Italienischer Fußball:Oh, Italien!

Serie A - Inter Milan vs Benevento Calcio

Éder Citadin Martins von Inter Mailand.

(Foto: REUTERS)

Einst wurde in Italien mit Träumen gehandelt, im Fußball wie in der Politik. Doch der Glamour ist verweht, die Traditionsclubs gehören Chinesen und selbst Berlusconi zeigt kein Interesse. Wie konnte das passieren?

Von Birgit Schönau

Ein kalter Märzabend im Giuseppe-Meazza-Stadion. Zur Stadtmeisterschaft empfängt die Associazione Calcio Milan ihre Lokalrivalin FC Internazionale. Auf den Rängen johlen 70 000 Zuschauer, ein paar Hundert Millionen sind weltweit an den Fernsehern dabei. Auf der VIP-Tribüne hält, umgeben von einer Schar verzückter Adepten, Silvio Berlusconi Hof: Milan-Besitzer, Medienzar und mit seinem Wahlverein Forza Italia Oppositionsführer im Parlament. Gleich nebenan sein Gegenpart Massimo Moratti, Inter-Patron, Öl-Tycoon und Brieffreund von südamerikanischen Revolutionären. Die Clans der Berlusconis und der Morattis haben nicht nur die beiden Traditionsklubs untereinander aufgeteilt, ihnen gehört quasi die Stadt. Da ist es nur folgerichtig, dass Italien bald wieder von Berlusconi regiert wird und Mailand von Morattis Schwägerin Letizia, die Mitglied bei Forza Italia ist. Zunächst aber wird Fußball gespielt, Inter gewinnt 3:0. Diego Simeone trifft doppelt, Ronaldo gelingt ein pflaumenweiches Tor. Milans Offensivmänner George Weah und Patrick Kluivert können gegen Beppe Bergomi und Gianluca Pagliuca nichts ausrichten, die von Paolo Maldini dirigierte Defensive hat das Nachsehen an diesem 22. März 1998.

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