Jahn Regensburg:Vergangene Strahlkraft

Jahn Regensburg: Gewann als Spieler 1997 mit Dortmund die Champions League, als Trainer fehlen die Erfolge noch: Der frühere Nationalspieler Heiko Herrlich.

Gewann als Spieler 1997 mit Dortmund die Champions League, als Trainer fehlen die Erfolge noch: Der frühere Nationalspieler Heiko Herrlich.

(Foto: Claus Schunk)

Der frühere Nationalspieler Heiko Herrlich übernimmt beim ambitionierten Regionalligisten Jahn Regensburg den Trainerposten und hat eine Menge Arbeit vor sich: Er soll die Fans befrieden und den Aufstieg bewerkstelligen.

Von Christoph Leischwitz

Bei Heiko Herrlichs letztem Auftritt in Regensburg kam es zum Trainerduell mit Markus Weinzierl. Im November 2011 ging es für den damaligen Trainer der SpVgg Unterhaching darum, Anschluss an die Tabellenspitze in der dritten Liga zu halten. Unterhaching verlor in einer vom Gastgeber überaus hart geführten Partie 0:2, und der damalige Jahn-Trainer Weinzierl sagte: "Wir wollten ihnen den Spaß am Fußball nehmen." Das war gelungen, Herrlich war stinksauer. Der SSV Jahn Regensburg stieg später auf, die SpVgg Unterhaching hielt sich gerade so in der Liga.

Vier Jahre später, in der Regionalliga Bayern, wird Heiko Herrlich neuer Jahn-Trainer. Als Nachfolger von Christian Brand, der in Regensburg in einem turbulenten Jahr an den hohen Erwartungen gescheitert war, die es im Verein gibt. Brand hatte sich nach dem Abstieg aus der dritten Liga im Amt halten können, doch als die Mannschaft begann schlechter zu spielen, war er in einem zerstrittenen Umfeld nicht mehr zu halten. Schon am vergangenen Wochenende dann hatte der Jahn auf seiner Weihnachtsfeier Heiko Herrlich als neuen Trainer präsentiert, der 44-Jährige war und ist dem Vernehmen nach auch bereits an der Suche nach neuen Spielern beteiligt. Diesen Dienstag werden auf einer Pressekonferenz der frühere Dortmunder Bundesligaprofi und die genaueren Konditionen seiner Arbeit bekannt gegeben.

"Es gilt nun alle Kräfte im Verein zu bündeln", fordert Herrlich

Sicher ist aber, dass die Wünsche an den Neuen ungefähr so vielfältig sind wie an das Christkind. Besagter Spaß am Fußball, den man beim Jahn zuletzt selbst verloren hatte, steht dabei sogar relativ weit oben auf der Liste. Darüber hinaus soll Herrlich den Spielern verlorenes Selbstvertrauen zurückgeben, weil man kurz vor der Winterpause die Tabellenführung an Wacker Burghausen verloren hatte. Zudem soll er die Fans befrieden und für Ruhe im Verein sorgen. Insofern ist es gar keine Floskel, wenn Herrlich in seinem ersten Statement sagt: "Es gilt nun alle Kräfte im Verein zu bündeln, damit wir am Ende erfolgreich sind. Ich freue mich bereits auf den 11. Januar und den Trainingsstart." Ach ja, aufsteigen soll er natürlich auch noch.

Laut einer ersten Stellungnahme habe Heiko Herrlich "im Auswahlprozess aus Sicht aller Verantwortlichen eine absolut überzeugende Leistung abgeliefert", sagt Jahn-Geschäftsführer Christian Keller. Wobei Herrlich nicht als Erster gefragt worden war - unter anderem soll Timo Rost, Trainer des Regionalligakonkurrenten FC Amberg, einer der Wunschkandidaten gewesen sein. Doch der ehemalige Bundesliga-Profi verlängerte unmittelbar danach seinen bestehenden Vertrag.

Es gehe nun darum, in der restlichen Saison das "volle Potenzial" auszuschöpfen, sagt Keller. Gleichzeitig würden Mannschaft und Trainer "neben viel harter Arbeit auf dem Platz auch die volle Unterstützung aller Beteiligten im Innen- und Außenverhältnis benötigen". Damit spricht der Geschäftsführer die internen Querelen selbst an, die es in den vergangenen Monaten um die Trainerpersonalie gegeben hatte. Zumindest dürften die größten internen Kritiker mit der Entscheidung für Herrlich erst einmal besänftigt sein. Im Vorstand des Muttervereins hatten sie nämlich einen namhaften neuen Trainer gefordert, einen mit Strahlkraft. Die hat Herrlich natürlich, wenngleich eher aufgrund seiner Vergangenheit als Spieler - in seiner Karriere gewann er unter anderem 1997 die Champions League mit Borussia Dortmund und spielte für die Nationalmannschaft. Als Trainer hingegen zählen bislang der dritte Platz als U17-Coach der DFB-Auswahl bei einer WM sowie 2012 der Verbleib mit Unterhaching in der dritten Liga als größte Erfolge.

Zuletzt war Heiko Herrlich bis vergangenen Sommer für die U17 des FC Bayern zuständig, sein Vertrag wurde allerdings nicht verlängert. Damals hieß es kurz, er kehre zurück nach Unterhaching. Dort aber stieg die Mannschaft ab, und die vierte Liga schien für Herrlich dann doch eine Nummer zu klein zu sein. Zumindest rein finanziell dürfte das Regensburger Angebot deutlich interessanter gewesen sein. Den Traum von der dritten Liga werden der neue Trainer und Regensburg sicher teilen.

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