Iran:Frauen im Azadi-Stadion

Lesezeit: 1 min

Frauen mit Vuvuzela: ein Bild aus Teheran vom Mittwochabend. (Foto: Ebrahim Noroozi/dpa)

Erstmals seit 37 Jahren dürfen wieder Frauen ins Fußballstadion. Sie hatten sich das Public-Viewing-Erlebnis in Teheran zuvor erkämpft.

Erstmals seit 37 Jahren durften in Teheran Frauen ins Fußballstadion - zum Public Viewing. Mit bunten Mützen, den Nationalfarben auf den Wangen, Fahnen um den Hals und Vuvuzelas waren sie gekommen, um Geschichte zu schreiben. Doch die Staatsmacht ließ sie zunächst nicht ins Azadi-Stadion, die Polizei blockierte die Eingänge. Nach einer Stunde mit Protesten, Sitzblockaden und Diskussionen war die iranische Revolution aber nicht mehr aufzuhalten: Die Frauen strömten in die Fußballarena in Teheran.

Während auf der großen Videowand das WM-Spiel gegen Spanien lief, feierten Tausende auf der Tribüne sich selbst - und einen historischen Moment. Fotos und Videos auf Twitter und Instagram zeigten der Welt, dass der Bann gebrochen war. Das Stadionverbot für Frauen, das der einflussreiche Klerus nach der Islamischen Revolution 1979 verhängt hatte, war aufgehoben - noch nicht für Live-Fußball, aber immerhin für Public Viewing.

Bislang war das größte Stadion des Landes, das auf Deutsch "Freiheit" heißt, für Frauen verbotenes Terrain, wie alle anderen Arenen auch, wenn Männer spielen - seit Oktober 1981. Offiziell sollten sie damit vor vulgären Äußerungen und Gesängen der Männer geschützt werden. Wer hinein wollte, musste sich einen Bart ankleben und sich als Mann verkleiden; wer erwischt wurde, wurde verhaftet. Auch beim 1:0-Auftaktsieg der Iraner gegen Marokko waren alle geplanten Public-Viewing-Veranstaltungen noch abgesagt worden. Danach feierten und tanzten Zehntausende in Teherans Straßen - auch Frauen.

Als am Mittwochabend nach offizieller Ankündigung, kurzfristiger Absage wegen "Infrastrukturproblemen" und dem endgültigen Okay aus dem Innenministerium die Frauen ins Stadion strömten, verbreitete auch die Fifa Fotos - ebenso der offizielle Twitter-Account der iranischen Nationalmannschaft. Die Spieler wollten sich aber nicht äußern. Sie verwiesen auf die Aussage von Kapitän Masoud Shojaei, man wolle das Thema "in der Familie klären".

© SZ vom 22.06.2018 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: