Süddeutsche Zeitung

Fußball:Iranerin stirbt nach Verhaftung wegen Stadionverbots

  • Nachdem eine junge Frau verhaftet wurde, weil sie ein Spiel ihrer Lieblingsmannschaft besuchen wollte, zündete sie sich vor einem Teheraner Gericht selbst an.
  • Am Montag ist sie an ihren Verletzungen gestorben. Ihr Tod hat zu Protesten in den sozialen Medien geführt.
  • In Iran ist Frauen der Besuch von Fußballspielen im Stadion untersagt.

Die junge Iranerin Sahar Khodayari ist gestorben, nachdem sie sich in der vergangenen Woche vor einem Teheraner Gericht mit Benzin übergossen und angezündet hatte. Am Montagabend erlag sie im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen, wie iranische Medien am Dienstag berichten. Die Frau war von der Polizei festgenommen worden, nachdem sie im März versucht hatte, bei einem Spiel von Esteghlal Teheran in Asiens Champions League ins Stadion zu gelangen.

Im Iran ist Frauen der Besuch von Fußballspielen im Stadion untersagt, Khodayari drohten sechs Monate Haft. Offenbar aus Angst vor dem Gefängnis zündete sich die junge Frau an. Wie ihre Schwester einem Onlineportal berichtete, soll sie eine bipolare Störung gehabt haben und in ärztlicher Behandlung gewesen sein.

Ihr Tod hat heftige Proteste der Iraner in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Die Wut richtet sich gegen Polizei und Justiz, auch die Politik hat reagiert. Weil die Farbe ihres Lieblingsvereins Blau ist und die Frau bei der Verhaftung eine blaue Perücke trug, twittern viele Iraner unter dem Hashtag #BlueGirl. Das Stadionverbot für Frauen führt schon seit Beginn der islamischen Revolution im Jahr 1979 immer wieder zu Diskussionen und Protesten im Iran. Es sei für Frauen eine Sünde, "halbnackten Männern beim Spielen zuzuschauen", so argumentieren konservative Glaubensführer im Iran.

Obwohl auch Präsident Hassan Ruhani gegen das Verbot ist, konnte er sich bis jetzt nicht gegen den erzkonservativen Klerus des Landes durchsetzen. Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte den iranischen Fußballverband unter Druck gesetzt, Frauen künftig den Stadionbesuch zu erlauben. In einem Brief an den iranischen Verbandschef Mehdi Taj forderte Infantino im Juni, entsprechende Maßnahmen seitens der Fußballfunktionäre, aber auch seitens der staatlichen Autoritäten zuzusichern.

"Ich möchte noch einmal betonen, dass es wirklich unerlässlich ist, dass wir hier Fortschritte machen und dass wir diese zusammen machen", hieß es in dem Brief. Als reaktion auf Infantino erlaubte der Iran Frauen den Zutritt für das am 10. Oktober stattfindende WM-Qualifikationsspiel gegen Kambodscha.

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SZ.de/dpa/schm/olkl
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