Isabelle Baumann:Leiser Rücktritt

Die 42 Jahre alte Österreicherin und Ehefrau von Dieter Baumann war mehr als ein Jahrzehnt lang die bekannteste deutsche Leichtathletik-Trainerin.

Von Robert Hartmann

In das öffentliche Scheinwerferlicht rückte die ebenso zurückhaltende wie selbstbewusste Frau mit einem Paukenschlag, als sie ihren damaligen Freund Dieter Baumann in Barcelona 1992 zum Olympiasieg im 5000-m-Lauf führte. Wenige Wochen später heirateten die beiden, und bald war sie sogar die Bundestrainerin für die männlichen 10.000-m-Läufer.

Von diesem Amt trat sie im Jahr 2000 wieder zurück, innerlich zerrissen vom mysteriösen Dopingfall um ihren Ehemann. Sie erfuhr, dass die Funktionäre ihr die Rückendeckung entzogen hatten. Sie sagte sogar, dass der Vizepräsident Recht, der heutige Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop, sie als Drahtzieherin verdächtigte. Genugtuung und Bestätigung war dann nach der zweijährigen Wettkampfsperre Dieter Baumanns zweiter Platz bei den Europameisterschaften in München 2002 auf der 10.000-m-Strecke mit schon 37 Jahren. Zu dieser Zeit baute das Ehepaar in Tübingen schon ein Laufteam mit einen Dutzend Köpfen auf, darunter deutsche Meister wie Wolfram Müller und Filmon Ghirmai.

Es besteht heute noch, und seine Betreuung hat mittlerweile Dieter Baumann übernommen. Sie sagt: "aus Pflichtbewusstsein." Die fachliche und menschliche Qualifikation suchten bei der Trainerin auch noch bundesweit die derzeit besten Läuferinnen, Irina Mikitenko, die 5000-m-Olympia-Siebte von Athen 2004, Sabrina Mockenhaupt und Claudia Gesell. Aber jetzt spricht Isabelle Baumann von einem lange vorbereiteten Entschluss zum Rücktritt. "Ich bin nicht mehr fasziniert genug. Das ist mir verloren gegangen." Sie habe endlich mehr Zeit für die eigenen sechs und zehn Jahre alten Kinder. Inzwischen ist sie in Tübingen Gymnasiallehrerin für Englisch und Sport und fühlt sich "tierisch wohl in der Schule".

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