Jahn Regensburg:Kreative Chaosstifter

Jahn Regensburg - VfL Bochum

Schrei vor Glück: Torschütze Sebastian Stolze (2. v. r.) jubelt über das wegweisende Tor zum 2:0.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der SSV gewinnt zum Auftakt mit 3:1 gegen den VfL Bochum - und ist nun mindestens für einen Tag gemeinsam mit Heidenheim Tabellenführer.

Von Johannes Kirchmeier

Von oben flog Lametta und Konfetti auf die Tribüne herunter, wo die Fans ihre Fahnen und aufblasbaren Gummikissen hin und her wedelten, alle Utensilien wohlgemerkt in den Farben Rot und Weiß. Sie schienen ihre Ankündigung zum Saisonstart also ernst zu meinen: "Der Verein in sicherer Bahn, die Fans im chaotischen Wahn", stand auf einem Transparent unterhalb der Hans-Jakob-Tribüne vor dem ersten Saisonspiel im Stadion des SSV Jahn Regensburg. Zum dritten Mal nacheinander starteten die Regensburger ja schon in eine Zweitliga-Spielzeit, am Sonntag feierten sie einen 3:1 (1:0)-Sieg gegen Bochum. "Es ist wichtig für uns, gleich die drei Punkte mitzunehmen. Wir wollen auch in dieser Saison unser Stadion wieder zur Festung machen", sagte Kapitän Marco Grüttner.

Das Chaos der Fans sollte sich ja im besten Falle übertragen auf den Rasen unten, waren es doch die Oberpfälzer unter ihrem Trainer Achim Beierlorzer, die die Liga in den vergangenen zwei Jahren damit überraschten, dass sie permanenten Druck auf den Gegner ausübten - und Chaos beim Gegner stifteten. Und so mehr Punkte holten, als die meisten erwarteten.

Doch seither hat sich so manches verändert, unter anderem der Trainer: Mersad Selimbegovic ist nun der Chef. Nachdem er zuvor Beierlorzer assistierte, stellte er am Sonntag zum ersten Mal eine Profielf auf, Beierlorzer arbeitet nun in Köln. Der Auftakt war daher schon gespannt erwartet worden in der Oberpfalz, wo sich die Selimbegovic-Elf dann das gesamte Spiel spritziger und kreativer zeigte. "Wir haben unser Spiel einfach durchgezogen und haben mehr Druck gemacht", sagte der Coach.

Doch so ein Eindruck fördert noch lange keine Torgelegenheiten zu Tage. Lediglich nach einer Ecke wurde es anfangs gefährlich, als der Innenverteidiger Marcel Correia den Ball in den Fünfmeterraum zu Max Besuschkow ablegte, der ihn dann jedoch irgendwie übers Tor stöpselte (15.). Besuschkow war es später auch, der nach einem Konter elfmeterwürdig gefoult wurde (31.). Doch Schiedsrichter Robert Schröder nahm den Strafstoß nach einem Gespräch mit dem Videoassistenten Sven Waschitzki zurück, Angreifer Grüttner war zuvor im Abseits gestanden.

Die Jahnelf ließ sich davon nicht beeindrucken und kombinierte sich weiter durch die Abwehr der Bochumer, die das erstaunlicherweise nahezu ohne Gegenwehr zuließ. So fiel das 1:0: Sebastian Stolze lief von seiner linken Außenbahn in die Mitte, passte von dort aus dem rechten Flügelspieler Benedikt Saller in den Lauf, dessen Schuss der VfL-Verteidiger Vitaly Janelt ins Tor abfälschte (42.). Trotz zweier Wechsel der Bochumer waren die Regensburger auch in der zweiten Hälfte stärker - und gleich effektiv: Nach einer Flanke des Rechtsverteidigers Oliver Hain traf Vorlagengeber Stolze nun selbst (50.). "Die waren griffig und wollten das Spiel einfach mehr gewinnen", fand VfL-Kapitän Anthony Losilla. Es sah wenig danach aus, als würde sein Team noch einmal Spannung in die Partie bringen. Immer wieder störten die Regensburger erfolgreich, bei denen erstmals Alexander Meyer im Tor stand und einen ähnlich sicheren Eindruck machte wie in den vergangenen Jahren Philipp Pentke. Daran änderte auch der Fakt nichts, dass der VfL durch einen Elfmeter von Danny Blum noch das 1:2 schaffte, Andreas Geipl wischte zuvor eine Flanke mit seinem Oberarm weg (74.).

Zu mehr Chancen kamen die Bochumer aber nicht. Der Weggang von Lukas Hinterseer (Hamburger SV), der in der Vorsaison drei seiner 18 Tore gegen den Jahn erzielte, eröffnet ihnen vermutlich eine zähe Saison. Ganz anders sieht es in Regensburg aus: Die Jahn-Anhänger bejubelten mit der letzten Aktion des Spiels das 3:1 durch den eingewechselten Tom Baack, im Sommer übrigens aus Bochum gekommen, und die Tabellenführung zum Start. Das Lametta hing immer noch vom Dach der Tribüne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: