Jahn Regensburg:Überlegen wie beim Schafkopf

Jahn Regensburg - Hannover 96

Kleine Provokationen: Torschütze Max Besuschkow (l.) mit dem Team.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Beim 1:0 gegen Hannover 96 zeigt Jahn Regensburg ein neues Selbstverständnis.

Von Johannes Kirchmeier

Max Besuschkow lief nach seinem Tor am Dienstagabend los, er blickte in Richtung des Fanblocks von Hannover 96 und legte seinen rechten Zeigefinger an den Mund. Man kann die Geste beim Jubel des Regensburger Mittelfeldspielers sportlich für unangebracht halten, doch dazu sollte man wissen: Auch Besuschkow musste vor seinem Elfmetertreffer ein paar Unsportlichkeiten ertragen. Ein Gegner schlug ihm den Ball aus der Hand, ein anderer verzögerte vorsätzlich die Ausführung des Strafstoßes, Fans pfiffen.

So steht die forsche Jubelgeste beim einzigen Tor der Partie zwischen dem SSV Jahn Regensburg und Hannover 96 eben auch ein wenig dafür, dass der finanziell immer noch kleine Jahn sportlich eben nicht mehr der kleine Jahn sein will in der zweiten Fußball-Bundesliga. Nach dem 1:0 (1:0) in ihrer verschneiten Arena sprangen die Regensburger auf Rang fünf, die Aufstiegsplätze sind vor dem bayerischen Derby an diesem Freitag gegen die SpVgg Greuther Fürth (18.30 Uhr) nahe.

"Dass wir Hannover über die Teamleistung schlagen können, haben wir schon gewusst", sagte der vor dem Strafstoß kurz vor der Halbzeitpause Gefoulte Jann George, für Jahn-Verhältnisse ungewohnt deutlich. "Ich glaube schon, dass die Träume da sind, dass man nach oben was erreichen kann. Aber wir haben jetzt nicht das Ziel Aufstieg." Das wäre dann doch etwas übertrieben beim Klub, der das Wort "bodenständig" in seinen Leitprinzipien trägt.

Aber in dieser Spielzeit funktioniert - zumindest bis zum 19. Spieltag - sehr viel bei den Oberpfälzern. Selbst im Schafkopf triumphieren ja die Regensburger: Der Rechtsverteidiger Benedikt Saller gewann in der Winterpause ein vom FC-Bayern-Profi Thomas Müller organisiertes Charity-Turnier am Münchner Nockherberg. Und gegen Hannover fehlten dann etwa die beiden defensiven Mittelfeldspieler Benedikt Gimber und Andreas Geipl gesperrt, dafür brillierten der Torschütze Besuschkow und der nach einer Schultereckgelenkssprengung zurückgekehrte Oliver Hein. Gerade Heins Leistung gefiel dem Trainer Mersad Selimbegovic: "Er hat viele gute Sachen gemacht, viele gute Entscheidungen getroffen und das Spiel gut gelesen." Nun, da Gimber und Geipl zurückkommen, fallen wohl zwei Offensive fürs Fürth-Spiel aus: Sebastian Stolze (mehrere Gesichtsbrüche) und Erik Wekesser, der nach einem Zusammenprall kurzfristig bewusstlos war, aber keine strukturelle Verletzung erlitt.

Unbeeindruckt von den schweren Verletzungen dominierte der Jahn die Partie gegen eines der teuersten Teams der Liga, dem allerdings die mannschaftliche Geschlossenheit der Regensburger und eine echte Spielidee merklich fehlten. Bezeichnend dafür war auch das Duell von Sebastian Nachreiner mit dem 96-Stürmer John Guidetti: Das gewann fast immer Nachreiner, der 2010 in die Landesliga zum SSV Jahn II wechselte und über die Jahre beim Jahn zu einem der besten Verteidiger der zweiten Liga wurde, gegen den Spieler, der 2010 noch beim Großklub Manchester City unter Vertrag stand und bislang 28-mal für die schwedische Nationalmannschaft spielte. Da überrascht es letztlich nicht, dass sich auch das Wort "ambitioniert" in den Leitprinzipien des Regensburger Klubs findet.

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