren.

Doch so repräsentativ das gesamte Spiel für die Regensburger war, so stimmig war auch der Schluss: Keine Drittliga-Mannschaft hat in der Schlussviertelstunde so viele Tore geschossen wie der Jahn, und dann ist da ja auch noch der nervenstarke Andreas Geipl. "Wenn sonst nichts reingeht, an solchen Tagen braucht man dann einfach so einen Elfmeter", sagte der Kapitän. Einen, den man dann locker und flach in die Mitte des Tores schießt, während der Keeper von Preußen Münster zur Seite springt. In jener 83. Minute hatte sich Regensburg den dritten Platz zurückerobert, und gab ihn hernach auch nicht mehr her.

Schon wieder Entscheidungsspiele

Nun trifft die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich am 26. Mai (zu Hause) und am 30. Mai (auswärts) auf den TSV 1860 München. "Eine tolle Aufgabe, ein schönes Südderby", sagte Herrlich, nachdem der Gegner feststand. Bis zum Sonntag sei freilich keine Zeit gewesen, sich auf mögliche Relegationsgegner vorzubereiten, doch nun habe er in der Vorahnung, was passieren würde fast das gesamte Spiel der Sechziger angesehen, und nur einmal, als Arminia Bielefeld kurzzeitig zurücklag, umgeschaltet.

"Wir kommen mit Antrieb, und Sechzig ist in der Situation, dass sie jetzt lieber im Urlaub wären", sagte er. Sofort nach dem Schlusspfiff in Heidenheim habe er sich daran erinnert, dass vor gut einem Jahr, als er Jahn Regensburg übernahm, eines seiner ersten Spiele gegen die U21 von 1860 ging - die Partie damals endete 1:1.

Schon wieder Entscheidungsspiele. Schon das knappe 1:0 in Münster hatte Erinnerungen geweckt. Vor knapp einem Jahr hatte Mittelfeldspieler Geipl schon einmal einen wichtigen Strafstoß verwandelt, im Rückspiel der Aufstiegs-Playoffs gegen den VfL Wolfsburg II. Am Ende stieg der Jahn auf.

Die Hürde soll jetzt übersprungen werden

Doch sie werden eben auch darüber reden, wie man die Fehler gegen den Drittletzten der zweiten Liga minimieren kann. Die Partie war nämlich auch ein "Spiegelbild" der gesamten Saison gewesen, findet Herrlich. Mit Schwächephasen in der Defensive, die der Gegner nicht nutzte.

Mit Spielern, die sich unglücklich verletzten, diesmal traf es Angreifer Jann George, der ausgewechselt werden musste - er könnte allerdings mit etwas Glück in der Relegation wieder zur Verfügung stehen. Und dann vor allem: die vielen vergebenen Chancen, weshalb man beinahe den dritten Platz noch an die siegreichen Magdeburger verloren hätte.

"Das zieht sich ja durch die ganze Saison", sagte Herrlich mit ruhigem Ton nach dem Spiel, während einige Jahn-Fans im Stadion den Zaun übersprangen und die Spieler herzten, "wir schießen die meisten Tore der Liga, aber wir sind trotzdem sehr ineffizient". Das müsse in den kommenden beiden Spielen anders werden. Euphorisch wurde der Trainer nicht, doch immerhin ließ er sich diesmal zu einem klaren Aufstiegs-Bekenntnis hinreißen: "Wir wollen die Hürde jetzt überspringen und in die zweite Liga hoch."

"Irgendjemand muss ja analytisch bleiben"

Doch Herrlichs Team besitzt inzwischen das Selbstverständnis, auch schwierige Situationen meistern zu können. 21 Mal war Regensburg in dieser Saison in Rückstand geraten, hat danach aber immerhin noch 20 Punkte erwirtschaftet. Nur der MSV Duisburg war in den ersten drei Profiligen nach Rückstand erfolgreicher (22 Punkte). Mit diesem Wissen drängte der Jahn am Samstag auf das wichtige Tor.

Vehement, aber nicht kopflos. Als dem Münsteraner Stéphane Tritz dann der Ball an die Hand sprang und der Schiedsrichter pfiff, war Geipl zur Stelle. Natürlich sei er nach dem Spiel ruhig geblieben, es sei ja noch nichts erreicht. "Irgendjemand muss ja analytisch bleiben", sagte er, gab aber zu, dass er innerlich durchaus aufgewühlt gewesen sei.

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