IOC-Präsident:"Erschreckender und beispielloser Angriff auf die Integrität des Sports"

IOC-Präsident: Wird die russische Flagge bei den Olympischen Spielen in Rio fehlen?

Wird die russische Flagge bei den Olympischen Spielen in Rio fehlen?

(Foto: AP)
  • Die Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada werfen Russland staatlich gesteuertes Doping vor.
  • Das russische Sportministerium habe Doping-Manipulationen "geleitet, kontrolliert und überwacht", heißt es in dem Report von Chefermittler Richard McLaren.
  • Die Wada fordert den Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Thomas Bach hat mit Entsetzen auf die Veröffentlichung des McLaren-Reports zum jahrelangen systematischen Doping in Russland reagiert und erste Entscheidungen für Dienstag angekündigt.

"Die Ergebnisse des Berichts zeigen einen erschreckenden und beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele", wurde der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in einer Stellungnahme zitiert: "Daher wird das IOC nicht zögern, die härtesten Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation zu treffen."

Das IOC werde die komplexen und detaillierten Anschuldigungen insbesondere gegen das russische Sportministerium prüfen. In einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz werde das IOC-Exekutivboard am Dienstag beraten, um erste Entscheidungen zu treffen, die auch "vorläufige Maßnahmen und Sanktionen" mit Blick auf Rio 2016 beinhalten könnten.

Die Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada haben Russland zuvor staatlich gesteuertes Doping vorgeworfen. Der am Montag in Toronto vorgelegte 97-seitige Untersuchungsbericht führe zahlreiche gravierende Belege für die Verwicklung von staatlichen Stellen in den Sportbetrug auf, sagte Wada-Chefermittler Richard McLaren. Unter anderem das russische Sportministerium sei darin verwickelt.

So seien im Moskauer Anti-Doping-Labor über Jahre hinweg positive Proben verschwunden, um gedopte russische Athleten zu schützen. Das russische Sportministerium habe die Manipulationen "geleitet, kontrolliert und überwacht", sagte McLaren. Auch der Geheimdienst FSB spiele eine Rolle.

McLaren sagte, die Untersuchung sei unabhängig und transparent abgelaufen. Der Kanadier war von der Wada mit der Untersuchung betraut worden.

Nach der Veröffentlichung des McLaren-Reports forderte die Wada den Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. "Die Wada ruft die Sportbewegung auf, den russischen Sportlern die Teilnahme an internationalen Sportereignissen inklusive Rio zu verwehren, bis sich ein Kulturwandel vollzogen hat", teilte Sprecher Ben Nichols auf Twitter mit.

Eine Entscheidung über eine mögliche Sperre Russlands muss nun das Internationale Olympische Komitee (IOC) treffen, McLaren und die Wada haben keinerlei Entscheidungsbefugnis. McLaren sagte auch, sein Job sei es gewesen, Fakten zu sammeln und zusammenzustellen, nicht aber Empfehlungen zu geben.

Russland verspricht, sich für die Teilnahme seiner Sportler einzusetzen

Russland reagierte noch vor der Veröffentlichung auf den Report. Das Land wolle sich mit allen Mitteln für eine Teilnahme seiner Sportler an den Olympischen Spielen einsetzen. "Es gibt ein ganzes Arsenal an legalen Mitteln für die Verteidigung der Interessen der Sportler, und Russland wird dieses Arsenal bis zum Letzten ausschöpfen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Der McLaren-Bericht gilt als Grundlage für weitere Diskussionen über einen eventuellen kompletten Ausschluss Russlands von den Sommerspielen in Brasilien im August. Die Bekämpfung des Dopings sei eine Priorität für Russland, bekräftigte Peskow. Es dürften aber nicht unschuldige Sportler für die Taten anderer bestraft werden.

Russische Leichtathleten sind wegen massiver Dopingvorwürfe bereits von den Sommerspielen ausgeschlossen. Nun könnte es auch alle anderen russischen Sportler treffen. Die Entscheidung darüber fällt in letzter Instanz das IOC.

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