Jahn Regensburg:Für die Fans und die Steuerzahler

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Letzter Auftritt: Zum Abschied aus Regensburg erlebt Christian Brand eine 1:2-Niederlage in Schweinfurt und hat nicht mehr viel zu mitzuteilen. (Foto: imago)

In seinem letzten Spiel beim Jahn verliert der entlassene Trainer Brand die Tabellenführung.

Am Freitagabend musste Christian Brand seine letzte Pressekonferenz als Trainer des Fußball-Regionalligisten Jahn Regensburg besuchen. Neben ihm saß Gerd Klaus, Übungsleiter des FC Schweinfurt 05, der soeben 2:1 (2:0) gewonnen hatte. "Ich schaue gerade meinen Kollegen an", sagte Klaus und schaute Brand an: "Der war Tabellenführer und ist entlassen worden. Ich war Tabellenletzter und bin nicht entlassen worden." Regensburg ist nun nicht mehr Erster und der FC ist nicht mehr Letzter, also folgerte Klaus, "dass wir einen wahnsinnig guten Präsidenten haben, der auch mal einen Weitblick hat".

In Regensburg ist das Geflecht aus Personen, die Entscheidungen treffen, weitaus komplexer, und die Blickwinkel sind sehr verschieden. Geschäftsführer Christian Keller wollte, ebenso wie die Mannschaft, mit Brand weiterarbeiten; doch der Druck aus den verschiedenen Vereinsgremien wurde im Herbst immer größer, als der Jahn als Drittliga-Absteiger nicht mehr so regelmäßig siegte wie noch im Sommer. Weil die neue Arena steht, ist auch der Druck aus politischen Kreisen enorm: Der Jahn muss unbedingt aufsteigen, da herrscht überall Einigkeit. Man habe "eine Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler", sagte SSV-Vorstandschef Hans Rothammer der Mittelbayerischen. Die "Brand-muss-raus"-Rufe von den Rängen hätten auch ihren Teil zur Entlassung beigetragen: "Die Fans sind unsere Kunden, und ihre Haltung fließt selbstverständlich in unsere Meinungsbildung ein."

Die kuriose Kompromisslösung lautete, Brand zu feuern, aber noch zwei Spiele an der Seitenlinie stehen zu lassen. Die Bilanz der Aktion: ein Sieg gegen Unterhaching und die Stellungnahme der Mannschaft, die sich "Pro-Brand"-T-Shirts überzog; eine Niederlage in Schweinfurt und der Konter der mitgereisten Fans, die "Pro-Jahn"-T-Shirts trugen. Auch die Stimmung zwischen Mannschaft und Anhängern ist nun schwer belastet.

Und wenn die Haltung der Fans in die Meinungsbildung einfließt, müssen sich die Gremien nun auch Gedanken über Geschäftsführer Keller machen. Ihn sehen viele neben Brand als zweiten Schuldigen; der Kader sei zwar teuer, aber falsch zusammengestellt. Brand und Keller verantworteten zudem in der vergangenen Saison den Abstieg aus der dritten Liga, das haben ihnen die Fans offenkundig nicht verziehen. Bereits im Sommer schrieben Unbekannte auf eine große Werbetafel in der Innenstadt, dass ein neuer Jahn-Geschäftsführer gesucht werde, um aus dem "Keller raus" zu kommen.

"Wenn wir nach dem Winter keine Ergebnisse liefern, wird der Unmut kommen", ahnt Keller. In der Pause soll er neben einem neuen Trainer auch noch, in Absprache mit dem Coach, neue Spieler holen. Es gebe nun "zeitnah eine Sitzung der Gremien, in der das Anforderungsprofil festgelegt wird", sagt Keller, der sich aber aller Einmischung zum Trotz nicht entmachtet fühlt: "Ich bin der, der den Vertrag unterschreibt."

Weil Burghausen am Samstag in Unterhaching siegte (1:0), geht der Jahn als Zweiter in die Pause. Nach einer ersten Spielhälfte, in der sich die Mannschaft überrumpeln ließ. Und nach einer zweiten Spielhälfte, in der sie zwar kämpfte, aber außer dem Foulelfmeter zum 1:2 durch Kolja Pusch (60.) keine Torchancen verzeichnete. Christian Brand hatte zu alldem bei seinem letzten Auftritt nicht mehr viel mitzuteilen. "Dem Gerd und seinen Jungs Glückwunsch", sagte er, "ich glaube, das tut den Leuten hier in Schweinfurt gut und auch dem Verein." Was dem Jahn gut tut und den Leuten in Regensburg, muss nicht länger seine Sorge sein.

© SZ vom 30.11.2015 / fema, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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