Live auf Instagram:Mit Schusswaffe im Stripclub

Live auf Instagram: Ja Morant von den Memphis Grizzlies gilt als phänomenaler Basketballer, er ist rasend schnell und dunkt selbst über die Größten hinweg. Sein Verhalten abseits des Parketts sorgt nun für Debatten.

Ja Morant von den Memphis Grizzlies gilt als phänomenaler Basketballer, er ist rasend schnell und dunkt selbst über die Größten hinweg. Sein Verhalten abseits des Parketts sorgt nun für Debatten.

(Foto: Michael Wyke/AP)

Das Verhalten von Ja Morant, einem der besten US-Basketballer, könnte seine vielversprechende Karriere abrupt unterbrechen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der große Sportphilosoph und frühere Basketballprofi Shaquille O'Neal, Spitzname "The Big Aristotle", hat die richtigen drei Fragen an den Basketballprofi Ja Morant gerichtet: "Warum bist du ohne Shirt in einem Stripclub? Warum läufst du da mit einer Waffe rum? Und warum strahlst du selbst das Ganze live in sozialen Medien aus?" Damit ist der Fall Morant akkurat umrissen: Der Aufbauspieler der Memphis Grizzlies hat sich nach seinem nächtlichen Ausflug nahe Denver entschuldigt, er werde "eine Auszeit nehmen und versuchen, Methoden zu lernen, wie ich mit Stress besser umgehen kann", erklärte Morant.

Sein Verein hat ihn zunächst für zwei und nun für weitere vier Partien suspendiert. Die Polizei stellte die Ermittlungen zwar ein, weil sie keinen Grund für ein Vergehen sah, doch man wird abwarten müssen, was die Antwort auf die drei drängenden Fragen ergibt. Entscheidend aus Sicht der US-Basketballliga NBA ist vor allem, ob der 23 Jahre alte Morant die Waffe schon im Mannschaftsflugzeug bei sich hatte oder sie sonst im Umfeld seines Arbeitgebers mitführte. Sollte das der Fall gewesen sein, droht ihm arbeitsrechtlich eine Strafe, die seine Karriere abrupt unterbrechen könnte.

Die Rede ist sogar von einer Sperre bis zu 50 Partien. Mit einer entsprechenden Sanktion in einem vergleichbaren Fall hatte 2010 der damalige Liga-Boss David Stern den Quertreiber Gilbert Arenas von den Washington Wizards belegt, weil dieser bei einem Streit in der Umkleide mit einer Waffe herumgewedelt hatte. Für Moran würde es sich dann um mehr als nur einen Denkzettel handeln: Eine solche Strafe würde einen der besten Basketballer der NBA kurz vor den Playoffs aus dem Verkehr ziehen.

Die Angelegenheit ist ernst, nicht nur für Morant: Spätestens seit der vergangenen Saison, als er Memphis auf Platz zwei der Setzliste der Western Conference führte, gilt er als eine Liga-Attraktion: Denn seit Michael Jordan ist keiner mehr so spektakulär durch die Luft geflogen. Und teuer ist er ebenfalls. In dieser Spielzeit verdient er 12,1 Millionen Dollar. Danach tritt die in der vergangenen Sommerpause verhandelte Vertragsverlängerung in Kraft, die ihm inklusive diverser Boni (etwa im Fall einer Wahl in ein All-NBA-Team) künftig 231 Millionen Dollar in fünf Jahren einbringen könnte - also mehr als 46 Millionen pro Saison.

Morant, der aus South Carolina stammt, könnte später inklusive Werbeverträgen und weiteren Einkommensströmen sogar noch mehr verdienen - wenn er es sich nicht selbst vermasselt. Wie nämlich herauskam, hatte es in der Sommerpause zwei weitere Vorfälle gegeben: Nach einer Basketball-Zockerei in seinem Garten mit Jugendlichen aus der Gegend hatte er einen 17-Jährigen mit einer Waffe bedroht. Und er geriet mit seiner Entourage in einen Streit mit dem Sicherheitspersonal eines Einkaufszentrums. Beide Male wurde die Polizei gerufen, es gibt davon Protokolle; verhaftet oder angeklagt wurde aber niemand.

Live auf Instagram: Deutliche Worte an Morant: Shaquille O'Neal, heute Fernsehexperte für die NBA.

Deutliche Worte an Morant: Shaquille O'Neal, heute Fernsehexperte für die NBA.

(Foto: Rick Bowmer/AP)

"Du bist kein Rapper, du bist Sportler", so wies Shaquille O'Neal, 51, den jungen Profi Morant öffentlich zurecht: "Das gilt für alle: Bevor ihr so eine derart dumme Entscheidung trefft, denkt an die Konsequenzen." O'Neals Ermahnungen waren nicht nur an Morant gerichtet, sie zielten auf einen größeren Kontext, an die Stellung von prominenten People of Color. In der NBA könnten nun alle darüber reden, dass die Grizzlies schon wieder auf Platz zwei stehen, vor den Phoenix Suns, vor den Dallas Mavericks, vor den LA Clippers, dass sie ein ernstzunehmender Titelkandidat sind. Stattdessen geht es nun um einen Schwarzen, der in einem Stripclub in Glendale mit einer Pistole hantierte - zu besichtigen live auf Instagram.

"Es ist allein seine Schuld, er muss jetzt damit umgehen. Wir müssen aufhören, uns in Situationen zu bringen, die uns den Lohn unserer harten Arbeit kosten können", sagt O'Neal. Er meinte das durchaus solidarisch, formulierte aber ein entschiedenes Urteil: "Das ist kein Fehler, es ist eine dumme Entscheidung, die er bewusst getroffen hat. Es gibt keine Entschuldigung dafür - und wir kennen die Regeln. Wir wissen, was wir tun dürfen und was nicht. Benutze deinen Verstand." Wer würde dem Aristoteles des Basketballs widersprechen wollen?

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